Der Sturm-Trainer übernimmt offiziell Anfang Jänner, leitet jedoch bereits kommende Woche den Lehrgang. ÖFB-Präsident Leo Windtner hält den Deutschen für den „absolut Besten“.
Am Ende hat sich der Favorit durchgesetzt: Franco Foda ist neuer Teamchef des österreichischen Nationalteams. „Wir haben aus der Reihe der verfügbaren Kandidaten, den nach unserer Auffassung absolut Besten ausgewählt“, betonte ÖFB-Präsident Leo Windtner in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Sportdirektor Peter Schöttel am Montag in Wien. Mit Foda, 51, fungiert erstmals ein Deutscher als oberster Fußballlehrer in Österreich – offiziell ab 1. Jänner 2018 bis zum Ende der Qualifikation für die EM 2020 bzw. bis Turnierende im Falle der Teilnahme. Die offizielle Präsentation erfolgt am Dienstag (12.30 Uhr, live ORF Sport+).
Für den bevorstehenden Lehrgang ab 6. November in Marbella inklusive Freundschaftsspiel gegen Uruguay in Wien (14. November) wird Foda von Sturm Graz beurlaubt, im neuen Jahr wechselt er mit den Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics zum ÖFB. Die Auflösung seines bis 2019 laufenden Vertrags in Graz erfolgte laut Windtner zu „fairen Bedingungen“, zudem verdiene er deutlich weniger als Marcel Koller.
Potenzial zur Galionsfigur
Als ausschlaggebende Argumente für Foda nannte der ÖFB-Präsident umfassende Kenntnisse der heimischen Fußballszene und akribische Arbeit auch in kleineren Strukturen. Am Ende stimmte das Präsidium mit Landespräsidenten und Bundesliga-Vertretern mit 13:0 Stimmen für Windtners Vorschlag, der von seiner Wahl überzeugt ist: „Ich traue ihm zu, dass er eine Galionsfigur wird, wie es Marcel Koller zumindest eine Zeit lang war.“
Neo-Sportdirektor Peter Schöttel war um Transparenz bemüht, hatten doch im Vorfeld seiner Bestellung fragwürdige Wortmeldungen ebenso wie Indiskretionen seitens des ÖFB für ein schlechtes Licht gesorgt. Demnach befanden sich mit dem Schweizer Rene Weiler (zuletzt RSC Anderlecht), Niko Kovac (Frankfurt) oder Markus Weinzierl (zuletzt Schalke) internationale Trainer genauso wie die erfolgreichen Österreicher Adi Hütter oder Peter Stöger auf seiner Ausgangsliste. Mit Letzterem wurde bis zuletzt Kontakt gehalten, für den Fall, dass sich seine Vertragssituation beim 1. FC Köln ändern sollte – „eine echte Hängepartie“.
Auf der Shortlist fanden sich schlussendlich drei wenig überraschende Namen: Neben Foda jener von Austria-Trainer Thorsten Fink und Rekordnationalspieler Andreas Herzog. ÖFB-Präsident Windtner bescheinigte allen drei „zu 100 Prozent die Qualität, das Nationalteam zu betreuen“, nach finalen Gesprächen mit den Kandidaten legte er sich auf Foda fest.
Wahl-Österreicher
Der gebürtige Mainzer ist mit einer Unterbrechung seit 1997 in Graz aktiv und sesshaft, zunächst feierte er als Spieler zwei Meistertitel und spielte mit Sturm in der Champions League. Nach dem Karriereende 2001 arbeitete sich Foda über Nachwuchs und zweite Mannschaft zum Cheftrainer hinauf. In drei Amtszeiten (2003, 2006 bis 2012, ab 2014) betreute er über 400 Spiele und feierte 2011 den Titel. Damals wurde er schon als ÖFB-Teamchef gehandelt, doch die Wahl fiel auf Koller und Foda wagte ein wenig erfolgreiches Gastspiel bei Kaiserslautern in der zweiten deutschen Liga.
Taktisch hat sich Foda in den letzten Jahren deutlich weiter entwickelt, nicht umsonst lacht Sturm aktuell von der Tabellenspitze. Der zweimalige deutsche Nationalspieler lässt variabel mit Dreier- oder Viererkette und ein aktives Gegenpressing spielen. Zudem schafft es der 51-Jährige immer wieder junge Spieler in die Mannschaft zu integrieren – wesentlich für den Umbruch im Nationalteam. Gleichzeitig werden ihm jedoch Schwierigkeiten mit nicht ganz einfachen Charakteren nachgesagt.
Windtner sieht ein „gutes Setup“: „Franco verkörpert sehr viel, ich traue ihm zu mit dieser Mannschaft in den nächsten Jahren sehr erfolgreich zu arbeiten.“ Das erste Pflichtspiel erwartet Foda erst im Herbst 2018, das Ziel ist klar: Die Qualifikation für die EM 2020.
(APA)