FC Burnley: Zwischen Träumen und Tatsachen

Ashley Barnes (r.) spielte einst für Österreich, nun sorgt er im Mutterland des Fußballs für Aufsehen.
Ashley Barnes (r.) spielte einst für Österreich, nun sorgt er im Mutterland des Fußballs für Aufsehen. (c) imago/Action Plus
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Champions League im Turf Moor? FC Burnley, der sparsamste Verein der Premier League, mischt im Konzert der Großen mit. Sich dort aber zu etablieren, bleibt unmöglich.

Burnley/Wien. Die Premier League ist eine Dreiklassengesellschaft: Die Großklubs aus Manchester und London regieren, auch der FC Liverpool gehört zur Spitzengruppe, es folgen Mittelständler wie Everton, dahinter herrscht in einer Liga mit drei Fixabsteigern der immerwährende Abstiegskampf. Die aktuelle Tabelle spiegelt diese Machtverhältnisse wider, eine Ausnahme aber findet sich. Der FC Burnley liegt nach 17 Runden auf Platz sechs, punktegleich mit Tottenham (4.) und Liverpool (5.) und noch vor Arsenal (7.).

Damit ist der Abstiegskandidat dort, wo er eigentlich nicht hingehört: in Reichweite eines Europacupplatzes. Am Mittwoch, für 24 Stunden, rangierte die Truppe aus der Grafschaft Lancashire, knapp 50 Kilometer nördlich von Manchester, sogar auf Platz vier, so hoch wie seit Gründung der Premier League noch nie. Burnleys Dilemma: Der Klub ist chancenlos, sich dort oben zu etablieren.

Wie aber schafft es ein Verein aus einer 70.000-Einwohner-Stadt, im zweiten Jahr nach dem Aufstieg und nach Platz 16 in der Vorsaison bei den Großen mitzumischen? Stars finden sich keine im bescheidenen Kader, nur 34 Millionen Euro hat Burnley im Sommer für neue Spieler ausgegeben, das ist der Tiefstwert der Premier League.

Ein Mann fürs ÖFB-Team?

Den jüngsten Sieg gegen Stoke City verdanken die „Clarets“ (Weinroten) dem 28-jährigen Ashley Barnes. Der englische Stürmer hat eine österreichische Großmutter, spielte 2008 einmal für die ÖFB-U20-Auswahl. Gegen Stoke erzielte er den nicht sonderlich verdienten Siegestreffer. Es war der sechste von Burnleys neun Saisonsiegen, der 1:0 endete, erst in drei Partien gelang mehr als ein Tor. Doch auch an Tormann Nick Pope, Ersatzmann für die verletzte Nummer eins, Tom Heaton, verzweifeln Englands Angreifer reihenweise, achtmal hielt Burnley die Null, nur Manchester United gelang das bisher öfter (neunmal). Die im Schnitt 20.000 Fans im Turf Moor haben in neun Heimspielen erst zehn Tore gesehen, das sind fünf weniger als in jeder anderen Arena der Premier League. In der Offensive ist Solospitze Chris Wood, ein Neuseeländer, noch am treffsichersten (vier Tore), er ist der teuerste Spieler im Kader, kam im Sommer für 16 Millionen Euro vom Zweitligisten Leeds United.

Trainer Sean Dyche, 46, ist ein stämmiger ehemaliger Verteidiger mit Glatze und Bart, sein Äußeres ähnelt seiner Spielphilosophie: laufstark, kämpferisch, kein Firlefanz – wie es bei Wind, Regen und widrigen Bedingungen eben zielführend ist, wenn man kein Starensemble zur Verfügung hat.

Seit fünf Jahren steht Dyche in Burnley an der Seitenlinie, eine bemerkenswert lange Amtszeit für einen Manager in England. Übernommen hat er den Klub auf Platz 14 der zweiten Liga. Burnleys Erfolg in der Premier League zeigt, dass auch in der besten Liga der Welt hinter den Topklubs viel Mittelmaß herrscht. Einzig die horrenden Transfersummen und Gehälter für Durchschnittsspieler täuschen darüber hinweg.

Der Blick nach Leicester

In den illustren Kreis der großen Sechs (City, United, Chelsea, Tottenham, Arsenal, Liverpool) vorzustoßen, ist auch für Dyche und Burnley illusorisch. „Im Fußball geht es um Tatsachen, aber auch um Träume. Es ist eine harte Aufgabe für uns, auf diesem Niveau Spiele zu gewinnen“, erklärt Dyche. Was aber die Träume angehe, „hat Leicester im Fußball alle Grenzen gesprengt“. 2016 hat Claudio Ranieri den Außenseiter zwar sensationell zum englischen Meister gemacht, doch auch als solcher war die Phalanx der Großklubs nicht dauerhaft zu brechen. Leicester fand sich schnell im Abstiegskampf wieder, Ranieri wurde entlassen. Auch West Ham, Southampton und Everton vermochten eine Weile zu ärgern, am Ende erwies sich die Spitzengruppe dann doch als unerreichbar.

„Ich bleibe bei den Tatsachen, denn diese Liga wird dich in der Luft zerreißen“, sagt Dyche, der sich selbst längst ins Rampenlicht gecoacht hat. „Wir sind nicht das einzig Wahre, wir sind ein Team, das sich verbessert. Eine Menge Herausforderungen kommen auf uns zu. Die Fans und die Stadt müssen diese Zeit genießen.“ Am Samstag geht es nach Brighton, eigentlich ein Kellerduell, nur Burnley ist dieses Mal klarer Favorit.

Action Images via Reuters

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2017)

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