ÖFB-Legionär: In Schottland ist Fußball mehr als nur eine Herzensangelegenheit

Peter Haring (li.) hat Salzburg etwas voraus. Er hat Celtic in dieser Saison mit den Hearts bereits besiegt.
Peter Haring (li.) hat Salzburg etwas voraus. Er hat Celtic in dieser Saison mit den Hearts bereits besiegt.(c) imago/Action Plus (Vagelis Georgariou)
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Peter Haring, 25, ist mit Hearts of Midlothian Tabellenführer in Schottland. Über Land, Liga, Stil und Religion: „Celtic ist die Nr. eins!“

Edinburgh/Wien. Fußball hat immer Saison. Das ist Peter Haring, 25, spätestens seit diesem Sommer bewusst. Als der Burgenländer im vergangenen Mai mit Ried den Aufstieg in die Bundesliga verpasst hatte, teilte er seinem Berater Otmar Hackl umgehend den Wechselwunsch mit. In der ersten Urlaubswoche kam der Anruf, der Siegendorfer hatte eine Anfrage vom schottischen Klub Heart of Midlothian auf dem Tisch. „Also bin ich hingefahren“, erzählt Haring der „Presse“, und es habe gefunkt.

Haring erhielt als zweiter Österreicher nach Thomas Flögel beim viermaligen schottischen Meister (zuletzt 1960) einen Vertrag, bis 2020 trägt er das Dress mit der Rückennummer 5 des Klubs aus Edinburgh. „Niveau, Mentalität, Zuschauer, Stimmung“, schildert Haring seine Impressionen, seien ein „Wahnsinn. Hier wird Fußball gelebt, typisch britisch. Ganz anders als bei uns.“

Auch gehe es körperbetonter zur Sache, der Fokus läge auf Standardsituationen. Auch seien Improvisation und Veränderungswille ein großes Asset. Nicht nur im Linksverkehr, an den er sich längst gewöhnt habe. Er sei an sich gelernter Verteidiger, nach einem Cupspiel fand er sich im defensiven Mittelfeld wieder, wohin ihn Trainer Craig Levein beordert hatte. Dem Burgenländer ist es recht, er traf dreimal in der Liga, zweimal im Cup – der Klub besiegte sogar Celtic und ist nach sieben Runden sensationell Tabellenführer.

Celtic spielt nicht schottisch

Fußball in Schottland, da dachte auch Haring zuerst an Celtic und Rangers, Salzburgs und Rapids Gegner in der Europa League. Doch es stecke viel mehr in dieser Zwölferliga. Das Heimstadion, der Tynecastle Park, bietet 20.000 Zuschauern Platz, Haring sei stolz, Teil dieser Geschichte geworden zu sein. Wie man aber Celtic oder die Rangers schlagen könne? Rezepte wolle er keine ausschreiben, Ideen hätte er. „Celtic ist seit acht Jahren Meister, steht deutlich für das Spiel mit Ballbesitz. Sie spielen keinesfalls schottisch, sondern suchen spielerische Lösungen, schnelle Konter. Das kann gegen Salzburg sehr gefährlich sein.“

Obgleich herausragende Einzelspieler in der Elf von Brendan Rogers fehlen, Moussa Dembélé wurde an Lyon verkauft, wäre Celtic als 49-facher Meister das bestimmende Team. Bei Rekordmeister Rangers (54 Mal) sei das ganz anders. Mit Steven Gerrard stehe ein Star als Trainer-Neuling an der Seitenlinie. Im Angriff würden Lafferty und Morelos „aus dem Nichts Tore machen. Aber Rapid ist wirklich um nichts schlechter, Trainerwechsel mit Didi Kühbauer hin oder her.“

Religion und Rivalität

Die Rivalität zwischen beiden Großklubs wird auch durch gelebte Religion bedingt. Celtic ist katholisch, Rangers durchgehend protestantisch besetzt – das Stadtderby „The Old Firm“ sogar über die Landesgrenzen hinaus ein Hit.

Haring freut sich darauf, in den Genuss zu kommen, gegen beide zu spielen. Ob im Ibrox-Park der Rangers (50.000 Sitzplätze) oder im Stadion des Kleeblatts (60.000). „Celtic war zuletzt immer die Nummer eins, der Anspruch ist enorm.“ Am Donnerstag werde er jedoch nicht bei Rapid im Stadion sitzen, sondern daheim „vorm Fernseher. Ein paar Tage später bin ich dann selbst in diesem Stadion.“ Fußball hat eben immer Saison.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2018)

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