ÖFB-Team unter Franco Foda: Siegreiche Höhen, spielerische Tiefen

2018 hatte das ÖFB-Team nicht immer Grund zur Freude, in Nordirland wurde aber über einen Sieg gejubelt.
2018 hatte das ÖFB-Team nicht immer Grund zur Freude, in Nordirland wurde aber über einen Sieg gejubelt.(c) REUTERS (CLODAGH KILCOYNE)
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Ein 2:1-Sieg in Nordirland hat das erste Länderspieljahr unter Franco Foda beschlossen. Sieben Siege waren die meisten seit 36 Jahren, kaschierten die Mängel in der Offensive aber nicht.

Wien. Xaver Schlager und Valentino Lazaro, die beiden jüngsten Spieler im ÖFB-Trikot, haben mit ihren Premierentreffern den 2:1-Sieg in Nordirland erreicht und Österreich damit einen versöhnlichen Abschluss des ersten vollen Länderspieljahres unter Teamchef Franco Foda beschert. Sieben Siege im Jahr 2018 bedeuten die meisten seit 1982 (acht Erfolge), mit insgesamt elf gespielten Partien liegt die Quote jedoch klar hinter dem Bestwert aus 1996 (fünf Siege, ein Remis in sechs Spielen). Ein Zwischenresümee der bisherigen Ära Foda:

Ergebnisse

Die Euphorie des 2:1-Testsiegs gegen Deutschland im Juni ist längst verflogen, Foda resümierte angesichts von sieben Siegen, einem Remis und drei Niederlagen dennoch grundsätzlich positiv: „Es hätte schlechter sein können. Doch in den Bewerbsspielen gab es Höhen und Tiefen.“ Der anvisierte Gruppensieg in der Nations League wurde verpasst, die Hoffnung auf das Play-off um ein EM-Ticket aber lebt.

Taktik und Spielidee

Österreich präsentiert sich unter Foda auf dem Papier variabler, was das System (Dreier- oder Viererabwehr, ein oder zwei Stürmer) betrifft. Die Abwehr steht in der Regel solide (Individualfehler, allen voran von Aleksandar Dragović, ausgenommen), die klare Spielidee nach vorne hat sich hingegen noch nicht herauskristallisiert. Ein Offensivspektakel verlangt niemand, doch mangelt es merklich an Tempo und einstudierten Zügen, nicht nur in Belfast wurde viel zu oft der hohe Ball bemüht. „Wir müssen unser Spiel im Positionsspiel weiter vorne entwickeln“, analysierte Foda. Derzeit ist die österreichische Offensive viel zu abhängig von den Qualitäten eines Marko Arnautović oder den unbekümmerten Auftritten Xaver Schlagers.

Stammpersonal

Abgesehen von Rücktritten (Junuzović, Harnik) ist der große Umbruch im Kader wie erwartet ausgeblieben. Foda setzte 30 Spieler ein (sechs Debüts), der unbestrittene Aufsteiger ist Peter Zulj, den der Teamchef aus Sturm-Zeiten kennt: „Er hat sich schnell integriert.“ Die Dauerbrenner waren Arnautović und Martin Hinteregger mit je zehn Einsätzen.

Torhüterfrage

Heinz Lindner hat seinen Startvorteil genützt und sich gegen Richard Strebinger und Cican Stanktovic als Nummer eins im Tor behauptet. Das Trio unterscheidet sich ohnehin nur durch Nuancen, der Grasshoppers-Legionär hat sich bei seinen Einsätzen als sicherer Rückhalt präsentiert und zuletzt in der Nations League gegen Bosnien und Nordirland mit starken Paraden gewichtigen Anteil an den Punktgewinnen gehabt.

Position von David Alaba

Die Frage der Positionierung des Bayern-Stars begleitete Franco Foda schon zu seinem Amtsantritt, Vorgänger Marcel Koller war sie am Ende gar zum Verhängnis geworden. Der Deutsche lässt sich auf keine Diskussionen ein und stellt Alaba konsequent und doch flexibel auf der linken Seite auf: als Außenspieler bei einer Dreierkette, als echten Linksverteidiger (gegen Bosnien) oder offensiven Flügel (in Nordirland).

Stürmersuche

Ein echter Torjäger fehlt dem ÖFB-Team nach wie vor, Marko Arnautović kann diese Rolle noch am besten erfüllen. Weder Guido Burgstaller noch Michael Gregoritsch vermochten bislang zu überzeugen, die Reaktivierung von Routinier Marc Janko macht – allen Widersprüchen des Teamchefs zum Trotz – die Stürmerkrise deutlich. Ob die angestrebte Einbürgerung von Ashley Barnes (heuer drei Tore in 17 Spielen für Burnley) die Lösung bringt, ist fraglich. Ansonsten wird es Zeit, U21-Spielern wie Arnel Jakupovic oder Adrian Grbić eine Chance zu geben.

Fanzuspruch

Seit dem Freundschaftsspiel gegen Brasilien im Juni hat das Nationalteam kein Stadion mehr gefüllt, die 37.500 Zuschauer gegen Bosnien waren größtenteils Gästefans. Überschaubare Leistungen und teure Tickets machten Teamauftritte im Herbst nicht zum Bestseller.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2018)

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