Cristiano Ronaldo und seine „Nacht des Albtraums“

Die Rückkehr nach Madrid verlief für Cristiano Ronaldo ganz und gar nicht nach Wunsch.
Die Rückkehr nach Madrid verlief für Cristiano Ronaldo ganz und gar nicht nach Wunsch. (c) REUTERS (JUAN MEDINA)
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Champions League. Der Superstar hat die erste Bewährungsprobe im Juventus-Trikot verpatzt.

Madrid. Die erklärte Champions-League-Titelmission des Cristiano Ronaldo, für die der Superstar letztlich nach Turin gelotst wurde, dürfte in Madrid ein abruptes Ende genommen haben. Das 0:2 bei Atlético war für Juventus und vor allem für den gnadenlos ausgebuhten Ronaldo eine Enttäuschung auf ganzer Linie, für die „Gazzetta dello Sport“ gar eine „Nacht des Albtraums“.

Ronaldo hat nicht nur nicht getroffen – ein wuchtiger Freistoß zu Beginn und eine Halbchance in der Schlussphase waren das Höchste der Gefühle –, am Ende waren es ausgerechnet seine Aufpasser aus der Atlético-Innenverteidigung, die Juves Niederlage mit ihren späten Toren besiegelt haben. 90 Minuten lang hatten José María Giménez und Diego Godín den fünffachen Weltfußballer völlig im Griff, nach zwei Standardsituationen traten sie dann auch noch als Torschützen in Erscheinung (78., 83.).

Einen solchen Zwei-Tore-Vorsprung werden sich die Defensivspezialisten von Diego Simeone wohl kaum mehr nehmen lassen. Der streitbare argentinische Trainer feierte mit einer eindeutigen Geste in Richtung seiner Genitalien und fabulierte danach von seinen „Eiern“, die er bei der Aufstellung an den Tag gelegt hätte. Gut möglich, dass ein Nachspiel mit der Uefa droht.

Bei Ronaldo entlud sich nach der Partie der Frust. Auf Interviews hatte der mittlerweile 34-Jährige wenig Lust. „Ich habe fünfmal die Champions League gewonnen, Atléti null“, erinnerte der frühere Real-Madrid-Star gestenreich im Vorbeigehen und wollte die Journalisten damit deutlich darauf hinweisen, dass ihn die Anfeindungen durch die gegnerischen Fans kaltlassen. Zur Erinnerung: Im Real-Trikot hatte er den Stadtrivalen gleich vier Mal in Folge aus der Königsklasse zu verabschiedet (2014 und 2016 im Finale, 2017 im Halbfinale, 2015 im Viertelfinale). In sechs Champions-League-Partien gegen Atlético traf er vier Mal.

VAR im Rampenlicht

Nun aber ging seine erste große Bewährungsprobe als Juventus-Torjäger daneben. Beim italienischen Serienmeister ist schließlich alles auf Ronaldo und den Champions-League-Titel ausgerichtet, in der Serie A liegt man mit 13 Punkten Vorsprung auf Napoli bereits komfortabel auf Kurs in Richtung des achten Meistertitels in Folge.

Dabei hatte Juventus in Madrid den Videobeweis (VAR) auf seiner Seite. Ein Elfer für Atlético wurde zurückgenommen, weil Diego Costa noch vor dem Strafraum zu Boden gegangen war, ein Tor von Álvaro Morata wegen Foulspiels an Juve-Verteidiger Giorgio Chiellini aberkannt. „Wir hoffen, der VAR hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen – aber glaubt ihr wirklich, eine 1,87 Meter große Person kann bei einer solchen Aktion derartig fallen?“, fragte Atlético-Coach Simeone in Richtung des vermeintlich gefoulten Chiellini.

Doch bei den chancenlosen Gästen wollte ohnehin niemand eine große Aufholjagd für das Rückspiel ankündigen. „Das ganze Team hat in der zweiten Halbzeit enttäuscht. Eine Lektion, die wir lernen müssen“, erklärte Juventus-Coach Massimiliano Allegri. (joe)


CHAMPIONS LEAGUE ACHTELFINALE

Atlético Madrid – Juventus Turin 2:0, Schalke – Manchester City 2:3.
Rückspiele am 12. März.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2019)

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