FC Bayern: Kuschelkurs statt Kampfansage

Zurück im Titelrennen: Joshua Kimmich und Teamkollegen.
Zurück im Titelrennen: Joshua Kimmich und Teamkollegen.(c) APA/AFP/SASCHA SCHUERMANN
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Bayern München ist wieder Topfavorit auf den Meistertitel. Doch vor dem Showdown mit dem kriselnden Ligarivalen Dortmund legen Rummenigge, Müller und Co. aufgesetzt wirkende Bescheidenheit an den Tag.

München. Nachdem sie die Uhr im Meisterrennen auf null gestellt hatten, verzichteten Stars und Bosse des FC Bayern generös auf markige Sprüche. Im Gegenteil. Es klang fast schon ein wenig nach Mitleid mit dem Rivalen, als Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem 5:1 bei Borussia Mönchengladbach in Richtung Dortmund sagte: „Wir werden jetzt keine große Klappe haben. Schließlich hat Dortmund uns auch nicht mit hämischen oder arroganten Kommentaren belästigt, als wir unsere Krise hatten.“

Insgesamt neun Punkte haben die Bayern auf den BVB aufgeholt, alleine sieben in den letzten vier Spielen. Die Tabelle weist die Dortmunder wegen der um zwei Treffer besseren Tordifferenz noch als Tabellenführer aus, doch spätestens seit Samstag ist der FC Bayern wieder der Topfavorit auf den Meistertitel. Und das wissen beide Konkurrenten nur zu gut.

So sprach Bayern-Star Thomas Müller von „einer Situation wie gemalt“ und ergänzte: „Das Momentum ist auf unserer Seite. Wir hätten im Winter nicht gedacht, dass wir zu diesem Zeitpunkt auf Punktegleichstand sind.“

Gleichzeitig herrschte beim BVB nach dem überraschenden 1:2 in Augsburg das große Wehklagen. „Jetzt haben wir noch mehr Druck“, meinte Mittelfeldspieler Thomas Delaney. Und der externe Berater Matthias Sammer kritisierte, die Dortmunder seien „nicht wie ein Champion, sondern wie eine Durchschnittsmannschaft in der Bundesliga“ aufgetreten. Schon im Vorfeld hatte Sammer mehrfach die Reife der Mannschaft infrage gestellt.

In München glauben sie derweil wieder fest an den Titel. Für diese Selbstsicherheit spricht auch die aufgesetzt wirkende Bescheidenheit. „Wir sind nicht so vermessen und sagen, es ist alles geklärt“, betonte Rummenigge. „Das ist mal wieder eine emotionale Saison, nachdem wir sechsmal hintereinander recht deutlich Meister geworden sind. Das ist nicht das, was man sich im Fußball an Emotionalität wünscht.“

Zur Erinnerung: Trainer Niko Kovač musste im Herbst noch um seinen Job bangen, nun hält er bei elf Siegen aus den jüngsten zwölf Bundesliga-Spielen. „Nach dem 3:3 gegen Düsseldorf haben wir uns zusammengesetzt und gesagt, so kann es nicht weitergehen“, erinnerte sich Rummenigge. „Glücklicherweise haben die beiden Parteien zueinandergefunden.“ Kovač erklärte: „Ich habe Ruhe bewahrt. In München ist es nicht immer ganz einfach, es wird viel erzählt und geschrieben. Aber die Ruhe war der entscheidende Punkt.“

Durchaus möglich, dass die Bayern als Tabellenführer in das direkte Duell mit Dortmund gehen (6. April in München). Sticheleien wird es aber keine geben. „Eine Kampfansage gibt es nicht“, versprach Tormann Manuel Neuer: „Es ist immer fair abgelaufen, so wollen wir das fortsetzen.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2019)

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