Bayerns tückischer Königstransfer

Leroy Sané: Kommt er, oder kommt er nicht?
Leroy Sané: Kommt er, oder kommt er nicht?REUTERS
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Die Verhandlungen um Leroy Sané zehren an den Nerven der Bayern-Bosse.

München. 6:1 haben die Bayern ihr Testspiel gegen Fenerbahçe Istanbul gewonnen, interessiert hat das aber niemanden. Das wirkliche Spektakel in der Allianz-Arena spielte sich vor dem ZDF-Mikrofon ab, wo Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seinen Trainer Niko Kovač öffentlich abkanzelte: „Mir hat diese Aussage nicht gefallen. Da mache ich kein Hehl draus.“

Kovač hatte sich erdreistet, über Bayerns Wunschspieler Leroy Sané zu sprechen, und die Verhandlungen mit dessen Klub, Manchester City, so beschrieben: „Ich bin sehr zuversichtlich, davon gehe ich aus, dass wir ihn bekommen können.“ Rummenigge sieht den Transfer durch solche „Wasserstandsmeldungen“ gefährdet, und tatsächlich soll man in Manchester nicht erfreut gewesen sein. Kovač entschuldigte sich bei City-Coach Pep Guardiola. „Ich bin ein bisschen zu offensiv geworden.“

Für den international zurückgefallenen deutschen Serienmeister wäre Sané ein wahrer Transfercoup. Dass der 23-Jährige lieber unter Kovač als unter Starcoach Guardiola trainieren will, scheint auch nicht mehr ausgeschlossen. Guardiola weiß offenbar selbst noch nicht, ob er mit dem pfeilschnellen Flügelstürmer planen soll oder nicht. City hat sich zumindest nach Ersatz umgesehen und den spanischen Jungstar Mikel Oyarzabal (Real Sociedad) kontaktiert.

Sané selbst hat sich öffentlich überhaupt noch nicht positioniert. Der Sohn von Souleymane Sané, 1994/95 österreichischer Torschützenkönig, ist kein einfacher Charakter. Gern wird ihm Selbstverliebtheit unterstellt, und so sehr Guardiola auch von ihm schwärmte, zuletzt kam der Deutsche meist von der Bank. Auch Teamchef Joachim Löw hatte wohl Gründe, Sané nicht mit zur WM 2018 in Russland zu nehmen – ein Fehler allerdings, wie ihm schon im Vorfeld prophezeit worden war.

Die Bayern locken Sané mit einer Art Stammplatzgarantie, heißt es. Auch würde sein Wechsel (Ablöse um die 100 Mio. Euro) das von Bayern-Präsident Uli Hoeneß angekündigte „größte Investitionsprogramm“ der Klubgeschichte glaubhafter machen, bisher ist nur für die Verteidiger Benjamin Pavard (35 Mio.) und Lucas Hernández (80 Mio.) viel Geld geflossen.

Sollte Sané aber doch nicht in München aufschlagen, wäre den Bayern Häme gewiss. Der Königstransfer zehrt offenbar auch schon am Nervengerüst, wie in der Allianz-Arena zu beobachten war. Deshalb gilt in der Causa Sané ab sofort ein Schweigegelübde. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2019)

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