Das Fußballmärchen vom Kultklub und dem Tätowierer

Trimmel vor der Volksbühne in Berlin-Mitte: „Die Stadt lebt zu jeder Uhrzeit.“
Trimmel vor der Volksbühne in Berlin-Mitte: „Die Stadt lebt zu jeder Uhrzeit.“Karl van Worm
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Heute, Punkt 18 Uhr, startet für den 1. FC Union Berlin und Christopher Trimmel das Abenteuer deutsche Bundesliga. Der Arbeiterklub und sein burgenländischer Kapitän ticken etwas anders als der Rest der Liga. Trimmel zum Beispiel ist Rechtsverteidiger – und Tätowierer.

Wenn Christopher Trimmel darüber nachdenkt, was den 1. FC Union Berlin ausmacht, dann fällt ihm eine Episode vom 28. Mai 2019 ein. Es ist fünf Uhr früh. Trimmel sitzt am Mittelfeldkreis des Stadions „An der alten Försterei“, der Heimstätte von Union. Ein paar Spielerkollegen sind da, auch der Platzwart und einige Fans. Es gibt Bier. „Und jeder redet mit jedem auf Augenhöhe“, sagt Trimmel.

Rund sechs Stunden zuvor hatten sich im Stadion die Emotionen entladen. Blitzartig leerten sich Ränge. Weil alle auf den Platz stürmten. Völlig überwältigt lagen sie sich in den Armen – Spieler, Betreuer, Fans. Erwachsene Männer weinten wie kleine Kinder. Der Präsident stammelte ungläubig ein paar Halbsätze in die Mikrofone. Der Aufstieg von Union Berlin in die erste Bundesliga war einer dieser Gänsehaut-Momente, wie sie der moderne Fußball immer seltener hervorbringt.

Und mittendrin Kapitän Trimmel, der sich so wunderbar einfügt in diesen Kultklub. Weil er auch ein bisschen anders tickt und weil sein Lebenslauf auch ein paar Haken schlägt, so wie die Vereinsgeschichte der Eisernen, des ehemaligen DDR-Klubs Union Berlin. Trimmels Karriere hält sich nicht an die üblichen Zeitpläne. Sehr spät steigt der Student aus dem Burgenland zum Fußballprofi auf und erst jetzt, im hohen Fußballeralter von 32 Jahren, krönt er seine Laufbahn mit dem Aufstieg in eine der besten Ligen Europas. Darf man das ein Märchen nennen?

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