Lewes gegen Manchester United im vergangenen Mai.

Idealismus auf dem Fußballplatz

Der englische Verein Lewes lebt Gleichberechtigung im Fußball und träumt. Ist dafür im Profi-Aufschwung der Frauen auf der Insel Platz?

Es lief die Fußball-WM der Frauen und US-Star Megan Rapinoe sorgte mit der Forderung nach gleicher Bezahlung und Wertschätzung sowie der vorauseilenden Absage einer möglichen Einladung von Präsident Donald Trump ins Weiße Haus für Aufsehen. Ein Thema, das weltweit die Wogen hochgehen ließ, und plötzlich war Karen Dobres Ansprechperson für den britischen Staatsrundfunk BBC. Was genau sie mit Rapinoe verbindet? Beide Frauen setzen sich leidenschaftlich für Gleichberechtigung im Fußball ein.

„Für mich ist Rapinoe eine Heldin. Sie hat unserem Anliegen die nötige Aufmerksamkeit gebracht“, sagt Karen Dobres. Seit zwei Jahren engagiert sie sich beim Lewes FC, dem ersten und einzigen Fußballverein der Welt, der Männer- und Frauenteam gleich gestellt hat: Gleiches Budget, gleiche Ressourcen, gleiches Stadion, so das Credo. Woher sie weiß, dass sie die Einzigen sind? „Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert“, erklärt sie beim Besuch der „Presse am Sonntag“ lachend. Mitten in der pittoresken Kleinstadt in Sussex thront auf einer Anhöhe die Burg aus dem 11. Jahrhundert, Thomas Paine arbeitete hier einst als Steuereintreiber, bevor er auszog, um die Unabhängigkeit der USA mitzuschreiben, und alljährlich im November wird mit Fackelzügen dem gescheiterten Komplott gegen den englischen König im Jahr 1605 gedacht. „Die Stadt hat eine Geschichte von Radikalität und Aktivismus und wir sind Teil davon“, erzählt Dobres. Wie US-Star Rapinoe sieht sie die zunehmende Spaltung der Gesellschaften als Gefahr. „Wir sehen Fußball als Motor für soziale Veränderung.“

Lewes setzt auf den Teamgeist.
Lewes setzt auf den Teamgeist.(c) James Boyes

Politik im Spiel. Eine Stunde dauert die Zugfahrt von London Victoria in den Süden, das Stadion „The Dripping Pan“ liegt gleich neben dem Bahnhof. Während die Meisterinnen von Arsenal an jenem Tag erstmals im Rahmen des Emirates Cup im großen Stadion gegen Bayern München testen, bestreitet Zweitligist Lewes ein Vorbereitungsspiel auf einem etwas versteckten Nebenplatz. Das spärliche Publikum vermittelt das Flair eines Familienausflugs, an der Seitenlinie ist jedes der Trainerkommandos mitzuhören. Bereits 1885 gegründet, wurde die finanzielle Situation im Verein 2010 derart prekär, dass Mitglieder übernahmen. Rund 1200 davon gibt es inzwischen auf der ganzen Welt, auch Österreich ist auf der Übersichtskarte der Webseite eingefärbt.

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