Champions League: Salzburgs furiose Premiere

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Österreichs Fußballmeister Salzburg deklassierte im ersten Champions-League-Spiel KRC Genk mit 6:2. Der Norweger Håland traf gleich drei Mal.

Fußballmeister Salzburg hat Dienstagabend in der Champions League einen Einstand nach Maß gefeiert, man darf ruhigen Gewissens sogar von einem Traumstart sprechen. Die Mannschaft von Trainer Jesse Marsch besiegte vor 29.500 Fans in der Red-Bull-Arena KRC Genk mit 6:2 (5:1) und führt damit nach dem ersten Spieltag die Gruppe E an. Die Tore der Salzburger erzielten der einmal mehr überragende Erling Håland (2., 34. 45.), Hee-Chan Hwang (36.), Dominik Szoboszlai (45.+3) und Andreas Ulmer (66.).

Exakt 2106 Tage nach dem Auftritt der Austria gegen Zenit St. Petersburg (4:1) am 11. Dezember 2013 im Wiener Ernst-Happel-Stadion wurde in Österreich wieder Champions-League-Fußball gespielt. In der Qualifikation hatte sich Salzburg in der Vergangenheit freilich oft genug versucht, mit elf gescheiterten Anläufen in 13 Jahren war den Bullen der Spott von halb Fußball-Europa aber sicher. Seine internationalen Erfolge feierte der Verein bisweilen auf zweithöchster Ebene in der Europa League (Halbfinale 2018), dort steuerte primär der heimische Ligaprimus Österreichs Punkte für die Uefa-Fünfjahreswertung bei.

Auch deshalb waren die Salzburger als amtierender Meister diesen Sommer jegliche Sorgen des abermaligen Scheiterns in der Qualifikation los, ein Fixplatz in der Gruppenphase der Königsklasse war der Mannschaft gewiss. Dienstag, 21 Uhr, hatte das über 14 Jahre lange warten – Red Bull war am 6. April 2005 eingestiegen – also ein Ende, gastierte KRC Genk in Wals-Siezenheim. Dass die ganz großen Namen SSC Napoli (23. Oktober) und FC Liverpool (10. Dezember) erst im Laufe der nächsten Wochen hier Station machen, tat der Stimmung keinen Abbruch.

Ein Mann stand an diesem Abend besonders im Rampenlicht. Wer Erling Håland knapp 75 Minuten vor Spielbeginn beim Betreten des Rasens ins Gesicht schaute, der konnte schon so etwas wie eine Vorahnung haben. Der 19-jährige Stürmer der Salzburger hatte sein breitestes Grinsen aufgesetzt, und als Fans seinen Nachnamen in kurzen Abständen immer und immer wieder riefen, ballte Håland seine Hände zu Fäusten und strecke sie gen Himmel. Der junge Mann hat Spaß am Leben, Spaß am Fußball – und er strotzt vor Selbstvertrauen, das ist unübersehbar.

Wie der junge Zlatan

Während die Champions-League-Hymne aus den Boxen der Arena dröhnte, schlich sich abermals dieses schelmische Grinsen in das Gesicht des jungen Norwegers. Abgelöst wurde es erst durch einen wilden Jubelschrei. 1:48 Minuten war Salzburgs Geschichte in der Königsklasse erst alt, als Håland vor den Augen von Mäzen Dietrich Mateschitz zur 1:0-Führung traf. Takumi Minaminos perfekte Vorlage verwertete der Skandinavier im Stile eines Vollblutstürmers, doch das war erst der Anfang einer völlig verrückten Torparade.

Håland erhöhte in der 34. Minute auf 2:0, zwei Minuten später stellte Hee-Chan Hwang auf 3:0 – die Red Bull Arena glich einem Tollhaus. Salzburg zeigte bei seinem Debüt in der Champions League keinerlei Anzeichen von Nervosität, hatte den Gegner fest im Griff. Daran konnte auch eine wahrlich kurze Druckphase der Gäste, die im 1:3-Anschlusstreffer durch Lucumi gipfelte (40.), rein gar nichts ändern. Håland (45.) und Dominik Szoboszlai (45.+2) stellten noch vor der Pause auf 5:1.

Für Håland, der mit seinem Durchsetzungsvermögen, der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und der extrovertierten Art an den jungen Zlatan Ibrahimovic erinnert, war es das 14. (!) Tor in den vergangenen sieben Spielen. Er ist Salzburgs Torgarant, hat seit dem 4. August in jeder Begegnung getroffen. Vor 50 Scouts aller namhafter Klub war es aber bestimmt nicht nur der Name des bulligen Angreifers, der Aufnahme in die Notizbücher fand. Es war eine herausragende Mannschaftsleistung, die den Weg zu diesem Kantersieg ebnete.

Der immer wieder vorpreschende Max Wöber, der nicht vom Ball zu trennende und wieselflinke Minamino, der am Ball so viel Ruhe ausstrahlende und stets das Auge für den Mitspieler habende Zlatko Junuzović, sie alle hatten gewaltigen Anteil am Erfolg. Die zweite Halbzeit sah noch Tore von Andreas Ulmer (66.) respektive Ally Mbwana Samatta (52.). Im Parallelspiel der Gruppe E gewann Napoli gegen Liverpool mit 2:0. Am 2. Oktober reist Salzburg nach England an die Anfield Road.

Ergebnisse der Champions League

Gruppe E: Salzburg - Genk 6:2, Napoli - Liverpool 2:0
Gruppe F: Inter - Sl. Prag 1:1, Dortmund - Barcelona 0:0
Gruppe G: Lyon - Zenit 1:1, Benfica - Leipzig 1:2
Gruppe H: Chelsea - Valencia 0:1, Ajax - Lille 3:0

("Die Presse", Printausgabe 18.9.2019)

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