Champions League

Superstar mit Salzburger Wurzeln

Einst in Salzburg gefeiert, heute in Liverpool ein Star: Sadio Man´e begeistert die lautstarke Masse an der Anfield Road.
Einst in Salzburg gefeiert, heute in Liverpool ein Star: Sadio Man´e begeistert die lautstarke Masse an der Anfield Road.Action Images via Reuters
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Liverpool-Stürmer Sadio Mané stand im Spiel gegen Salzburg im Blickpunkt. Erinnerungen an seine Vergangenheit, Missverständnisse und Sorgen – Emotionen wurden wach.

Wiedersehen macht Freude. Auch im Fußball ist das so, wenngleich es für den Senegalesen Sadio Mané im Champions-League-Hit an der Anfield Road gegen seinen Ex-Klub Salzburg von besonderen Emotionen begleitet war. Hier schulte der 27-Jährige einst sein Stürmertalent. Hier lernte er Freunde kennen, fand so etwas wie seine zweite Familie. Doch dass er sich 2014 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und im Streit davongeschlichen hat, weil ihn der Lockruf aus der Premier League erreicht hatte – er unterschrieb beim FC Southampton –, bleibt unvergessen.

Die Erinnerungen daran kochten beim Treffen mit Ramalho oder Sportdirektor Christoph Freund auch vor Anpfiff noch einmal kurz hoch. Was wäre gewesen, wäre er geblieben? Wäre es schon viel früher zum direkten Duell gekommen? Konjunktiv. Dann ging die Fußball-Show schon weiter.

Mané war 2011 von „Génération Foot“, einem Nachwuchsprojekt im Senegal, als Teenager nach Europa gekommen und in Metz gelandet. Dort gefiel es dem jungen Afrikaner gar nicht, der Weg zur Spitze blieb ihm trotz Ligaeinsätzen verwehrt. 2012 habe sich der Wechsel ins „mir vollkommen unbekannte Österreich“ angeboten, erzählte er in Liverpool. Eine ganz andere Welt lockte da. „Salzburg, ja. Mozart und den Klub kannte ich.“

Der Stürmer schlug ein. Ralf Rangnick, damals Salzburgs „Mastermind“, war begeistert. Und entgeistert, als Mané just vor der Champions-League-Qualifikation 2014 gegen Malmö Mätzchen machte und dem Training fernblieb. Danach nahm alles seinen Lauf: Streit, Streik, Drohungen und Southamptons Angebot. 15 Millionen Euro Ablöse. Der Fall war erledigt. Für ihn perfekt: Im Jahr darauf war er mit dem schnellsten Hattrick (beim 6:1 gegen Aston Villa) der englischen Ligageschichte auf der Insel angekommen. 2016 wiederholte sich das Spiel beinahe, doch die doppelte Ablösesumme, die Liverpool überwies, glättete alle Wogen.

„Die Sprache, ich war allein“

Seitdem spielt er in der Stadt der Beatles, wird als Star gefeiert und ist Teil der Mannschaft, die im Vorjahr unter der Regie von Jürgen Klopp die Königsklasse gewann. Das verlorene Finale gegen Real Madrid 2018 hat er nie vergessen, trotz des Triumphs 2019. Er hatte das Hoffnung gebende 1:1 erzielt, die „Reds“ gingen später aber mit 1:3 unter.

Auch die Partie gegen Salzburg war keine wie jede andere. Mit Ramalho und Ulmer spielte er früher zusammen, dass er am Mittwoch gegen seine Freunde antreten musste, war „etwas Besonderes“, sagte er und strahlte. Denn jetzt hätte es Salzburg ja geschafft, nach elf Durchhängern in der Qualifikation. Ob es anders gelaufen wäre 2014 gegen Malmö? Mané schweigt, mit doch finsterer Miene. Dazu ist von seiner Seite her längst alles gesagt.

Nach Salzburg kommt er dennoch gern zurück. Sogar heimlich, damit es kein Gerede und keine Unruhe gibt. Klopp wisse um jeden dieser Ausflüge Bescheid. Mané hat offenbar dazugelernt, in England ist der Ton auch weitaus rauer. Vor drei Wochen entfloh er für wenige Stunden dieser hochprofessionellen Fußballkultur und traf sich mit Freund und der Familie Mesloub, die ihn damals zu Akademiezeiten als Ziehsohn aufgenommen und begleitet hat. War er in Metz mit acht anderen Landsleuten unterwegs gewesen und ein Sprachproblem unbekannt, war in diesem ländlichen Idyll plötzlich alles anders. „Sprache, Wetter, der Regen – es war nicht okay für mich“, sagte er mit ernstem Blick. Anfängliche Probleme aber verschwanden, weil Red Bull und Freund auf Integration setzten, dem Spezialfall ein Spezialservice anboten.

So riss der Kontakt nie ab, sind Mané Siege und Titelfeiern gut beschrieben worden. Wer weiß, vielleicht hat er Salzburg sogar ein, zwei neue, junge Spieler aus dem Senegal empfohlen. Warum auch nicht, sein Karriereweg ist für Salzburg die allerbeste Visitenkarte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2019)

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