Anstoss

Markus Suttner erklärt seinen Rücktritt

Markus Suttner erklärt vor dem wichtigen WM-Qualifikationsspiel in Dublin seinen Teamrücktritt. Warum jetzt?

Rücktritte sind an sich nichts Ungewöhnliches, mitunter nötig oder sogar überfällig. In Österreich geschehen sie aber zumeist nicht freiwillig, ihnen eilen Streitereien voraus. Es kommt doch auf den Zeitpunkt an, und mit welchen Argumenten man den Schlussstrich zieht, damit der Absprung auch gelingt.

Vorweg: Weder Gedeih noch Verderb des ÖFB-Teams hängen allein vom Geschick des Ingolstadt-Legionärs Markus Suttner ab. Der Linksverteidiger, 30, erfüllte seine Aufgaben, wenn er spielen durfte, unauffällig. Er ließ sich nichts zu Schulden kommen, schaffte es jedoch nicht, bei Marcel Koller einen Stammplatz zu ergattern. Jetzt, inmitten der kritischsten Phase dieser WM-Qualifikation, vor dem Spiel am 11. Juni in Dublin, erklärt Suttner überraschend seinen Rücktritt vom ÖFB-Team, für das er seit Februar 2012 immerhin 20 Mal gespielt hat.

Sein Begehr, öfters von Anpfiff an zu spielen, zeugt von Einstellung und Einsatz. Er ließ sogar die Bänderverletzung als Ausrede ungenützt oder das glaubhafte Argument des unerhört kraftraubenden Abstiegskampfes. Wer aber ehrlich-offen das leidgewordene Reservistendasein und seine Unzufriedenheit in Kombination mit plumpen Auskunft vorschiebt, doch lieber dem Klub seine Energie zu widmen, der zeichnet eigentlich nur das Bild eines Beleidigten, an der Gesamtsituation oder an Kollers Dreierketten-Experiment heillos Gescheiterten. Andere wie Marko Arnautović sind für das Dublin-Spiel gesperrt, würden sich aber, weil sie dem Team unbedingt helfen wollen, sogar freiwillig auf die Bank setzen.

Man muss Kollers Meinung nicht teilen, sollte aber dem WM-Ziel folgen, solange es erreichbar ist. Das ist eine Charakterfrage, man nennt es für gewöhnlich Teamgeist. Diese jahrelang, mühsam erarbeitete Einstellung haben einige Spieler offenbar seit der EM 2016 wieder verlernt. Ihr Rücktritt ist, allein deshalb, zu respektieren.

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2017)

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