Holzhauser vs. Hofmann: Erhitzte Gemüter im Wiener Derby

Steffen Hofmann
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Raphael Holzhauser und Steffen Hofmann lieferten sich ein Privatduell an der Eckfahne. Die Liga leitete aufgrund der Spielunterbrechung ein Verfahren ein.

Das 2:2-Remis im 322. Wiener Fußball-Derby am Sonntag hat für erhitzte Gemüter gesorgt und ein juristisches Nachspiel: Die Bundesliga leitete am Montagabend ein "verbandsinternes Verfahren" ein. Schiedsrichter Alexander Harkam unterbrach die Partie in der 87. Minute, nachdem aus dem Rapid-Sektor Gegenstände, darunter eine Fahnenstange, auf das Spielfeld geflogen waren. Die Liga holt nun Berichte ein, um die Geschehnisse aufzuarbeiten, hieß es in der Aussendung.

Nach Wiederanpfiff kam es zu einem kuriosen Privatduell zwischen Raphael Holzhauser und Steffen Hofmann. Der Austria-Spieler sollte einen Eckball vor dem Block West ausführen, verzögerte die Partie jedoch und brachte damit insbesondere den nur wenige Meter von ihm entfernten Rapid-Ersatzspieler Steffen Hofmann zur Weißglut. Dieser versuchte mit wilder Gestik die Spielfortsetzung zu forcieren und betrat dabei sogar das Spielfeld. "Ich habe schon geglaubt, der Steffen schießt den Ball selbst", witzelte Holzhauser.

"Regeltechnisch hätte ich den Spieler Hofmann mit Gelb verwarnen müssen. Warum ich das nicht gemacht habe, kann ich frei von der Leber weg sagen. Ich wollte die Situation so lösen, das wir weiterspielen können. Mit einer Verwarnung hätte ich noch mehr Öl ins Feuer gegossen", sagte Harkam über die Szene in der 93. Minute gegenüber Sky.

Austria fordert Konsequenzen

"Es ist keiner verletzt worden, es hat sich keiner wehgetan. In Wahrheit ist nichts passiert", verharmloste Rapid-Spieler Mario Sonnleitner die Vorfälle und auch Trainer Goran Djuricin äußerte sich ähnlich: "Das sind die Emotionen, das sind Fans. Wir leben von den Fans, und so was passiert halt im Fußball leider auch".

Vonseiten der Austria zeigte man deutlich weniger Verständnis. "Man muss sehr vorsichtig sein, denn am Sonntag wurde Raphael Holzhauser vom Opfer zum Täter gemacht, und das werden wir nicht akzeptieren", sagte Vorstand Markus Kraetschmer. Sportdirektor Franz Wohlfahrt nahm ob der unschönen Szenen die Bundesliga in die Pflicht: "Würde das in einem Uefa-Bewerbsspiel passieren, dann gibt es mit Sicherheit eine Sektor- oder Stadionsperre."

Fink: "Ein gefühlter Sieg"

Sportlich erfüllte die Aufholjagd nach dem 0:2-Rückstand Austria-Trainer Thorsten Fink mit großer Genugtuung. "Für uns ist das wie ein gefühlter Sieg", sagte der Deutsche. Das Resümee von Rapid-Coach Goran Djuricin hörte sich schon anders an: "Ich fühle mich so, als ob wir 0:3 verloren hätten."

Seine Mannschaft verschenkte wie schon beim 2:2 zum Liga-Auftakt gegen Mattersburg vor zwei Wochen vor Heimpublikum einen 2:0-Vorsprung. In der vergangenen Runde wurde es für Rapid beim 4:1 in St. Pölten ebenfalls brenzlig, als die Niederösterreicher zwischenzeitlich auf 1:2 herankamen. "Darüber müssen wir reden, ich habe keine Ahnung, was da in der Mannschaft vorgeht. Wir werden daran arbeiten, dass wir ruhiger werden", versprach Djuricin.

Mit mangelnder Fitness seien die regelmäßigen Einbrüche im Finish nicht zu erklären, beteuerte der Wiener. "Das ist das Mentale. Wenn du 2:0 führst und dann das 2:2 bekommst, gehst du ein", meinte Djuricin. Vielmehr sei das Erstarken der Austria auf die Einwechslung von Dominik Prokop zurückzuführen. Der 20-Jährige erzielte den Anschlusstreffer und holte den von Raphael Holzhauser zum Ausgleich verwandelten Elfmeter heraus. "Er hat uns große Probleme gemacht", gab Djuricin zu.

Viel Lob für Youngster Prokop

Fink bezeichnete Prokop als "Riesentalent". "Er hat genau das gemacht, was ich von ihm verlange und was er immer im Training zeigt." Der Offensivspieler hofft nach seinem gelungenen Auftritt auf mehr Einsatzzeit. "Vielleicht ist das ein Bonus für die nächsten Wochen. Ich würde gerne mehr spielen und probiere, mich in den Matches und Trainings aufzudrängen. Es wird schon einmal klappen", sagte Prokop.

Für den Youngster gab es Sonderlob von Holzhauser. "Er hat mit seinen schnellen Bewegungen den Unterschied ausgemacht", erklärte der Mittelfeldspieler, der schon zum zweiten Mal im Allianz Stadion einen Elfmeter souverän einschoss. "Ich fühle mich einfach sicher vom Punkt und habe da auch das Vertrauen der Mannschaft."

(APA/red)

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