Österreichs Nationalteam enttäuschte im ersten Pflichtspiel unter Franco Foda, das 0:1 in Bosnien und Herzegowina setzt die Mannschaft in der Nations League frühzeitig unter Druck.
Wien. Nach dem 0:1 in Bosnien und Herzegowina herrscht beim österreichischen Fußballnationalteam Ernüchterung. Teamchef Franco Foda analysierte Mittwochmittag den Fehlstart in die Nations League – und er sprach über individuelle Schwächen und die (zu) hohen Erwartungen an seine Elf.
Der Spielverlauf
Österreich hatte gut und engagiert begonnen, war 25 Minuten die bessere Mannschaft. „Dann haben wir komplett den Faden verloren, nur noch lange Bälle gespielt.“ Eine anlassgebende Szene gab es nicht. „Nein, es gab keinen Grund für diesen Riss. Es ist nicht zu erklären, warum wir danach nicht mehr Fußball gespielt haben.“
Individuelle Schwächen
Kein einziger Spieler trat positiv in Erscheinung. Stattdessen fielen einige Akteure durch teils eklatante Schwächen auf. Stefan Ilsanker machte sein bislang schlechtestes Spiel im ÖFB-Trikot, Sebastian Prödl ließ beim Verteidigen des Gegentors durch Edin Džeko jegliche Routine vermissen. Und auch Heinz Lindner war die Verunsicherung bei einer Flanke deutlich anzumerken, sein miserabler Klärungsversuch wäre beinahe bestraft worden. In der Offensive hing Michael Gregoritsch in der Luft. „Unsere Passqualität war nicht gut, wir haben individuelle Fehler gemacht. Aber: Es gibt auch immer einen Gegner, der wird gern vergessen. Bosnien hat das gut gemacht.“
Die Erwartungshaltung
Nach sechs Siegen in sieben Testspielen – vor allem aber mit dem Erfolg über Deutschland – hatte die Mannschaft hierzulande wieder für Anflüge von Fußballeuphorie gesorgt. „Die Erwartungshaltung von außen und auch intern an uns selbst war sehr, sehr hoch“, sagte Foda, der den Unterschied zwischen Test- und Pflichtspielen nicht überbewerten wollte. „Natürlich ist der Druck ein anderer, aber die Mannschaft hat in den Tagen vor dem Spiel einen sehr konzentrierten und guten Eindruck gemacht. Anfangs haben wir ja auch noch gut gespielt.“
Die Selbstkritik
Nach der Partie vertraten die Spieler durchaus konträre Meinungen. „Wir haben nicht viel von dem gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollten in den Zweikämpfen präsent sein, haben uns nach 20 Minuten aber die Schneid abkaufen lassen“, gestand Sebastian Prödl. Marko Arnautović sah Österreich als „bessere Mannschaft“ – definitiv eine Fehleinschätzung. Foda war um Beruhigung bemüht: „Ich habe nicht alles schlecht gesehen. So, wie ich bei unseren Testspielsiegen nicht alles gut gesehen habe.“
Die Auswärtsschwäche
Österreich ist in der Fremde fast schon traditionell ein bis zwei Klassen schwächer als zu Hause, eine Ausnahme bildete dabei nur die Qualifikation für die EM 2016. „Vielleicht war es ein Fehler, in der Vorbereitung kein einziges Mal auswärts gespielt zu haben“, hinterfragte Foda. Teilweise sei dies allerdings auch gar nicht anders möglich gewesen. „Deutschland wollte in Klagenfurt spielen, Brasilien in Wien.“ Dennoch, der ÖFB wäre gut beraten, seinen Testspielkalender künftig zu adaptieren.
Der Arnautović-Aufreger
Ein um drei Uhr früh auf Instagram veröffentlichtes Foto von Džeko, das ihn mit Arnautović in einem Restaurant in Sarajevo zeigt, sorgte für Aufregung. Arnautović war zu diesem Zeitpunkt schon vom ÖFB freigestellt, er flog Mittwochfrüh zu seinem Klub West Ham nach London. Foda sagte: „Marko ist alt genug. Er weiß, was er tut.“ Ein klärendes Gespräch dürfte es wohl dennoch geben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2018)