Wenn in Hütteldorf der Glaube fehlt

SOCCER - UEFA EL, Rapid vs Inter
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Europa League. Rapid verspielte seine Chance gegen Inter schon mit der Aufstellung, Salzburg vertraut auf die Heimstärke. Für Österreichs Fußball steht in den Rückspielen viel auf dem Spiel.

Wien. Österreichs verbliebene Europacup-Vertreter sind mit Niederlagen in das Frühjahr gestartet. Meister Salzburg verlor das Hinspiel im Europa-League-Sechzehntelfinale nach 1:0-Führung noch 1:2 bei FC Brügge, Rapid gab beim 0:1 gegen Inter Mailand ein erschreckend schwaches Bild ab. Die beiden Pleiten schmerzen umso mehr, als Österreich zumindest vorerst die große Chance vergeben hat, in der Fünfjahreswertung der Uefa die Niederlande zu überholen und so Rang elf zu übernehmen.

Nur 0,183 Punkte fehlen aktuell auf die Oranjes, die nur noch durch Ajax Amsterdam (Champions-League-Achtelfinale) vertreten sind. Ein einziges Remis durch Rapid oder Salzburg würde nach derzeitigem Stand genügen, um die Niederlande zu verdrängen. Ajax steht nach dem Heim-1:2 gegen Real Madrid unmittelbar vor dem Aus, ein Punktgewinn der Mannschaft von Erik ten Hag im Estadio Santiago Bernabéu gilt als äußerst unwahrscheinlich.

Österreich hat also immer noch alle Trümpfe in der Hand, Rapid und Salzburg sind in den Rückspielen nun aber umso mehr gefordert. Platz elf würde dem heimischen Meister der Saison 2019/2020 einen Fixplatz in der Champions-League-Gruppenphase garantieren, sofern sich der 2020-Sieger des Bewerbs über die nationale Meisterschaft für die Eliteliga qualifiziert. Außerdem hätte Österreichs Cupsieger 2020 einen Startplatz in der Europa-League-Gruppenphase sicher – und der Vizemeister wäre in der dritten Qualifikationsrunde der Champions League engagiert. Diese Szenarien gelten auch schon für die kommende Saison, weil Österreich die vergangene Spielzeit an besagter elfter Stelle abgeschlossen hat.

Nach den Hinspielen ist Salzburg gewiss mehr zuzutrauen als Rapid, das gegen Inter Mailand ängstlich und ohne jeden Glauben an die Sensation agiert hat. Schon die Aufstellung verhieß nichts Gutes, weil sich kein einziger echter Stürmer in der Startelf wiederfand. Berisha, der an vorderster Front aufgeboten wurde, ist ein Arbeiter, aber mit Sicherheit kein Torjäger.

Selbst die Italiener klagen

Dem Norweger fehlte es auch an Zuspielen, was wiederum daran lag, dass die personelle Ausrichtung von Dietmar Kühbauer extrem defensiv war. Erst mit den Einwechslungen von Philipp Schobesberger (53.) und Christoph Knasmüllner (64.) – der Ex-Inter-Kicker hatte in der 66. Minute die einzige Rapid-Torchance – fand die Offensive der Hütteldorfer in Ansätzen statt. Und die Einwechslung von Thomas Murg (82.) erfolgte ohnehin viel zu spät. Kühbauer verteidigte sich: „Hätte ich Schobesberger, Knasmüllner und Murg von Beginn an gebracht, hätten wir vielleicht die eine oder andere Chance mehr gehabt, aber wir hätten die Löcher in der Defensive nicht so schließen können. Ich glaube, es war die richtige Entscheidung.“ Doch selbst Italiens Medien sahen das am Tag nach dem Spiel anders. „Die ehrfurchtsvolle Angst vor Inter bewegt Coach Kühbauer dazu, über das Notwendige zu verteidigen. Er lässt zu lang zwei Spieler auf der Bank – Schobesberger und Knasmüllner –, die der Mannschaft in der zweiten Halbzeit einen Ruck geben“, schrieb die „Gazzetta dello Sport.“

Meister Salzburg ärgerte sich zwar über die 1:2-Niederlage in Brügge, vertraut im Rückspiel aber auf seine Heimstärke im Europacup. Denn: Zu Hause ist Salzburg auf internationalem Parkett seit 16 Spielen unbesiegt, zwölf davon haben die Bullen gewonnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2019)

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