Die Bundesligaklubs auf dem Prüfstand

Alexander Walke wird Salzburg verletzungsbedingt noch einige Wochen fehlen, auch ohne den Routinier ist der Meister der große Titelfavorit.
Alexander Walke wird Salzburg verletzungsbedingt noch einige Wochen fehlen, auch ohne den Routinier ist der Meister der große Titelfavorit.(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Der Favorit auf den Titelgewinn kann auch in dieser Saison nur Red Bull Salzburg heißen, obwohl die Konkurrenz im Umbruch des Seriensiegers wieder ihre Chance sieht. Über Ambitionen und Hoffnungen – eine Bestandsaufnahme.

Salzburg. Beim Meister ist personell kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Neben Erfolgscoach Marco Rose (Mönchengladbach) haben auch fünf Leistungsträger der vergangenen Saison, darunter Top-Torjäger Munas Dabbur, den Verein verlassen. Vor der erstmaligen Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase vertraut Salzburg primär auf die Entwicklung vorhandener Talente, am Freitag aber wurde der dänische Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen als Ersatz für Stefan Lainer verpflichtet. Die Konkurrenz wittert im Umbruch der Bullen eine Chance, zumindest den Abstand verkürzen zu können.

Lask. Wie Salzburg hat auch der Lask einen schwerwiegenden Abgang auf der Trainerbank zu verkraften. Die Linzer mussten Oliver Glasner nach Wolfsburg ziehen lassen, Stürmer João Victor nahm Glasner gleich mit. Der neue Coach, Valérien Ismaël, kann die Vorsaison unter normalen Umständen nicht toppen, die Champions-League-Qualifikation wird zur Herkulesaufgabe. Auch der Verlust von Verteidiger Maximilian Ullmann (Rapid) dürfte schwer wiegen.

WAC. Für die Kärntner gilt Ähnliches wie für den Lask. Die Vorsaison verlief praktisch perfekt, die Erwartungen sind dementsprechend in die Höhe geschnellt. Platz drei wurde mit einem Startplatz in der Europa-League-Gruppenphase belohnt, dort ist man, unabhängig von den Gegnern, krasser Außenseiter. Wenn der Spirit der Vorsaison, hervorgerufen durch Christian Ilzer, auch unter dessen Nachfolger, Gerhard Struber, aufrechterhalten werden kann, sollte für den WAC erneut ein Top-6-Platz realisierbar sein.

Austria. Quo vadis, Austria Wien? Die Veilchen stehen vor einem gefühlten Neubeginn, obwohl die Mannschaft kaum verändert wurde. Mit Trainer Christian Ilzer hofft man am Verteilerkreis, endlich wieder erfolgreichen und attraktiven Fußball spielen zu können. Der violette Trainerstuhl war in der jüngeren Vergangenheit meist ein Schleudersitz. Seit Peter Stögers Abgang 2013 versuchten sich sieben Herren am Verteilerkreis, nur Thorsten Fink hielt sich saisonübergreifend länger als ein Jahr. Stögers angepeilte Verpflichtung als Sportvorstand würde dem Verein Kompetenz und Ruhe bringen. Heute wird es im ÖFB-Cup bei Landesligist Köttmannsdorf erstmals ernst.

Sturm Graz. Die Grazer lösten gegen Rapid zwar das Last-minute-Ticket für die Europa-League-Qualifikation, über die vielen Baustellen konnte das Erreichte aber nicht hinwegtäuschen. Keine Konstanz, nur vier (!) Siege in 16 Heimspielen, dazu aufgebrachte Fans: Trainer Nestor El Maestro soll das schaffen, was Sturm-Urgestein Roman Mählich nicht gelang. Mit Neuzugang Christoph Leitgeb, 34, bekommt Sturm einen echten Leadertyp.
St. Pölten. Der Höhenflug der Hinrunde spülte die Niederösterreicher in die Meistergruppe, dort landeten die Wölfe wieder auf dem Boden der Realität (Platz sechs). Die Ende Jänner von der Fifa belegte Transfersperre macht St. Pölten handlungsunfähig, Trainer Alexander Schmidt erachtet einen Platz zwischen fünf und neun dennoch als realistisch.

Rapid. Der Rekordmeister verfolgt zwar stets traditionell hohe Ziele, die Saison 2018/19 endete mit Platz sieben und dem Verpassen der Europa-League-Qualifikation jedoch im Desaster. Mit Zoran Barišić lenkt jetzt ein neuer Sportdirektor mit langer grün-weißer Vergangenheit fortan die Geschicke, er soll den Wienern im Zusammenspiel mit Trainer Dietmar Kühbauer eine Spielphilosophie einimpfen. Nach Lask-Verteidiger Maximilian Ullmann (Ersatz für Boli Bolingoli) soll auch noch ein Angreifer kommen. Alles andere als ein Top-4-Platz wäre ohnehin eine herbe Enttäuschung. Rapid eröffnet die Saison am Sonntag mit dem Cupspiel in Allerheiligen (17.15 Uhr, live ORF eins).

Mattersburg. Die Burgenländer hatten mit dem Abstieg nichts zu tun und wollen den Aufwärtstrend fortsetzen. Trainer Franz Ponweiser gab das Erreichen der Meistergruppe als engagiertes, aber nicht unmöglich zu erreichendes Ziel aus.

Altach. Der einzige Klub aus Vorarlberg hofft auf eine Steigerung im Vergleich zur Vorsaison (Platz neun), Trainer Alex Pastoor stieß Mitte März zum Verein und muss sich nun erstmals mit den Klubs aus der Meistergruppe beschäftigen. Die Altacher sind eine Art Überraschungstüte, befindet zumindest Pastoor. „Wir können uns selbst kaum einschätzen.“

Admira. Die Niederösterreicher haben traditionell, wie in jeder Transferperiode, Abgänge zu verkraften. Besonders schmerzhaft waren diesmal jene von Stürmertalent Saša Kalajdžić (VfB Stuttgart) und Rechtsverteidiger Stephan Zwierschitz (Austria). Das Vertrauen in den eigenen Nachwuchs ist weiterhin ungebrochen groß, vom Erreichen der Top sechs traut sich in der Südstadt gegenwärtig aber niemand zu sprechen. Ein Vorteil: Trainer Reiner Geyer kennt die Mannschaft bereits seit Oktober 2018, nur Markus Schopp (Hartberg) und Thomas Silberberger (Wattens) betreuen ihre Klubs schon länger.

Hartberg. Das Vertrauen in Trainer Markus Schopp hat sich im Frühjahr letztlich ausgezahlt, nicht Hartberg, sondern Wacker Innsbruck stieg ab. Das Ziel kann erneut nur der Klassenerhalt sein.

Wattens. Die Tiroler setzten sich im Aufstiegsrennen gegen SV Ried knapp durch. Wattens, das seine Heimspiele in Innsbruck austragen wird, birgt gewiss Überraschungspotenzial.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2019)

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