ÖFB-Team: Seltsame Rücktritte und ihre Folgen

Lukas Hinterseer
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Guido Burgstaller setzt die Reihe an Rücktritten von Spielern im besten Alter fort. Lukas Hinterseer, 28, sieht darin seine Chance.

Wien. Manchmal werden Franco Foda, dem Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft, wichtige Personalentscheidungen abgenommen. Am Dienstag berief der Deutsche erwartungsgemäß Lukas Hinterseer in den 23-Mann-Kader für die bevorstehenden EM-Qualifikationsspiele gegen Lettland in Salzburg (6. September) und in Polen (9. September) ein. Hinterseer kommt zu Team-Ehren, weil Guido Burgstaller einen Tag zuvor überraschend seinen Rücktritt aus der ÖFB-Auswahl erklärt hatte. Das ohnehin dürftige Angebot an Stürmern wurde somit nochmals reduziert. Und der Fußballverband musste einen weiteren Tiefschlag hinnehmen. In Wien wird kein neues Nationalstadion entstehen, wie Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) klarstellte. Burgenland (Parndorf) und Niederösterreich sind für den ÖFB Optionen.

Mit Burgstaller hat seit der missglückten EM 2016 der bereits vierte Kaderspieler seine Teamkarriere frühzeitig beendet. Christian Fuchs (Juni 2016), Zlatko Junuzovic (Oktober 2017), Martin Harnik (November 2017) und eben Burgstaller waren zum Zeitpunkt ihres Rücktritts allesamt 30 Jahre, also eigentlich noch im besten Fußballeralter. Zu erklären ist eine solche Serie an Rücktritten nicht wirklich, Foda versuchte es dennoch: „Die Belastungen werden immer höher, teilweise sind sie schon zu hoch, der Fußball wird immer schneller und intensiver.“ Rücktritte dieser Art seien für ihn also „teilweise schon zu verstehen.“ Allerdings, bei keinem anderen Verband kamen sie in der jüngeren Vergangenheit derart häufig vor. Alle vier oben genannten Ex-ÖFB-Teamspieler sind heute noch bei ihren Vereinen aktiv.

Burgstallers Nein zum Nationalteam öffnet nun Hinterseer Türen, die ihm lange Zeit verschlossen blieben. Unter Marcel Koller kam der Tiroler im November 2013 zu seinem Debüt im Nationalteam (85 Minuten beim 1:0 gegen die USA). Bis November 2016 brachte es Hinterseer auf insgesamt zwölf Einsätze – zehn davon als Joker – schoss aber kein Tor.

Tore, aber nur in Deutschland

Koller-Nachfolger Franco Foda verzichtete nun fast zwei Jahre auf die Dienste des Stürmers, obwohl dieser zwischen 2017 und 2019 beim VfL Bochum zur Höchstform auflief (35 Tore in 62 Spielen). Im Sommer folgte der Wechsel zum Hamburger SV, auch dort ist der Einstieg geglückt: In den drei jüngsten Spielen traf Hinterseer immer. Dass Foda dem neben Marko Arnautović einzigen treffsicheren Legionär der vergangenen zwei Jahre erst jetzt, in der Not, eine Chance gibt, darf kritisch beäugt werden.

Hinterseer stellt nun zumindest eine echte Alternative zu Arnautović oder Michael Gregoritsch im Sturmzentrum dar, Foda sagte am Dienstag über ihn: „Er hat in Hamburg nochmals einen Schritt in seiner Entwicklung gemacht. Lukas ist ein Spieler, der universell einsetzbar ist. Er kann unseren Angriff beleben.“


TEAMKADER

Tor: Pavao Pervan (Wolfsburg), Alexander Schlager (Lask), Cican Stankovic (Salzburg)
Verteidigung: Aleksandar Dragovic (Leverkusen), Martin Hinteregger (Frankfurt), Stefan Lainer (Mönchengladbach), Philipp Lienhart (Freiburg), Stefan Posch (Hoffenheim), Andreas Ulmer (Salzburg), David Alaba (Bayern München)
Mittelfeld: Julian Baumgartlinger (Leverkusen), Florian Grillitsch (Hoffenheim), Stefan Ilsanker (Leipzig), Florian Kainz (Köln), Konrad Laimer (Leipzig), Valentino Lazaro (Inter Mailand), Karim Onisiwo (Mainz), Marcel Sabitzer (Leipzig), Xaver Schlager (Wolfsburg), Peter Zulj (Anderlecht)
Sturm: Marko Arnautovic (Shanghai), Michael Gregoritsch (Augsburg), Lukas Hinterseer (Hamburg).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2019)

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