Toni Kroos, der Last-Minute-Erlöser

Toni Kroos
Toni Kroos(c) REUTERS (Michael Dalder)
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Bei Real Madrid längst eine schillernde Fixgröße, jetzt ist er auch im DFB-Team endgültig ein Star. Sein Tor gegen Schweden erreicht Kultstatus.

Deutschland ist gerettet. Ein Freistoß-Treffer in letzter Sekunde gegen Schweden rettete den Weltmeister vor dem WM-Aus. Das 2:1 bedeutet womöglich die Wende in Russland. Denn jetzt läuft die (Glücks-)Maschine der Deutschen. Die große Euphorie soll Toni Kroos und den Weltmeister jetzt über die weiteren WM-Aufgaben tragen. "Es ist eine Vorlage, um gute Gefühle mitzunehmen. Ich hoffe, dass wir das in die nächsten Spiele transportieren können", sagte der deutsche Torheld nach dem "Wahnsinn" (SZ) gegen Schweden. "Natürlich geht das erste Tor auf meine Kappe. Aber man muss dann auch die Eier haben, die zweite Halbzeit so zu spielen."

Der Freistoß des Real-Stars in der Nachspielzeit bewahrte die deutsche Mannschaft vor dem drohenden Vorrunden-K.o. in Russland. Kroos rettete mit seinem Geniestreich kurz vor dem Schlusspfiff aber auch die eigene Turnierbilanz. Denn nach seinem fatalen Fehlpass vor dem 0:1 und dem danach halbherzigen Verteidigen wäre der 28-Jährige ungleich schlechter weggekommen, wäre der Siegtreffer nicht mehr geglückt. Denn der viermalige Champions-League-Sieger wurde bereits nach seinem Auftritt beim Fehlstart gegen Mexiko sehr kritisch gesehen.
"Ich habe mich für ihn gefreut, weil er am ersten Gegentor mit beteiligt war. Was ihm normalerweise selten passiert", sagte Bundestrainer Joachim Löw, den der verwandelte Kroos-Freistoß in der Nachspielzeit zu einem riesigen Freudensprung trieb.

Kroos selbst bilanzierte seinen wechselhaften Abend in der gewohnt unerschütterlichen Art. Im Gegensatz dazu waren einige Kollegen noch voller Adrenalin. "Mir sind auch auf dem Platz fast schon die Tränen gekommen beim 2:1, weil es einfach so geil war", sagte der starke Timo Werner, der vor dem Freistoß gefoult worden war. "In diesem Turnier gibt es keine normalen Tore. Entweder sind es Standardtore, Eigentore oder Traumtore. Und heute war es wieder ein Traumtor, das uns geholfen hat, noch hier im Turnier zu bleiben."

Kroos rügte danach einige Kommentare aus der Heimat. "Bei mir kommt da das Gefühl an, dass es viel mehr Spaß macht, schlecht über uns zu schreiben. Wir kriegen von all jenen, die schreiben, analysieren, uns schlechte Körpersprache vorwerfen, keine Hilfe", kritisierte der frühere Bayern-Profi. "Ich glaube, es wird uns keiner zum Titel schreiben, wir müssen das selbst machen, das muss von uns kommen."

Tore wie das vom Samstag in Sotschi helfen dabei. Gemeinsam mit dem Ausgleichstorschützen Marco Reus beratschlagte sich Kroos, wie denn dieser letzte deutsche Freistoß in der Nachspielzeit auszuführen sei. "Marco wollte erst direkt schießen, aber ich habe gesagt, davon bin ich nicht überzeugt", verriet Kroos den kurzen Nachspielzeitdialog. "Wir haben uns dann für den Weg entschieden, den Ball nochmal reinzuspielen, um einen bisschen besseren Winkel zu bekommen für den Schuss." Kroos spielt zu Reus, der stoppt - und dann traf Kroos zu seinem ersten DFB-Tor seit Oktober 2016.

Glücklich konnte Kroos sein, dass der Wunsch vom verletzt zuschauenden Mats Hummels nicht in Erfüllung gegangen war. "Ich habe laut geschrien, er soll flanken", sagte der Innenverteidiger, und räumte lächelnd ein: "Dafür durfte ich mir gerade einiges anhören in der Kabine."

(APA/DPA)

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