Halbfinale: Klubtrainer sind Englands wahre Impulsgeber

Klopp, Guardiola und Porchettino – die Startrainer der Premier League helfen auch dem Nationalteam.
Klopp, Guardiola und Porchettino – die Startrainer der Premier League helfen auch dem Nationalteam.(c) Action Images via Reuters (JASON CAIRNDUFF)
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Pep Guardiola, Jürgen Klopp und Mauricio Pochettino haben mit ihrer Spielphilosophie großen Anteil am Erfolg der „Three Lions“, verrät Teamchef Gareth Southgate. „Ich wäre doch dumm, würde ich sie nicht analysieren.“

London/Moskau. Wird Pep Guardiola zum dritten Mal in Serie, zumindest indirekt, Weltmeister? Der Startrainer hätte im Falle des Titels für England zumindest einen großen Anteil daran. Er trainierte 2010 im Weltmeister-Land Spanien. 2014 im Weltmeister-Land Deutschland. 2018, rechnet plakativ „The Sun“ aus, wäre also doch das Mutterland des Fußballs dran.

Vor acht Jahren gehörten sieben Spieler von Guardiolas FC Barcelona zum Aufgebot der Spanier, vor vier Jahren waren sechs Profis des FC Bayern im Einsatz. Und mit Andres Iniesta bzw. Mario Götze schossen jeweils Guardiola-Schützlinge die Siegtore im Finale. Nun stehen stets vier Akteure von Manchester City im Aufgebot der Three Lions.

Doch der Katalane hat, wie auch Jürgen Klopp (Liverpool) oder der Argentinier Mauricio Pochettino (Tottenham) sogar indirekten Anteil am englischen Aufschwung, der am Mittwochabend mit dem ersten WM-Halbfinale seit 28 Jahren gegen Kroatien gekrönt wird. Von ihren Ideen haben sich der lange im eigenen Saft schmorende englische Fußball so viel abgeschaut.

„Es ist super für unsere Spieler, dass so tolle ausländische Trainer wie Guardiola mit ihnen arbeiten“, streute Teamchef Gareth Southgate nach dem 2:0 im Viertelfinale gegen Schweden seinen Liga-Kollegen Rosen. Auf die Frage, ob er sich selbst etwas von Guardiola abgeschaut hätte, hatte der 47-Jährige: „Natürlich. Ich wäre doch dumm, würde ich nicht analysieren, wie sie spielen.“

„Kick'n Rush“ ist längst Geschichte, der englische Fußball ist längst ein Mix aus hohen Bällen, Weitschüssen und den Ideen prominenter Trainer. Von Pochettino habe er sich das Pressing abgeschaut, verrät Southgate, dessen 23 Spieler alle in der Premier League unterwegs sind. Von Klopp das Umschaltspiel, von Guardiola den Ballbesitz-Kick. Dass er kein Wort über José Mourinho verlor, wird dem eitlen Portugiesen im Dienste von Manchester United sicher gehörig aufstoßen.

Tottenham stellt mit fünf Spielern die größte Fraktion im englischen Kader, darunter Mittelfeld-Talent Delle Alli oder Torjäger Harry Kane. Von Champions-League-Finalist Liverpool kommen mit Jordan Henderson und Trent Alexander-Arnold nur zwei Spieler. Der Austausch zwischen Southgate und Klopp ist auch nicht gänzlich friktionsfrei. Der Deutsche kritisierte die Nominierung Southgates. Und dieser wunderte sich dieser Tage scherzhaft, warum er nach einem 90-Minuten-Einsatz des oft angeschlagenen Henderson noch keine Klage bekommen hat. „Normalerweise ruft Jürgen dann immer an und sagt: Warum zur Hölle hast du ihn nicht rausgenommen . . ?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2018)

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