Golf: Die „Tigermania“ beim Ryder Cup

Alle Augen und Smartphones sind in Paris auf US-Star Tiger Woods gerichtet.
Alle Augen und Smartphones sind in Paris auf US-Star Tiger Woods gerichtet.(c) APA/AFP/FRANCK FIFE (FRANCK FIFE)
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Mit alter Stärke und neuem Selbstverständnis führt Tiger Woods das US-Team ins Duell mit Europa.

Paris/Wien. Als wäre die Aufmerksamkeit nicht schon groß genug gewesen, hat sie Tiger Woods mit seinem Comeback-Sieg nach fünf Jahren am vergangenen Sonntag noch einmal in neue Sphären katapultiert. Der wieder erstarkte US-Star ist beim 42. Ryder Cup der unumstrittene Fan-Magnet, bei den Trainingsrunden im Le Golf National im Südwesten Paris herrscht eine „Tigermania“ wie in besten Zeiten. Der 14-fache Majorsieger zeigte sich dabei nicht nur in anhaltend guter Form, sondern auch bestens gelaunt. „Die Aufregung ist groß. Es herrscht eine ganz andere Atmosphäre und die lieben wir.“

Erstmals seit 2012 und zum insgesamt achten Mal ist Woods beim prestigeträchtige Kontinentalduell zwischen den besten Golfern der USA und Europas dabei, nicht immer war die Freude darüber so groß. Sein Ego stehe dem Teamgeist im Weg, wurde in der Vergangenheit oft kritisiert. So liest sich seine Ryder-Cup-Bilanz mit 13 Siegen, 17 Niederlagen, drei Unentschieden und nur einem US-Triumph (1999) auch vergleichsweise bescheiden. „Das ist etwas, das ich nicht gerne sehe“, gestand der 42-Jährige. Die Zwangspause mit Rücken-OP und Alkoholskandal scheint ihn jedoch geerdet zu haben. Er wirkt lockerer, nahbarer und hoch motiviert, „Wir haben seit 25 Jahren in der Fremde nicht mehr gewonnen, hoffentlich können wir das diese Woche ändern.“ US-Kapitän Jim Furyk sieht in Woods seinen großen Trumpf. „Ein Mann mit seinem Status und dieser Anzahl von Siegen kann den Unterschied ausmachen.“

Europas Talisman

Auf der europäischen Gegenseite treten gleich fünf Ryder-Cup-Neulinge an, Ian Poulter erhielt vom dänischen Kapitän Thomas Björn eine Wildcard. Der 42-jährige Engländer ist ein echter Ryder-Cup-Spezialist und absoluter Fan-Liebling. Sein Spitzname lautet nicht umsonst „The Postman“, weil er verlässlich liefert: In 18 Matches gewann er 13 Punkte. Unvergessen sein Birdie-Lauf im Fourball mit Rory McIlroy auf den letzten fünf Löchern im Jahr 2012, der das „Wunder von Medinah“ für Europa erst möglich machte.

Bei vier seiner bisherigen fünf Teilnahmen bejubelte Poulter am Ende einen europäischen Sieg, die klare Niederlage vor zwei Jahren erlebte er wegen einer Fußverletzung nur als nicht-spielender Vizekapitän mit. Um die Faszination des Ryder Cup zu beschreiben, bediente sich der Mann aus der Grafschaft Herfordshire eines ungewöhnlichen Vergleichs. „Ich nehme keine Drogen, aber ich bin sicher, dass sie einem genau dieses Gefühl geben“, sagt Poulter. „Man kommt in einen Rausch und sehnt sich nach mehr. Adrenalin, Teamgefühl und Aufregung – ich liebe diesen Bewerb einfach.“


42. Ryder Cup Paris

Team Europa: Francesco Molinari (ITA/3. Teilnahme), Justin Rose (ENG/5), Tyrrell Hatton (ENG/1), Tommey Fleetwood (ENG/1), Jon Rahm (ESP/1), Rory McIlroy (NIR/5), Alex Noren (SWE/1), Thorbjörn Olesen (DEN/1), Paul Casey (ENG/4), Sergio Garcia (ESP/9), Ian Poulter (ENG/6), Henrik Stenson (SWE/5).
Team USA: Brooks Koepka (2), Dustin Johnson (4), Justin Thomas (1), Patrick Reed (3), Bubba Watson (4), Jordan Spieth (3), Rickie Fowler (4), Webb Simpson (3), Bryson DeChambeau (1), Phil Mickelson (12), Tiger Woods (8), Tony Finau (1).
Modus:
Freitag und Samstag je vier Foursomes (abwechselnde Schläge) und vier Fourballs (der bessere Ball wird gespielt). Am Sonntag folgen 12 Einzelduelle.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2018)

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