Vom "Wetten, dass"- Wettkönig zur Golfüberraschung

Matthias Schwab
Matthias Schwab(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Andreas Reichart)
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Der 15-jährige Steirer Matthias Schwab legte bei den Austrian Golf Open seine Profi-Reifeprüfung ab. Sein nächstes Ziel ist die große Tour.

"Aus dem kann was ganz Großes werden!" Auch ÖGV-Präsident Franz Wittman zeigte sich bei den Austrian GolfOpen in Atzenbrugg beeindruckt von Jung-Amateur Matthias Schwab. Jahrzehntelang hatte man nach einem Nachfolger für Markus Brier gefahndet, in Niederösterreich sah man vermutlich sogar schon viel weiter in die Zukunft. Der 15-jährige Schwab schaffte bei seinem Tour-Debüt nicht nur problemlos den Cut, er gilt schlicht als Österreichs größtes Golf-Talent überhaupt.

Kein Wunder, dass im Diamond CC von den begeisterten Zuschauern gleich die wildesten Vergleiche angestellt wurden. Namen von Tiger Woods bis hin zum 17-jährigen italienischen Jahrzehnte-Talent Matteo Manassero wurden in den Raum geworfen. Zu deutlich sind die vor allem jüngsten Erfolge des jungen Schladmingers.

Erst vor kurzem wurde er im wichtigsten U16-Turnier in England Dritter, im August im Adamstal mit acht Schlägen Vorsprung jüngster internationaler Amateurmeister aller Zeiten. Seitdem ist sein Name in einen Pokal eingraviert, auf dem schon zweimal jener des aktuellen PGA-Champions Martin Kaymer steht.

2006 Wettkönig

Dabei sollte der Schüler der 6B im Borg Radstadt trotz seiner Jugend kein Unbekannter sein. Der ältere Sohn des früheren Bob-Olympiavierten und nunmehrigen Nada-Chefs Andreas Schwab trat im Jänner 2006 in Thomas Gottschalks "Wetten, dass...?" auf und jonglierte dabei auf einem Einrad fahrend mit dem Golfschläger einen Golfball. Der damals erst elfjährige Matthias wurde unbeeindruckt vom Millionenpublikum souverän Wettkönig.

Die Jongliernummer ist nur ein Teil jener gesamtkörperlichen Ausbildung, die im Hause Schwab auch dem jüngeren und kaum weniger talentierten Bruder Johannes angediehen wird. Ein "Sehr gut" in Turnen ist selbstverständlich. Dass aus den beiden am Fuße des Dachsteins im Austragungsort die Alpinski-WM 2013 groß gewordenen Schwab-Brüdern keine Skifahrer geworden sind, erklärte Matthias so: "Weil Golfen weniger gefährlich ist und uns der Papa im Golf am meisten gefördert hat."

Die bemerkenswerte Nervenstärke (Schwab: "Entweder man hat's oder nicht") ist offenbar schon mehr als nur die jugendliche Wurstigkeit, die insgesamt Österreichs junge Generation rund um Schwab, Robin Goger, Lukas Nemecz usw. auszeichnen. "Das sind junge Burschen, die Golf bereits als professionellen Ganzjahressport erkannt haben", erklärte ÖGV-Sportdirektor Niki Zitny. "Matthias ist vor allem im Kopf schon sehr weit. Sein Ballstart ist einer der besten überhaupt", betonte Zitny.

So wird die Zahnspangen-Generation selbst schon ungewollt zu Vorbildern. "Unsere Zwölfjährigen nennen Woods, aber auch Goger oder Schwab als Vorbilder. Da kommt was Tolles nach", freute sich der Ex-Profi über den Nachwuchs.

Im Verband lässt man Schwab die Freiheit für das persönliche Training, das wegen der Schule natürlich zu Hause stattfinden muss und neben der notwendigen Fitnessarbeit auch regelmäßiges Schwungtraining vorsieht. Durchgeführt wird das mit monatlichen Besuchen beim deutschen Schwungtrainer Willy Hoffmann (coachte auch Bernhard Langer) bzw. durch Zusendung von Videos, die dann per Skype besprochen werden. Vater Andreas agiert als Manager des Ganzen.

Großes Ziel ist die große Tour

"Früher haben wir das natürlich nicht immer ganz freiwillig gemacht", erzählte Matthias. "Heute trainieren wir selbst und gerne", berichtete der Youngster schmunzelnd. Denn irgendwann möchten er und sein Bruder regelmäßig auf der großen Tour spielen. Europa oder USA, wohlgemerkt.

Visionen und große Ziele aber auch ein bemerkenswertes Nervenkostüm zeichnen den schlaksigen Schwab aus. "Es war ein cooles Gefühl, als all die Zuschauer und Kameras auf dem Platz aufgetaucht sind", zeigte er sich in Atzenbrugg vom Trubel um seine Person unbeeindruckt. Der Respekt vor den Stars hält sich ohnehin in Grenzen. "Sie haben ja auch nur einen Ball und einen Schläger", hatte er nach seiner Auftaktrunde in Atzenbrugg frech gemeint, nachdem er mit 70 Schlägen als einziger der zwölf Österreicher unter Par geblieben war.

Am Freitag legte Schwab sogar noch nach, lag zwischendurch bei sechs unter Par bereits auf Platz drei, ehe ihn ein Bogey im Finish noch auf 69 zurückwarf. Der Cut war dank seiner sechs Birdies natürlich dennoch problemlos geschafft, neue Ziele für das Wochenende noch nicht definiert. "Da muss ich erst drüber nachdenken", meinte Schwab. "Den Cut geschafft zu haben ist cool, es geht aber immer noch mehr. Vielleicht nicht bei den Birdies, aber wenn ich weniger Bogeys spiele auf jeden Fall."

Zumindest ein Ziel ist bereits fixiert. Im Oktober wird Schwab zusammen mit Nemecz und Philipp Fendt Österreich bei der Amateur-WM in Argentinien vertreten.

(APA)

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