Peter Kleinmann: Ein Sieg ist für ihn erst der Anfang

Peter Kleinmann, Österreichs Mr. Volleyball.
Peter Kleinmann, Österreichs Mr. Volleyball.(c) APA/GEORG HOCHMUTH TH)
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Peter Kleinmann, 70, zieht sich aus dem Volleyball zurück und geht in Pension. Er führte die Hotvolleys zu Serientiteln, organisierte Großevents und ließ kein Stilmittel aus, um Sinn und Spaß von Bewegung zu vermitteln.

Wien. Peter Kleinmann geht in Pension. Der Wiener, 70, tritt bei der heutigen Präsidiumssitzung nicht mehr als ÖVV-Präsident an. Was er als „Schritt in die Freiheit“ bezeichnet, bedeutet im österreichischen Volleyball eine neue Zeitrechnung. Kleinmann ist 55 Jahre am Netz gestanden, davon die letzten 16 als Präsident. Ihm folgt der ehemalige Spieler und Unternehmer Gernot Leitner nach.

Österreichs Sport lebt von Einzelnen, die starre Systeme aufbrechen, Ordnung machen, Impulse liefern und Ideen geben. Es sind Persönlichkeiten mit dem unaufhaltsamen Drang, sich zu verwirklichen, mit aller Macht ihrem Sport zu helfen. Kleinmann, ein Wiener, Vater und stolzer Großvater, war schon als Spieler auffällig geworden, schaffte es auch bis ins Nationalteam (88 Spiele). Die Hotvolleys, sein Verein und liebstes „Kind“, führte er von 1983 bis Sommer 2014 als Trainer und Manager zu 18 Meistertiteln, 14 Cupsiegen, drei Erfolgen in der Mitteleuropa-Liga und 2001 ins Final Four der Champions League.

Kleinmann schaffte es, dass Volleyball nicht mehr bloß abschätzig als „Ball über die Schnur“ bezeichnet wurde, sondern landesweit populärer wurde. Er lockte Legionen von Schulklassen ins Budocenter, über 100.000 Kinder waren bei Heimspielen zu Gast. Dass zahlende Gäste stets in der Unterzahl geblieben sind, darf nicht unerwähnt bleiben.
Dutzende Trainer kamen, unzählige Spieler gingen – nur Kleinmann blieb, bis er 2014 selbst abtrat. Außenstände und persönliche Enttäuschungen ließen ihn Abstand nehmen.

Als ÖVV-Präsident (29 Medaillen in seiner Ära) aber blieb er weiterhin aktiv im Business und war Drahtzieher davon, dass Österreich zwei Beachvolleyballweltmeisterschaften und Wien Halleneuropameisterschaften austragen konnte.

Der gelernte Kürschner eckte bei vielen an, führte seinen Gegnern stets ihre Ahnungslosigkeit vor Augen und verstand es im Gegenzug blind, Stadt Wien, Partei und Wirtschaft als Geldgeber zu gewinnen. Jeder wusste, woran er war, wenn Begriffe wie Hotvolleys, ÖVV, Nationalteam oder World League fielen. Kleinmann bewegte aber auch abseits des Volleyballs: Die Umsetzung der täglichen Turnstunde wäre ohne seine Hartnäckigkeit nie gelungen.

Dass nicht jedes seiner Stilmittel beliebt war, ist unbestritten. Nörgler, Schreibtischtäter oder Politgünstlinge rieben sich daran, für ihn war es das größte Kompliment. Jetzt tritt er ab, hinterlässt ein schuldenfreies, geordnetes Feld. Kleinmanns Kritik aber bleibt: „Sport und Bewegung sind die Stiefkinder unserer Politik, das muss sich ändern.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2017)

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