Laura Dahlmeier: „Die perfekte Biathletin unserer Zeit“

Mit Verspätung hat auch Laura Dahlmeier ihre Jagdsaison eröffnet.
Mit Verspätung hat auch Laura Dahlmeier ihre Jagdsaison eröffnet.REUTERS
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In Hochfilzen hat Laura Dahlmeier Geschichte geschrieben, nun startet sie hier in die Olympiasaison. Doch es gibt Konkurrenz für die Gipfelstürmerin.

Laura Dahlmeier ist zurück am Ort ihrer größten Erfolge. Hier in Hochfilzen, wo sie vor zehn Monaten als erste Biathletin überhaupt fünf Goldmedaillen bei einer Weltmeisterschaft abgeräumt hat, startet sie in die Olympiasaison. „Unheimlich schön, hierher zurückzukommen. Einen besseren Ort für den Einstieg gibt es nicht“, erklärte die 24-Jährige. Dabei wurde ihre Ankunft von einer Tragödie begleitet. Der 17-jährige deutsche Nachwuchsabfahrer Max Burkhart, der am Mittwoch nach einem Sturz im kanadischen Lake Louise verstorben ist, war ihr Vereinskollege beim SC Partenkirchen.

Da der Sprint (7,5 km, nur zwei Schießeinlagen) die eigentliche Königsdisziplin des Biathlons ist, die Fehlertoleranz nirgendwo geringer und das Tempo nirgendwo höher ist, wurde zum Auftakt noch nichts aus dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen Dahlmeier und Landsfrau Denise Herrmann, die den Saisonauftakt in Östersund dominiert hat. Im dichten Schneetreiben von Hochfilzen gewann die Weißrussin und Wahlosttirolerin Darja Domratschewa vor Anastasija Kuzmina (+22,1 Sek.) und Dorothea Wierer (+30,6), die Kitzbühelerin Lisa Hauser wurde 29.

Den lautesten Moment erlebte das Stadion an diesem Tag aber ohnehin, als Gesamtweltcupsiegerin Dahlmeier vor 6900Fans – der Großteil aus Deutschland – in die Loipe ging. Am Ende wurde sie 16., ein holpriger Start mit zwei Fehlern beim Liegendschießen verhinderte den Stockerlplatz, danach zeigte sie ihre Klasse: Fehlerfreier Stehendanschlag, fünftschnellste Schlussrunde. Die Abstände sind denkbar knapp, bei der heutigen Verfolgung darf man eine Aufholjagd erwarten (10 km, 14.45Uhr, live, ORF eins, Eurosport, ARD).

Geteiltes Rampenlicht

„Laufen, reinkommen, die Abläufe wiederherstellen“ wollte Dahlmeier fürs Erste, hat sie doch zuletzt eine Woche lang erkältet zu Hause in Garmisch-Partenkirchen im Bett gelegen und Ingwertee getrunken. Die Vorweihnachtszeit im bayerischen Winteridyll sei so schlecht dann auch nicht gewesen, erzählt sie, und in Östersund ist ohnehin Teamkollegin Herrmann eingesprungen, hat Sprint und Verfolgung gewonnen. Dahlmeiers Kommentar zur ehemaligen Speziallangläuferin: „Respekt.“

Dank der Erfolge der Teamkollegin steht sie nicht mehr ganz allein im Mittelpunkt, die Freude darüber verbirgt sie erst gar nicht. Im Rampenlicht fühlt sich die Rekordfrau nicht sonderlich wohl, ihr Privatleben ist tabu. „Mein Ziel war es nie, ein Promi zu werden, mein Ziel war es, Biathletin zu werden“, sagt sie. Die Eltern waren Weltklasse-Mountainbiker, sie selbst findet in den Bergen vor allem Ruhe und Ablenkung. Im Sommer bestieg sie den Alpamayo (5947Meter) in Peru, er gilt wegen seiner Eispyramide als schönster Berg der Welt, oder wie die ausgezeichnete Kletterin Dahlmeier sagt: „Der Gipfel meiner Träume.“

Da die angeschlagene Gabriela Koukalova noch kein Rennen bestritten hat, deutet heuer alles auf einen Schlagabtausch zwischen Dahlmeier, Herrmann und Domratschewa hin. „Sie ist noch ein anderes Kaliber. Laura legt diese Konstanz an den Tag, sie ist die perfekte Biathletin unserer Zeit“, betont die 28-jährige Herrmann. In Zahlen heißt das: 88Prozent getroffene Scheiben und Zweitschnellste in der Loipe in der Vorsaison. „Ich kannte Laura schon als Kind. Sie ist für diesen Sport gemacht, dafür geboren“, erzählte Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner, die ihre Karriere 2012 beendet hatte.

Dahlmeier wird noch das eine oder andere Rennen brauchen, doch schon jetzt ist klar, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen muss, sollte sie im Februar in Pyeongchang nicht zuschlagen.

WELTCUP HOCHFILZEN

Johannes Thingnes Bø gewann den Sprint der Männer (10 km) in Hochfilzen. Martin Fourcade hatte trotz starker Schlussrunde 12,1 Sek. Rückstand, Dritter wurde der ebenfalls fehlerfreie Jakov Fak (+35,4). Die Österreicher: Julian Eberhard landete nach einer Strafrunde auf Platz elf (+1:13,6 Min.), Simon Eder wurde 35. Heute steigt die Verfolgung (12,5 km, 12.15 Uhr, live, ORF eins, Eurosport, ARD).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2017)

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