Handball-EM: Der Glaube, über sich hinauszuwachsen

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Nach zwei Niederlagen spielt Österreich am Dienstag gegen Vizeweltmeister Norwegen ein Endspiel um den Aufstieg. Die Mannschaft ist bereit, über die eigenen Grenzen zu gehen. „Wir glauben daran, dass wir gewinnen können.“

Nach Niederlagen gegen Weißrussland (26:27) und Weltmeister Frankreich (26:33) steht Österreich bei der Handball-EM in Kroatien Dienstagabend (20.30 Uhr, live in ORF Sport plus) vor der entscheidenden Bewährungsprobe. Mit einem Sieg gegen Norwegen und einer gleichzeitigen Niederlage der Weißrussen gegen Frankreich würde das ÖHB-Team doch noch in die Hauptrunde der zwölf besten Mannschaften einziehen. Ein unbestritten schwieriges Unterfangen, wartet mit Norwegen doch der aktuelle Vizeweltmeister. Nach der Niederlage gegen die zumeist mit der zweiten oder dritten Garde agierenden und dennoch stets das Spiel kontrollierenden Franzosen – Superstar Nikola Karabatić kam gar nicht zum Einsatz – schöpften Österreichs Handballer schon kurz nach Spielende neuen Mut.

Auf den bisher gezeigten Leistungen der rot-weiß-roten Auswahl lässt sich durchaus aufbauen, nun aber muss die bisweilen beste Vorstellung folgen. Dass Nikola Bilyk gegen „Les Bleus“ knapp 40 Minuten und Vitas Žiūra über die gesamte Spieldauer geschont wurden, war eine bewusste und schon zuvor getroffene Entscheidung von Teamchef Patrekur Jóhannesson. Der Isländer gönnte dem Duo Erholung, alle Kräfte sollten für den Showdown gegen Norwegen gebündelt werden. „In dieser Partie sind die beiden und auch Janko (Božović, Anm.) gefordert. Ich erwarte, dass sie richtig Gas geben. Sie müssen die anderen Spieler mitreißen“, erklärte Jóhannesson.

Im Grenzbereich

Die Belastungen einer EM-Endrunde sind außergewöhnlich, vor allem für die in der heimischen Liga beschäftigten Spieler, die eine solche Intensität nicht gewöhnt sind. Im dritten Spiel innerhalb von fünf Tagen werden Körper und Geist an ihre Grenzen geführt. Für das Ziel Hauptrunde aber ist Flügel Sebastian Frimmel wie der Rest der Mannschaft gewillt, diese zu überschreiten. „Am Dienstag gibt es keine Müdigkeit, keinen Schmerz. Wir wollen diese letzte Chance nutzen und unbedingt in die Hauptrunde nach Zagreb. Wir haben richtig Lust, dort vor 14.000 Leuten einzulaufen“, betonte der bei West Wien engagierte 22-Jährige.

Die Zuversicht im Team jedenfalls ist ungebrochen groß. Dieser stark ausgeprägte Optimismus, der Glaube an die eigenen Fähigkeit, ist mit ein Grund, warum Österreich in der Qualifikation für Kroatien überhaupt einen Platz im Konzert der Großen Europas ergattert hat. Norwegen mag zwar über die besseren Individualisten verfügen, auch im Kollektiv mehr Qualität als das ÖHB-Team besitzen, „aber wir glauben alle daran, dass wir gewinnen können“, bekräftigte Torhüter Kristian Pilipovic.

Der Vizeweltmeister, daran darf es keinerlei Zweifel geben, müsse diesen Glauben und Willen zu spüren bekommen. „Es darf für keinen Gegner angenehm sein, gegen Österreich zu spielen. Wir müssen sie prügeln“, formulierte es Pilipovic gegenüber der „Presse“ etwas überspitzt und ergänzte: „Wenn die Norweger eine oder zwei Minuten arrogant spielen, dann werden wir da sein.“

Ausfälle im ÖHB-Team

Alexander Hermann wird im Endspiel gegen Norwegen fehlen. Der Rückraumspieler vom deutschen Klub Wetzlar erlitt gegen Weißrussland eine schwere Prellung im rechten Knie und muss bis zu sechs Wochen pausieren. Der Einsatz von Kreisläufer Lukas Herburger ist fraglich, nachdem der Hard-Profi gegen Frankreich in der zweiten Hälfte wegen eines lädierten Knöchels ausgeschieden ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2018)

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