Wenn ein Fußballer Football-Champion wird

Jubel der Raiders-Footballer: Sie gewannen die Austrian Bowl 2018.
Jubel der Raiders-Footballer: Sie gewannen die Austrian Bowl 2018.(c) APA/HANS PUNZ
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Thomas Pichlmann, 37, führte die Swarco Raiders mit einem Field Goal 1,4 Sekunden vor Schluss zum sechsten Titel. Trainer Shuan Fatah hatte sein Können bereits 2017 entdeckt: „Wir wussten, was kommen wird.“

St. Pölten. In einem denkwürdigen Finalspiel entthronten die Raiders Tirol in der St. Pöltner NV-Arena Titelverteidiger Vienna Vikings. Beim 51:48 zugunsten der Innsbrucker wurden mehr Punkte als jemals zuvor in einer Austrian Bowl erzielt. Die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2003 wurde um einen Zähler übertroffen. Erst 1,4 Sekunden vor dem Ende fiel die Entscheidung per Field Goal – getreten vom ehemaligen Fußballprofi Thomas Pichlmann.

Shuan Fatah, Headcoach des neuen Meisters, war erleichtert, dass seiner Mannschaft die Verlängerung erspart geblieben ist. „Ich hatte Bedenken, dass wir in die Overtime müssen.“ Dass Pichlmann eine entscheidende Rolle zukommen würde, habe Fatah schon im Vorhinein gewusst. „Im Training vergangene Woche habe ich zu ihm gesagt, dass es im Finale auf ihn ankommen wird. In diesen letzten Sekunden haben wir uns angeschaut und zugezwinkert. Wir wussten, was jetzt kommen wird.“

Der 37-Jährige spielte als Stürmer für Rapid, Vienna oder in Leoben. Er wurde mit Austria Cupsieger, tauchte in Italien für Hellas Verona oder Grosetto im Strafraum auf. Für das A-Nationalteam war er sogar zweimal bei Freundschaftsspielen im Einsatz. 2016 war er noch Torschützenkönig in der Erste Liga. Seit 2017 schwört er auf das „Eierlaberl“.

Der Wiener wurde auf dem Tivoli, wo auch Fatah sein Büro hat, entdeckt. Durch das Fenster habe er dem Fußballer zugerufen, ob er denn nicht etwas anderes ausprobieren wolle. Er wollte und haute drauf. Distanz, Ballform, Naht, Gewicht und Flugkurve bereiteten ihm auf Anhieb große Freude. Somit stand einer Karriere, wie sie viele Fußballer vor ihm schon eingeschlagen hatten, nichts mehr im Wege.

„Unfassbar glücklich“

Für die Raiders bedeutete der sechste Meistertitel zugleich das Triple. In dieser Saison hatten die Tiroler zuvor schon die neu geschaffene League of Champions und den Sieg in der Central European Football League (CEFL) erobert. „Wir sind unfassbar glücklich, dass wir das schaffen konnten“, konstatierte Fatah. Die Titel widme man dem im Mai verstorbenen Swarco-Chef Manfred Swarovski, der ein großer Förderer des Vereins gewesen war.

Vikings-Trainer Chris Calaycay empfand die Austrian Bowl trotz der Niederlage als Werbung für den Sport. „Beide Teams sind top, und diese Leistung, dieser Kampf bis zum Ende waren ein Wahnsinn. So sollte eine Meisterschaft sein.“

Für Fatah ist die Saison noch nicht zu Ende. Ab kommendem Wochenende soll er Österreich in Finnland zum EM-Titel coachen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2018)

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