Tour de France: 3351 Kilometer ins Rampenlicht

APA/AFP/PHILIPPE LOPEZ
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Drei Wochen lang zeigte Geraint Thomas keine Schwäche und durfte sich in Paris erstmals als Sieger der Tour de France feiern lassen. „Ergebnis wird den Test der Zeit bestehen.“

Nach all den Anstrengungen der letzten drei Wochen erwartete Geraint Thomas zum Abschluss eine echte Genussfahrt. Während der Norweger Alexander Kristoff die 21. und letzte Etappe der diesjährigen Tour de France gewann, wurde der Waliser als Gesamtführender nicht mehr angegriffen und brachte das Gelbe Trikot sicher ins Ziel nach Paris. Nachdem er mit Platz drei im Zeitfahren am Samstag seinen ersten Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt vor dem Niederländer Tom Dumoulin (+ 1:51 Minuten) fixiert hatte, entkamen dem 32-Jährigen ein paar Tränen. „Das letzte Mal, als ich geweint habe, war bei meiner Hochzeit. Es ist so surreal und wird noch eine Weile dauern, bis sich das bei mir setzt.“

Im Jahr 2007 hatte Thomas einst sein Grand-Tour-Debüt in Frankreich gegeben, sich in zwölf Anläufen bei Giro, Tour und Vuelta nie in den Top Ten klassiert. Seit seinem Wechsel zum Sky-Team im Jahr 2010 – er kam gemeinsam mit Chris Froome von Barlowland – erfüllte er stets loyal und aufopfernd Helferdienste, trat selbst jedoch kaum ins Rampenlicht.

„Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich das Rennen einmal gewinnen würde“, gestand er. Im Vorjahr trug er dann erstmals das Gelbe Trikot, musste das Rennen jedoch nach einem Sturz vorzeitig aufgeben. Bei der 105. Tour-Auflage schlug nun seine große Stunde. Auf der elften Etappe übernahm Thomas die Gesamtführung, mit dem darauffolgenden Sieg in Alpe d'Huez löste er Sky-Kapitän Froome endgültig als Nummer eins im Team ab. „Dort im Gelben Trikot zu gewinnen, das war Wahnsinn, das hätte ich nie erwartet. Das war unglaublich“, erinnerte er sich an die triumphale Bergankunft.

Im Gegensatz zum Gesamt-Dritten Froome ließ sich Thomas auch in den letzten Wochen in den Pyrenäen keinerlei Schwäche anmerken und konterte die Angriffe der Konkurrenz souverän. „Ich stand bei jedem Berg unter Druck und habe versucht, stark zu bleiben. Das ist mir gelungen und hat mir zusätzlichen Schwung verliehen“, erzählte der Profi aus Cardiff, der während der Saison in Monaco lebt und trainiert. Auf den 3351 km leistete er sich keinen Fehler und blieb im Gegensatz zu seinen Konkurrenten auch von Defekten und Stürzen verschont. Die Dopinggerüchte, die einen Tour-Sieger in jüngeren Jahren stets begleiten, nimmt er gelassen: „Ich weiß, dass ich es auf die richtige Art und Weise mache. Ich arbeite sehr, sehr hart und mein Ergebnis wird den Test der Zeit bestehen.“

Gelassenheit trotz Buhrufen

Mit Thomas stellt das Sky-Team zum sechsten Mal in sieben Jahren den Tour-Sieger, der britische Rennstall kontrollierte das Rennen zu jedem Zeitpunkt, nicht einmal der Führungswechsel brachte die Mannschaft außer Tritt. „Das Team ist phänomenal stark. Wir geraten nie in Panik. Unsere Stärke sind nicht die Beine, sondern der Kopf“, betonte der Triumphator.

Der entthronte Froome, der den rekordträchtigen fünften Sieg in Frankreich sowie das angestrebte Double aus Giro und Tour verpasst hatte, trat trotz Degradierung keinen Streit los. Thomas sprach seinem langjährigen Freund deshalb großes Lob aus: „Ich kann Froomey nur danken. Er hat sich für mich eingesetzt und war so happy für mich.“

Bei den Fans stößt die Sky-Dominanz unterdessen auf wenig Freude, für zusätzliche Brisanz sorgte die Causa rund um Froomes auffälligen Dopingtest, der erst kurz vor dem Tour-Start zu den Akten gelegt worden war. Den Unmut bekamen die Profis in Frankreich deutlich zu spüren, auch Thomas wurde ausgebuht. „Lieber das Rennen gewinnen und dabei ausgepfiffen werden, als von allen gefeiert zu werden, aber das Rennen verloren zu haben“, lautete sein ungerührter Kommentar.

In Paris erwartete Thomas, privat ein großer Rugbyfan, für Humor und Vorliebe für Bier bekannt, die überfällige große Feier. Erst später wollte sich der 32-Jährige Gedanken über die Zukunft machen, denn sein Vertrag bei Sky läuft aus. Mit dem größten Erfolg seiner Karriere hat er jedenfalls die bestmögliche Eigenwerbung betrieben. In seiner Autobiografie allerdings fehlt dieses Kapitel, denn „The World of Cycling According to G“ erschien bereits 2015.

(swi)

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