Der neue König von Los Angeles

NBA-Superstar LeBron James soll die Los Angeles Lakers zum ersten Meistertitel seit 2010 führen.
NBA-Superstar LeBron James soll die Los Angeles Lakers zum ersten Meistertitel seit 2010 führen.Getty Images
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Basketballer LeBron James ist eine NBA-Größe und Respektfigur weit über den Sport hinaus: Im Kampf für Gleichberechtigung sagt er auch US-Präsident Donald Trump die Meinung.

Der wichtigste Dominostein im Wechselspiel der National Basketball Association war rasch gefallen. Gleich am ersten Tag der Free Agency Anfang Juli beendete LeBron James alle Spekulationen um seine Zukunft und verkündete den Wechsel zu den Los Angeles Lakers. Den Abschied von den Cleveland Cavaliers und seine Unterschrift unter den Vierjahresvertrag (das letzte als Spieleroption) ließ sich der 33-Jährige mit 153,3 Millionen Dollar (133 Mio. Euro) vergüten, umgekehrt löste Klubpräsident Earvin „Magic“ Johnson sein Versprechen ein. Zum Amtsantritt im Februar 2017 hatte die Lakers-Legende, selbst fünfmaliger Meister, angekündigt, bald wieder eine NBA-Größe nach Hollywood zu lotsen. „King James“ wird diesem Anforderungsprofil als dreifacher Meister und siebenmaliger „Most Valuable Player“ (dreimal in der Finalphase, viermal im Grunddurchgang) mehr als gerecht und trägt nun die Hoffnungen auf den ersten Meistertitel seit 2010.

„Ich bin glücklich, ein Laker, Teil eines Klubs mit so langer Geschichte, zu sein. Ein Klub, der nach Titeln strebt, und ich hoffe, dass ich helfen kann, ihn wieder dorthin zu bringen“, erklärte James. Sein Jugendidol Johnson höchstpersönlich hatte bei einem Besuch die letzte Überzeugungsarbeit geleistet. „Es war, wie wenn ich zu mir selbst sprechen würden. In Sachen Mindset, Siegermentalität und Spielverständnis sind wir wie des jeweils anderen Spiegelbild“, adelte der 59-Jährige den Neuzugang.


Der Meister des Ostens. Mit seiner Erfahrung soll James die Lakers, die im Vorjahr die Play-offs verpassten, zurück an die Spitze führen. Mit 33 Jahren ist er der älteste Spieler im Kader von Luke Walton für die diese Woche beginnende NBA-Saison, ihm zur Seite stehen allen voran hoffnungsvolle Talente wie Brandon Ingram, 21, oder Kyle Kuzma, 23, sowie einige für ein Jahr verpflichtete Routiniers. „Das Besondere an LeBron ist, wie er jeden einzelnen seiner Mitspieler pusht und besser macht“, schwärmte Headcoach Walton während der Vorbereitung. „Es ist unglaublich, wie er das Spiel lesen und das an seine Kollegen weitergeben kann.“ Die Statistik untermauert James' Standing: In den letzten zehn Jahren ging die Larry O'Brien Championship Trophy nur viermal an Teams der Eastern Conference, der Profi aus Akron führte seine Mannschaften dreimal zum Titel (Miami Heat 2012, 2013 bzw. Cleveland Cavaliers 2016) und weitere fünfmal ins Finale. Seit 2014 ist James stets der einzige Spieler aus dem Osten gewesen, der es in das von einer Jury gewählte All-NBA-Team geschafft hat – mit zwölf Nominierungen hält er auch den Rekord.

Trotz aller Vorschusslorbeeren war James vor dem Saisonstart bemüht, die Euphorie um die Jagd auf Titelverteidiger Golden State Warriors zu bremsen. „Wir beginnen bei null, es ist ein weiter Weg. Es kann nur einen Champion geben, aber das ist nicht das Einzige, was eine erfolgreiche Saison ausmacht“, erklärte der Routinier. „Es wird gute und schlechte Zeiten geben. Aber wenn wir weiter an uns arbeiten, füreinander einstehen und kämpfen, kommt der Rest von selbst.“ Finanziell und marketingtechnisch hat sich der Megadeal für die Lakers jedenfalls schon rentiert. Im Schnitt werden pro Tag immer noch 200 Trikots mit der Nummer 23 verkauft, die Ticketpreise für die Heimspiele im Staples Center verzeichneten auf Verkaufsplattformen einen Preisanstieg von über 400 Prozent.

„The Chosen One“ (Der Auserwählte – der Name ziert auch seinen Rücken) steht James aber für weit mehr als den sportlichen Erfolg, nicht umsonst reihte ihn das „Time“-Magazin im Vorjahr unter die 100 einflussreichsten Personen der Welt. Im Gegensatz zu vielen anderen US-Sportstars schreckt er nämlich nicht vor brisanten gesellschaftspolitischen Themen zurück, setzt sich offen für Gleichberechtigung und gegen Rassismus ein. Selbst die direkte Konfrontation mit US-Präsident Donald Trump scheut James nicht. Als dieser NBA-Kollegen Stephen Curry für seine Absage der Meisterfeier im Weißen Haus kritisierte, watschte ihn James auf Twitter als „bum“ (Penner) ab. Im August griff Trump dann James persönlich an und bezeichnete ihn in einem Tweet indirekt als dumm. „Er hat den mächtigsten Job der Welt und wirklich Zeit, Kommentare über mich abzulassen?“, gab der 33-Jährige zurück. In der Vorbereitung trug James demonstrativ ein T-Shirt mit Colin Kaepernicks Namen darauf. Der Footballer hatte 2017 Trump mit seinem Kniefall bei der US-Hymne erzürnt.


Großes Herz. Heute ein Schwerverdiener im glitzernden Rampenlicht, kennt James auch die andere Seite des Lebens in Amerika: Als Sohn einer alleinerziehenden Teenager-Mutter wuchs er in ärmsten Verhältnissen auf. Seit vielen Jahren engagiert er sich deshalb in karitativen Projekten, im September eröffnete er als Erweiterung der LeBron James Family Foundation in seiner Heimatstadt Akron die „I Promise“-Schule für benachteiligte Kinder. „Alles was diese Kinder erleben, die Drogen, die Gewalt, die Waffen, das kenne ich“, erzählte er. Bis 2022 sollen jährlich 1200 Schüler eine kostenlose Ausbildung, Verpflegung und Unterstützung erhalten.

In Los Angeles residiert James mit Ehefrau Savannah und den drei Kindern in einer Villa im Nobelviertel Brentwood. Die Nähe zu Hollywood kommt auch der Intensivierung der Projekte seiner Produktionsfirma SpringHill Entertainment zugute, 2019 wird etwa eine Dokumentation über Boxer Muhammad Ali erscheinen. Im kommenden Jahr wird der Basketballstar zum zweiten Mal nach seinem Kurzauftritt in „Dating Queen“ selbst vor der Kamera stehen. In der Fortsetzung des Kultfilms „Space Jam“ aus 1996 spielt er neben Bugs Bunny die Hauptrolle und tritt damit in die Fußstapfen von Michael Jordan. „Dieser Film ist so viel mehr, als mich mit den Looney Toons zusammenzubringen. Ich möchte, dass Kinder verstehen, wie viel sie bewegen können, wenn sie ihre Träume verfolgen.“

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Die neue NBA-Saison

Spiele
bestreitet jedes der 30 NBA-Teams in der regulären Saison. Den Auftakt machen in der Nacht auf Mittwoch die Boston Celtics gegen die Philadelphia 76ers (2 Uhr MESZ, dazn.com).

Meistertitel
haben die Golden State Warriors zu Buche stehen und streben heuer nach der zweiten erfolgreichen Titelverteidigung in Folge.

Österreicher
spielt in der NBA mit: Jakob Pöltl ist nach zwei Jahren bei den Toronto Raptors im Sommer zu den San Antonio Spurs gewechselt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2018)

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