Streit um da Vinci: Ein Olympiasieger zieht vor Gericht

Deutsche Sprint-Ikone Armin Hary, 81, kämpft um die „Verkündigungsmadonna“.

München. Wem gehört der da Vinci? Und ist es denn überhaupt einer? Ein komplizierter Streit um ein angebliches Werk von Leonardo da Vinci ist vor dem Oberlandesgericht München gelandet. Ex-Olympiasieger Armin Hary – als erstem weißen Sprinter gelang es ihm 1958, die 100 Meter in handgestoppten 10,0 Sekunden auf der Aschenbahn zu laufen – und seine Familie streiten seit Jahrzehnten mit einem Galeristen um die „Verkündigungsmadonna“. „Seit 30 Jahren geht das schon“, erklärt Hary, 81. „Ich bin Geschäftsmann, so etwas habe ich noch nie erlebt.“

In den 1980er-Jahren hatte der Galerist der Familie des Leichtathletikstars das Ölgemälde zugesichert. Er konnte Schulden, die er aus einem Bilderverkauf hatte, nicht bezahlen. Mit dem Gemälde sollten die ausstehenden Zahlungen beglichen werden. Das Bild wurde aus konservatorischen Gründen in den Münchner Pinakotheken eingelagert. Er habe es verkaufen wollen, sagte Hary. „Das sollte meine Altersvorsorge sein.“

„Schöner als die Mona Lisa“

Der Galerist ist sich hingegen sicher, dass das Gemälde, das er einst für 3800 D-Mark kaufte, von dem Renaissancemaler da Vinci stammt und damit Millionen wert ist – viel mehr als die Schulden von damals von 390.000 D-Mark. Von 450 Millionen Euro sprach der Anwalt des Galeristen nun vor Gericht. „Der Kopf ist schöner als die Mona Lisa“, sagt Hary. Unter Kunstexperten ist die Ansicht, dass es sich um einen da Vinci handelt, umstritten. Es könnte von einem Schüler des Meisters stammen.

Das Gericht versucht, die Chronologie der Ereignisse zu ordnen. Es geht um Mahn- und Pfändungsbescheide, eine einstweilige Verfügung und die Frage, wem die Madonna denn gehört. Das Urteil darüber wurde auf Ende 2019 vertagt. Bis dahin sollen sich beide Parteien ergänzend äußern – und erneut überlegen, ob das Bild nicht doch verkauft werden soll. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2018)

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