Daniel Ricciardo: Der König im Fahrerpoker

Natürlich, er lacht. Sicheren Schrittes spaziert Daniel Ricciardo auch in Baku durch die Formel-1-Szene.
Natürlich, er lacht. Sicheren Schrittes spaziert Daniel Ricciardo auch in Baku durch die Formel-1-Szene.(c) REUTERS (David Mdzinarishvili)
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Wohin geht Daniel Ricciardo mit Saisonende? Verlängert der Australier bei RB Racing, folgt er Ferraris Werben, landet er bei Mercedes?

Baku. Daniel Ricciardo lacht. Immer. Selbst im Kreuzverhör über seine Formel-1-Zukunft verging dem RB-Piloten in Baku nicht das Lachen. Der für sein sonniges Gemüt bekannte Australier ließ die Fragen nach einem möglichen Abschied mit Saisonende wirklich gleichmütig über sich ergehen.

Nach seinem Sieg in Shanghai sei alles anders, der 28-Jährige sagt, er sei „befreit“. Er würde nirgendwo hingehen, nur des Wechselns willen. „Ich würde sichergehen, dass es etwas Besseres ist als jetzt“, sagte Ricciardo vor dem Grand Prix von Aserbaidschan, den er 2017 famos von Startplatz zehn aus noch für sich entschied.

Der 28-Jährige aus Perth ist die Königsfigur auf dem Fahrermarkt für das kommende Jahr. Der Vertrag läuft Ende dieser Saison aus. Im hysterischen Ferrari-Land Italien wird der Sohn eines Sizilianers als Nachfolger von Kimi Räikkönen und neuer Stallrivale von Sebastian Vettel gehandelt.

Angeblich hat Ricciardo sogar schon eine Absichtserklärung unterzeichnet. Bis zum 30. Juni soll demnach eine Vereinbarung gültig sein, wonach beide Parteien exklusiv über eine künftige Anstellung verhandeln können. „Das ist nicht wahr“, entgegnet Ricciardo.
RB Racing habe ihm bis August eine Frist eingeräumt, das Angebot auf Verlängerung anzunehmen – oder eben nicht. Der bei Renault geparkte Spanier Carlos Sainz wäre ein Kandidat für die Nachfolge.

Mercedes als beste Option

Mit Max Verstappen, 20, hat Red Bull, der Rennstall von Milliardär Dietrich Mateschitz, noch einen zweiten Spitzenfahrer unter Vertrag. Das Ausnahmetalent hat sich bis Ende 2020 an das Team gebunden. Ricciardo aber wägt seine Entscheidung danach ab, wo die WM-Chance größer ist. Die Krönung seiner Formel-1-Karriere strebt auch er an. Könnte sich der sechsmalige GP-Gewinner auch eine Rolle als Nummer zwei vorstellen. Hinter Vettel? Die Rolle als Adjutant behagt ihm nicht. Er sagt: „Das ist für mich keine Option.“

Ricciardo will zumindest Chancengleichheit. Deshalb würde er es nicht ausschließen, an der Seite eines Weltmeisters zu fahren. Lewis Hamilton zum Beispiel, der in seiner eigenen Vertragsfrage bald Klarheit mit Mercedes erwartet. „Ich würde mich gern mit den Besten messen, Lewis gehört unzweifelhaft dazu“, sagte Ricciardo. Es wäre eine „Herausforderung“.

Mit Vettel als Stallrivalen hat sich Ricciardo 2014 schon gemessen. Damals ist er als Nachfolger seines Landsmanns Mark Webber von Toro Rosso gekommen. Am Ende der Saison hat er seine ersten drei Rennen gewonnen. Ricciardo weiß, was er an Red Bull hat, er entstammt sogar dem Nachwuchsprogramm. Er werde daher immer eine gewisse Loyalität verspüren, versicherte er. Gegen einen Abschied sprach das nicht. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2018)

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