Die Materialrevolution der Rodler

OLYMPISCHE WINTERSPIELE PYEONGCHANG 2018: FOTOTERMIN/RODELN/EGGER/KINDL/GLEIRSCHER
OLYMPISCHE WINTERSPIELE PYEONGCHANG 2018: FOTOTERMIN/RODELN/EGGER/KINDL/GLEIRSCHERAPA/HANS KLAUS TECHT
  • Drucken

Im Kunstbahnrodeln entscheiden Tausendstelsekunden - Topnationen sind daher im Materialbereich mit Highspeed unterwegs. Das ÖRV-Team mit Sportdirektor Markus Prock ist dank Kooperation mit einschlägigen Firmen bestens aufgestellt.

Im Kunstbahnrodeln entscheiden Tausendstelsekunden - die führenden Nationen sind daher auch im Materialbereich mit größtem Einsatz am Werk. Das ÖRV-Team mit Sportdirektor Markus Prock an der Spitze ist dank der Kooperation mit einschlägigen Firmen bestens aufgestellt. "Uns ist ein Riesenschritt gelungen", sagte der für das Material zuständige Tobias Schiegl.

Der frühere Doppelsitzer-Weltmeister Schiegl ist gelernter Tischler und im ÖRV verantwortlich für den technischen Bereich. Holz spielt im Rodeln seit vielen Jahren keine Rolle mehr, es wurde als Kufenmaterial von Kunststoffverbundteilen abgelöst. Auch bei den Metallschienen, dem Kontakt des Schlittens zum Eis, und den Sitzschalen haben die Spezialisten im ÖRV auch dank persönlicher Kontakte zu Partnerfirmen perfekte Voraussetzungen für die Aktiven geschaffen.

"Im Materialbereich sind wir bei den führenden Nationen dabei. In der Bahn sind wir mit die Schnellsten. Da haben wir eine gute Hand gehabt. Wir haben perfekte Firmen für das, was wir brauchen", betonte Tüftler Schiegl. Doppel-Weltmeister Wolfgang Kindl bestätigte die Aussage des Materialchefs. "Wir haben einen extrem wichtigen Schritt im Materialsektor nach vorne gemacht. Da sind wir sicher top aufgestellt."

Wichtig sind laut Schiegl die Reproduzierbarkeit - beim Bruch eines Teiles muss ein anderer mit der identischen Beschaffenheit zur Verfügung stehen - und das Erkennen, warum ein Schlitten schnell ist. "Da gehört ein Riesenapparat dazu, dass man im Ausschließungsverfahren abarbeitet und erkennt, was gut oder schlecht ist", erklärte der 44-jährige Tiroler, der die gemeinsame aktive Karriere mit seinem Cousin Markus Schiegl 2010 beendet hat.

Der Rodelverband verfügt in Innsbruck über ein Kompetenzzentrum, in dem die Fäden zusammenlaufen. Der ÖRV stützt sich auch auf Kooperationen mit der Uni Wien, der Montan-Uni Graz sowie den Firmen Kästle für die Kunststoffschalen und Rübig, die bei der Beschichtung von Metallen (für die Schienen) weltweit führend ist.

Die oberösterreichische Firma Rübig betätigt sich quasi ohne Gegenleistung als Sponsor für dieses kostspielige Verfahren. "Wir haben einen Riesenschritt in den letzten zwei, drei Jahren gemacht, seit wir mit ihnen eng zusammenarbeiten", sagte Schiegl. Die Doppel-Olympiasieger Andreas und Wolfgang Linger arbeiten bei diesem Projekt mit. Mit Hilfe der Montan-Uni wird eruiert, welche Beschichtung auf welcher Eisart am besten gleitet. Auch bei den Kunststoffschalen, die individuell angepasst werden, führt man Forschungsprojekte durch.

Mit diesen Maßnahmen haben die Österreicher in diesem Olympia-Zyklus weiter gegenüber Top-Nationen wie Deutschland oder Russland aufgeholt. Die Deutschen mit Materialchef Georg Hackl profitieren von der Zusammenarbeit mit BMW. Auch die Österreicher haben etwa beim kostspieligen Fräsen der Schienen Know-how aus Bayern eingekauft.

Ein fertiges HiTech-Produkt für den Kunsteiskanal ist teuer. "20.000 bis 25.000 Euro für ein Setup kommen da schnell zusammen", sagte Schiegl, der über 25 Jahre Erfahrung im Rodelsport verfügt.

Die Bestätigung, dass das Material der Österreicher auf der Olympiabahn in Pyeongchang funktioniert, lieferte bei der Generalprobe im Vorjahr David Gleirscher. "Er ist mit unserem neuen Material Bahnrekord gefahren. Jetzt haben wir einen Anhaltspunkt, wie der Weg ausschaut, damit etwas läuft", sagte Schiegl.

Olympisches Edelmetall wäre für das gesamte Team die schönste Belohnung. "Die Hausaufgaben haben wir gemacht", betonte der ÖRV-Materialchef. Nun müsse man die konkreten Bedingungen abwarten. Bei schwierigen Verhältnissen würde freilich HiTech alleine nicht genügen. "Dann muss man pokern und dann ist die Erfahrung wichtig. Wer das bessere Händchen hat, ist vorne", erklärte Schiegl.

(Schluss) ef/beg

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

South Korean rapper Psy PARK JAE SANG performing live at Taxim Square in Istanbul Turkey PUBLIC
Olympia

Südkorea: "Gangnam Style", Kultur und Architektur

Vom "Gangnam Style"-Star Psy über preisgekrönten Regisseur bis Künstler Nam June Paik: Zahlreiche südkoreanische Künstler haben ihre Spuren international hinterlassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.