Zwei Sieger im großen Alpenduell

Die ÖSV-Silbermannschaft: Stephanie Brunner, Katharina Gallhuber, Katharina Liensberger, Manuel Feller, Michael Matt und Marco Schwarz.
Die ÖSV-Silbermannschaft: Stephanie Brunner, Katharina Gallhuber, Katharina Liensberger, Manuel Feller, Michael Matt und Marco Schwarz. (c) APA/EPA/DANIEL KOPATSCH (DANIEL KOPATSCH)
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Österreich ist die beste Alpinnation der Olympischen Spiele. Der abschließende Teambewerb brachte Silber, erst wurde der Angstgegner düpiert, dann war gegen die Schweiz Endstation.

Vielleicht war tatsächlich Ersatzmann Manuel Feller der Schlüssel zu dieser österreichischen Silbermedaille im olympischen Teambewerb, dem abschließenden Event der Alpinen bei den Spielen in Pyeongchang. Nachdem die ÖSV-Truppe Gastgeber Südkorea mit 4:0, also Siegen in allen vier Läufen, verabschiedet hatte, kam es schon im Viertelfinale zum Duell mit Schweden, dem erklärten Angstgegner. Zuletzt war man drei Mal in Folge beim Weltcupfinale gegen die Skandinavier chancenlos gewesen (2015 Méribel, 2016 St. Moritz, 2017 Aspen). Darüber hinaus waren nun die beiden frisch gebackenen Slalom-Olympiasieger Frida Hansdotter und André Myhrer, ein erklärter Spezialist für Parallelrennen, mit von der Partie. Das rot-weiß-rote Team musste hingegen auf den bereits abgereisten Marcel Hirscher und damit den erfolgreichsten Österreicher dieser Spiele verzichten.

„Am Anfang hieß es, ich bin Ersatz. Ich habe dann zu Andi gesagt, wenn du mich einmal fahren lässt, dann lass mich gegen André fahren, weil gegen den will eh keiner fahren“, erzählte Feller von seinem Gespräch mit ÖSV-Herrenchefcoach Andreas Puelacher. „Feller wollte unbedingt den Myhrer biegen, das war sein Ziel“, meinte der Trainer, der ihm diesen Wunsch auch erfüllt hatte. Zu Recht. Feller siegte, Myhrer sah erst gar nicht das Ziel. „Ich habe mich durchgekämpft, ihn vielleicht ein bissl nervös gemacht und meinem Lauf gewonnen.“ Feller krönte die Revanche gegen die Schweden mit dem Schlusspunkt zum beachtlichen 4:0-Sieg. Der Topfavorit wurde regelrecht abgefertigt und Österreich war auf Medaillenkurs eingebogen, auch im Halbfinale wurde mit den Norwegern kurzer Prozess gemacht (3:1).

Nur die Finalgegner aus der Schweiz, die angeführt von Wendy Holdener Ungarn, Deutschland und Weltmeister Frankreich aus dem Weg geräumt hatten, erwiesen sich am Ende als zu stark. Die 20-jährige Katharina Liensberger gewann gegen Denise Feierabend zwar auch ihr viertes Rennen des Tages, sie war allerdings die einzige Österreicherin, die im Finale punkten konnte. Michael Matt fädelte gegen Ramon Zenhäusern ein, Katharina Gallhuber, ebenfalls erst 20 Jahre alt, verlor knapp gegen Holdener und Marco Schwarz schied im Duell der letzten Chance mit viel Risiko gegen Daniel Yule aus. Mit einer 1:3-Niederlage gab es am Ende Silber (Bronze sicherte sich Norwegen im kleinen Finale gegen Frankreich).


Beachtliche Ausbeute. Ein „schöner Abschluss“ der Spiele also, wie ÖSV-Damenchef Jürgen Kriechbaum erklärte. Dass ausgerechnet die Schweiz Team-Gold verhinderte, kümmerte im ÖSV-Lager nicht besonders. Die Rivalität zwischen den Alpenrepubliken ist nicht mehr dieselbe wie zu Zeiten von Toni Sailer und Roger Staub, Franz Klammer und Bernhard Russi. Der Nationencup ist seit Jahren auch dank der Dominanz von Hirscher ohnehin fest in österreichischer Hand.

Wie schon vor vier Jahren in Sotschi beendet Österreich auch die Winterspiele in Pyeongchang als stärkste Alpinnation. In elf Bewerben holten die ÖSV-Läufer dreimal Gold (zweimal Hirscher, Matthias Mayer), zweimal Silber (Anna Veith, Team) und zweimal Bronze (Gallhuber, Matt). Dahinter folgen die Schweiz (zweimal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze) und Schweden (zweimal Gold). Dank Silber im Teambewerb verlassen nach Doppel-Olympiasieger Hirscher nun auch Matt und Gallhuber Südkorea mit zwei Medaillen um den Hals.

Mit dem kompletten Satz und damit mit mehr Edelmetall als jeder andere Alpine reist allerdings Holdener ab: Silber im Slalom, Bronze in der Kombination und nun Gold mit der Mannschaft. „Ich hatte drei gute Wochen hier in Südkorea, dafür bin ich wirklich dankbar. Es ist großartig, in vier Wettkämpfen zu starten und mit drei Medaillen nach Hause zu gehen“, meinte die 24-Jährige und erste Verfolgerin der Gesamtführenden Mikaela Shiffrin im Weltcup. Dort stehen schon nächstes Wochenende ihre Heimrennen in Crans Montana an.


Der Stellenwert. Überragende ÖSV-Athletin am letzten Wettkampftag der Alpinen war Liensberger, die in all ihren vier Läufen unbesiegt blieb. „Das Skifahren war ok, und es hat einfach riesig Spaß gemacht. Man kämpft für das ganze Team. Und die Anspannung war bei jedem spürbar“, meinte die Vorarlbergerin, die im Finale um drei Hundertstel schneller als Holdener gefahren ist. Auch eine andere Bestmarke ging an einen Österreicher: Michael Matt hat die Laufbestzeit des Tages in den Hang geknallt. Von Diskussionen über die Wertigkeit des Teamevents hält der Tiroler wenig. „Diese Medaille hat einen sehr großen Stellenwert. Genauso wie bei allen anderen Bewerben gibt es ihn nur alle vier Jahre.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2018)

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