Spielraum

Weltstars in der Wiener Stadthalle

Weltstars wie Rafael Nadal oder Novak Djoković in der Wiener Stadthalle? Das ist kein Aprilscherz, sondern Kalkül, Frage des Geldes und Folge langjähriger Kontakte und harter Verhandlungen. Es wäre ein Hit.

Tennis ist ein beeindruckender Sport. Egal, ob Halle oder im Freien, auf Sand, Rasen oder Hartplatz. Ein Weltsport. In der Theorie bloß ein simples Spiel. In der Praxis jedoch ist es knifflig, tückisch, Tennis verlangt Ausdauer und Geschick. Das Wissen, wann welcher Schlag besser passt. Beinarbeit, Gefühl beim Return. Vom Hammer-Service ganz zu schweigen.

Naturgemäß hat jede Sportart ihren Branchenprimus. Größen, die ob ihrer Erfolge und Ausstrahlung aus der Masse herausragen. Es sind Typen, die man unbedingt einmal live gesehen haben will, nicht nur, weil man Tennisfan ist. Es ist wie bei einer Rockband, etwa den Rolling Stones: Einmal muss man sie live gesehen haben. Muss.

Wenn es eine Sportart gibt, die in ihrem Spielbetrieb laufend Ausnahmekönner nach Österreich führt, dann ist es Tennis. Das Stadthallen-Turnier hat immer ein internationales Zugpferd, zuletzt war es oft Andy Murray – freilich neben Lokalmatador Dominic Thiem. In der Vergangenheit schauten jedoch schon Großkaliber wie Ivan Lendl, Boris Becker, Goran Ivanisević, Pete Sampras, Roger Federer (Sieger 2002, 2003) oder auch Novak Djoković (2007) vorbei. Diese Stars schlugen in Wien auf, man neigt ja dazu, alles schnell zu vergessen. Sogar Andre Agassi gewann 1994 hier.

Nur einer, Rafael Nadal, machte bislang stets einen Bogen um Österreichs größtes Turnier. Er hatte einen hoch dotierten Vertrag mit dem zeitgleichen Event in Basel. Die Stadthalle passte nicht in seinen Kalender. Bis jetzt, wenn man Aussagen von Turnierdirektor Herwig Straka so deuten kann.

Gelingt es ihm wirklich, den spanischen Weltstar nach Wien zu locken, wäre es der Coup der Saison. Es wäre freilich eine Frage des Geldes, man erwägt sogar, den Rahmen von vier Millionen Euro, die für alle Spieler zu Verfügung stünden, zu sprengen. Vor allem dann, wenn auch Djoković zusagen würde. Es wäre eine Frage des Spielplanes, der Logistik – all das aber ist letztendlich wohl Folge der Kontakte und des Vertrauens, welches beim mit Toni Nadal in Mallorca veranstalteten Turniers gewachsen ist. Er ist der Onkel des Superstars.

Nadal, hört man, sei nicht unter einer Million Euro Startgeld nach Wien zu locken. Das ist eine überaus stattliche Summe, allerdings: Der Mann ist sein Geld wert. Weil Straka offenbar ökonomisch denkt und auf Spieler wie Alexander Zverev verzichtet, weil sie absurde Vorstellungen haben, erscheint die Finanzierung von Nadal doch machbar. Tickets, Sponsoren und TV spülen ja auch Geld in die Kasse.

Der Spanier will nach den French Open Bescheid geben. Diese servierte Vorlage kann er unmöglich mit seiner Topspin-Vorhand abschmettern. Zur Not muss in der Stadthalle halt auf Sand gespielt werden . . .

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2018)

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