Für Jürgen Melzer ist die jüngste Kritik an Dominic Thiem teils "unter aller Sau". Etwaige mentale Probleme seien zu einem "Modewort" geworden, die Gründe für die Krise sind andere.
Wien. Noch nie zuvor in seiner Karriere sah sich Dominic Thiem derart harscher Kritik ausgesetzt wie in den vergangenen Wochen. Nach dem Achtelfinaleinzug bei den US Open Anfang September bremste ein hartnäckiges Formtief den weiteren Aufstieg des Niederösterreichers. Im Zuge der Asientournee kassierte Thiem drei Auftaktniederlagen in Folge (ein Novum), bei den Turnieren in Paris, Wien und London reichte es zu jeweils einem Sieg. Eine Bilanz, die weder seine Fans noch Thiem selbst zufriedenstellte. Die Ansprüche eines Weltklassespielers sind freilich andere.
Für Jürgen Melzer, jahrelang Österreichs Aushängeschild und aufgrund einer Ellbogenverletzung derzeit rekonvaleszent, ist die Kritik am 24-Jährigen teils „unter aller Sau.“ In diversen Internetforen werde Thiem „das Tennisspielen abgesprochen“, derartige Meldungen sind tatsächlich nicht nur verzichtbar, sondern schlichtweg falsch. Melzer versteht es nur allzu gut, sich in seinen zwölf Jahre jüngeren Landsmann hineinzuversetzen. Er kennt das Spiel mit den Medien genauso wie das Gefühl, von Besserwissern die Welt erklärt zu bekommen: „Ich habe es selbst gehasst, wenn ein Außenstehender schlau geredet hat.“