Dominic Thiem: Zwei Schritte bis zur Unendlichkeit

Dominic Thiem und die French Open. „Ich liebe es so sehr hier.“
Dominic Thiem und die French Open. „Ich liebe es so sehr hier.“(c) APA/AFP/CHRISTOPHE SIMON
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Dominic Thiem steht nach einem glatten Dreisatzsieg gegen den gehandicapten Alexander Zverev erneut im Halbfinale der French Open. Der 24-Jährige sagt: „Jetzt ist es Zeit für mehr.“

Paris/Wien. Dominic Thiem hat wie in den vergangenen beiden Jahren das Halbfinale der French Open in Paris erreicht. Der Niederösterreicher bezwang den Deutschen Alexander Zverev in 1:50 Stunden Spielzeit mit 6:4, 6:2, 6:1 und trifft nun auf den italienischen Sensationsmann Marco Cecchinato. Zverev war ab Mitte des zweiten Satzes sichtlich gehandicapt, beim Stand von 4:6, 1:4 ließ er sich am linken Oberschenkel tapen und war danach nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte. Am Court Philippe Chatrier war das eingetreten, womit im Vorfeld zu rechnen war.

Dass Zverev nach drei Fünfsatzpartien in Folge längst nicht die Spritzigkeit und Ausdauer seines Kontrahenten mitbrachte, war nur logisch. Seine im Vorfeld getätigte Ansage, er sei „bereit für das nächste Fünfsatzmatch“, glich purem Zweckoptimismus. Thiems physischer Vorteil – er verbrachte in den ersten vier Runde zweieinhalb Stunden weniger auf dem Platz – war spielentscheidend, der 21-jährige Zverev hat dieses Match in Wahrheit schon in der ersten Turnierwoche verloren.

Diese Tatsache soll aber keineswegs die Leistung des Schützlings von Günter Bresnik schmälern. Der 24-Jährige machte das, was er machen musste. Er beschäftigte Zverev mit konsequentem Winkelspiel, streute Stopps ein, spielte Slicebälle. Bei Ballwechseln mit mehr als drei Kontakten hatte Thiem klare Vorteile. Dass nach Regen am Vormittag der Platz langsamer und die Bälle schwerer waren, spielte dem Niederösterreicher ebenfalls in die Karten.

„Sascha ist einer der fittesten Spieler auf der Tour, aber auch für ihn ist es schwer, drei Fünfsatzmatches in Folge zu spielen. Das war hart für ihn“, meinte Thiem noch auf dem Court. Der ÖTV-Star stellte im Head-to-Head mit dem Weltranglistendritten auf 5:2 und revanchierte sich damit auch für die jüngste Finalniederlage in Madrid. Das Duell Thiem gegen Zverev dürfte es in Zukunft jedenfalls noch öfters geben, beide gelten als Anwärter auf große Titel. „Ich hoffe, dass wir noch viele Matches gegeneinander spielen. Das wäre für alle toll.“

Besser als Muster

Mit seinem dritten Halbfinaleinzug in Roland Garros hat Thiem österreichische Sportgeschichte geschrieben. Nicht einmal der ehemalige Weltranglistenerste Thomas Muster hat beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt drei Mal die Vorschlussrunde erreicht. 1990 scheiterte er im Halbfinale, 1995 gewann er das Turnier. Es ist bis heute der einzige Grand-Slam-Einzelsieg eines Österreichers.

Thiem hatte vor Turnierbeginn das Finale als Ziel ausgerufen, von seinem ersten Grand-Slam-Endspiel trennt ihn nun zum wiederholten Male nur noch ein Sieg. „Jetzt werde ich alles reinwerfen, um noch einen Schritt zu machen.“ Gegner am Freitag ist der Italiener Marco Cecchinato, der Novak Djokovic mit 6:3, 7:6 (4), 1:6, 7:6 (11) besiegte. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin überglücklich, aber sehr müde. Ich muss mich jetzt erholen", sagte der 25-Jährige aus Palermo. Gegen den Weltranglisten-72. Cecchinato, der vor diesem Turnier noch kein einziges Match auf Grand-Slam-Ebene gewinnen konnte, hat Thiem noch nie gespielt.

Auch Marach und Peya im Halbfinale

Aus österreichischer Sicht hatte an diesem Dienstag Oliver Marach vorgelegt. Der Steirer zog an der Seite des Kroaten Mate Pavic durch einen 3:6, 6:4, 6:3-Erfolg gegen die Kolumbianer Cabal/Farah ins Halbfinale ein. Im Kampf um den erstmaligen Finaleinzug in Paris treffen die Australian-Open-Champions nun auf die Spanier Marc Lopez/Feliciano Lopez. Später zog auch noch der Wiener Alexander Peya mit dem Kroaten Nikola Mektic durch ein 7:6, 6:2 über Bopanna/Roger-Vasselin (IND/FRA) ins Halbfinale ein. Der nächste Gegner wird erst am Mittwoch zwischen Herbert/Mahut (FRA) und Jarry/Gonzalez (CHI/ARG) ermittelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2018)

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Thiem stürmt ins French-Open-Halbfinale

Dominic Thiem hat zum dritten Mal in Folge das Halbfinale der French Open in Paris erreicht. Gegen den ab Mitte des zweiten Satzes gehandicapten Alexander Zverev gewann Thiem mit 6:4, 6:2, 6:1.

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