In 26 Tagen von Desaster zu Triumph

2019 Indian Wells Dominic Thiem Austria beats Roger Federer Switzerland to win the Indian Wells
2019 Indian Wells Dominic Thiem Austria beats Roger Federer Switzerland to win the Indian Wellsimago images / Paul Zimmer
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Dominic Thiem besiegte im Finale von Indian Wells Roger Federer und feierte den ersten Masters-1000-Titel. Der 25-Jährige fand aus der Krise und rückte zur Nummer vier der Welt auf.

Wien/Indian Wells. „Großer Sport! Und es gibt wenige, die sich das mehr verdienen als er“, kommentierte Tenniscoach Günter Bresnik die Sternstunde von Dominic Thiem unter der Sonne Kaliforniens. Sein Schützling hatte eben seinen ersten Masters-1000-Titel mit einem 3:6-6:3-7:5-Finalsieg in Indian Wells gegen niemand Geringeren als den Schweizer Superstar Roger Federer (37) eingefahren.

Noch Mitte Februar hatte die Tenniswelt des Dominic Thiem anders ausgesehen. Coach Bresnik analysierte das Erstrunden-Out des 25-Jährigen in Rio de Janeiro in seiner typischen Art und Weise: „Ein total schlechtes Match. Dominic hat müde und langsam gewirkt.“ Die Erklärung ließ auf ein körperliches Problem bei der Nummer neun der Weltrangliste schließen. Auch Ratlosigkeit klang bei Bresnik durch: „Mit so einer schlechten Leistung habe ich überhaupt nicht gerechnet.“

Mit dem Dreisatzsieg in Indian Wells stellte der Niederösterreicher im direkten Vergleich mit der Schweizer Tennislegende auf 3:2, erstmals konnte er „King“ Roger auf Hartplatz biegen. Von den noch aktiven Spielern können nur Rafael Nadal und Novak Djoković auf eine positive Bilanz mit dem 20-fachen Grand-Slam-Sieger verweisen. Neben 1,3 Millionen Dollar Preisgeld bringt der Finalsieg die Rückkehr auf Platz vier im ATP-Ranking. „Ich finde, es ist jetzt ein ,besserer‘ vierter Platz als damals vor zwei Jahren. Ich habe mehr Punkte, habe ihn mir selbst erarbeitet und habe eine super Ausgangsposition für die laufende Saison“, so der zwölffache Toursieger.

Bei der Ursachenforschung für die Thiem-Gala kommt man an Nicolás Massú nicht vorbei. Der chilenische Doppel-Olympiasieger gehört seit vier Wochen als Touring-Coach zum Team Thiem. Nach dem Abgang des Spaniers Galo Blanco wurde der erste Kontakt mit Massú bei der Daviscup-Partie gegen Chile in Salzburg geknüpft. Der 39-Jährige leistete mit einer akribischen Vorbereitung sowie feuriger Unterstützung seinen Anteil zum Erfolg, wie Thiem betonte: „Er hat mich gut auf die Matches eingestellt. Er ist ein super Motivator von draußen.“ Sehr gute Trainingseinheiten in der Zeit vor Indian Wells waren die Basis für den Titel, gab sich Thiem überzeugt. Im Turnierverlauf fand er jedenfalls körperlich wie spielerisch zu alter Stärke zurück.

Jüngeren Rivalen nachgezogen

Thiem galt immer schon als einer der talentiertesten Spieler seiner Generation. Doch ein ganz großer Titel war ihm bis Sonntag verwehrt geblieben. Selbst jüngere Konkurrenten wie der Deutsche Alexander Zverev oder der Russe Karen Khachanov hatten bei den großen Turnieren schon angeschrieben. Der Niederösterreicher stand zwar schon dreimal im Finale der 1000er-Serie und einmal bei einem Grand-Slam-Turnier, zog dabei jedoch zweimal gegen Nadal sowie einmal gegen Zverev den Kürzeren. Dadurch war Österreichs Nummer eins schon fast als „Sandplatzwühler“ abgestempelt, einer, der nur auf roter Asche sein Können abrufen könne. Nun gelang ihm der Durchbruch ausgerechnet auf Hartplatz. Sein Potenzial auf diesem Belag hatte er freilich schon bei den US-Open 2018 beim Sieg gegen den Südafrikaner Kevin Anderson angedeutet.

In Indian Wells kam Thiem ohne Satzverlust ins Halbfinale. Dort fand auch der starke kanadische Aufschläger Milos Raonic kein Rezept gegen den Niederösterreicher. Das Endspiel gegen Federer wogte hochklassig hin und her, vor 16.100 Zuschauern geriet Thiem gegen den 20-fachen Grand-Slam-Sieger in Satzrückstand. „Ich musste mich erst an Rogers Spiel gewöhnen, weil er im ersten Satz unglaublich gespielt hat“, analysierte der 25-Jährige.

Im entscheidenden dritten Satz sorgte ein Break bei 5:5 für die Vorentscheidung, nach 2:02 Stunden servierte Thiem zum bisher größten Triumph seiner Karriere aus. „Gratuliere, du hast es dir wirklich verdient nach dieser tollen Woche“, nahm Federer die Niederlage sportlich. Die Möglichkeit zur Revanche bietet sich dem Schweizer bereits diese Woche in Miami, wo erstmals im Hard Rock Stadium des NFL-Teams Miami Dolphins das nächste Masters-1000-Turnier stattfindet. Dort soll der Hartplatzbelag eher langsam sein, keinesfalls ein Nachteil für Thiem, der „das gute Momentum weiterbringen will“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2019)

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