Neue Hüfte und neue Perspektiven für Murray

Andy Murray schlägt wieder auf und sagt: „Ich bin ziemlich entspannt.
Andy Murray schlägt wieder auf und sagt: „Ich bin ziemlich entspannt.(c) REUTERS (Reuters Staff)
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Im Londoner Queens Club gibt der 32-jährige Schotte sein Comeback auf der ATP-Tour. Die ehemalige Nummer eins wirkt gereift, will sich fürs Erste aber nur im Doppel versuchen. „Ich möchte es viel mehr genießen.“

London. Fünfmal hat Andy Murray bereits die Einzeltrophäe im Londoner Queens Club gestemmt. Heuer gilt seine gesamte Aufmerksamkeit beim traditionellen Wimbledon-Vorbereitungsturnier allerdings dem Doppel. Ende Jänner hatte sich die ehemalige Nummer eins der Tenniswelt einer Hüftoperation unterzogen, bei seinem mit Spannung erwarteten Comeback will Murray nun nichts überstürzen und fürs Erste ausschließlich im Doppel antreten – nach Queens auch noch in Eastbourne und danach in Wimbledon (ab 1. Juli).

„Ich denke nicht, dass ich gleich nach Wimbledon wieder Einzel spielen werde und alles gut sein wird. Ich habe noch eine Menge Arbeit zu erledigen, bevor ich mich wieder konkurrenzfähig fühle“, erklärte der 32-jährige Schotte. Die Hoffnung des dreifachen Grand-Slam-Champions: Eine Rückkehr auf die Einzel-Courts noch in dieser Saison.

Vorerst aber gilt es, in Queens zu bestehen. Murrays Mitstreiter ist der Spanier Feliciano López, 37, ein erfolgreicher Einzelspieler (höchstes Karriereranking: Platz zwölf) und Grand-Slam-Champion im Doppel (French Open 2016). In London trifft das Duo gleich in der ersten Runde auf das derzeit beste Doppel der Welt: Juan Sebastián Cabal und Robert Farah aus Kolumbien. Die Partie wird voraussichtlich am Mittwoch über die Bühne gehen.

Auch Murrays Doppelkarriere kann sich sehen lassen. Die Highlights: Zwei 500er-Titel in Valencia (2010) und Tokio (2011) mit Bruder Jamie Murray, der später für einige Wochen die Nummer eins der Doppelwelt sein sollte. Außerdem ein Finale beim Masters-Event in Montreal (2013 mit Colin Fleming). Murray spielte auch schon Doppel mit Lleyton Hewitt und seinen britischen Landsleuten Tim Henman und Greg Rusedski. Seine bisher letzte Doppelpartie auf ATP-Level liegt allerdings schon über zwei Jahre zurück.

Im Einzel stand Murray vor seiner Rücken-OP zuletzt bei den Australian Open auf dem Platz: Ein Fünfsatzkrimi in der ersten Runde der Australian Open gegen Roberto Bautista Agut mit dem besseren Ende für den Spanier. Wenige Tage zuvor hatte ein emotionaler Murray erklärt, dass das Grand-Slam-Turnier in Melbourne sein letztes überhaupt sein könnte.

In Queens sagt er nun: „Ich habe trainiert, Doppelsätze gespielt, es geht mir gut. Aber erst, wenn du wieder auf einen Matchcourt zurückkehrst, kannst du dich wirklich testen. Ich denke, dass ich danach eine bessere Vorstellung davon habe, wo ich gerade stehe.“ Die Konkurrenz ist durchaus gewarnt. Einzeltitelverteidiger Marin Čilić, der auf derselben Anlage trainiert hatte, meinte: „Er hat den Ball unglaublich sauber getroffen.“

Nicht nur Siege zählen

Seine Schläge dürften also bald zurück sein, was sich aber verändert hat, ist Murrays Perspektive auf das Tourleben. „Es wird anders sein. Ich möchte es viel mehr genießen und mich nicht nur mehr aufs Gewinnen konzentrieren“, meinte der zweifache Familienvater. Seit er nun praktisch schmerzfrei sei, habe er viel Zeit mit Familie und Freunden verbracht. „Ich bin ziemlich entspannt, ob ich es zurückschaffe oder nicht. Es wäre in Ordnung, wenn ich nicht mehr so gut spielen würde.“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2019)

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