Im Vorjahr gewann Simona Halep die French Open und war die Nummer eins der Welt, doch mit dem Trainer kam ihr der Erfolg abhanden. In Wimbledon soll die Durststrecke enden, der erste Turniersieg im Jahr 2019 gelingen.
London. Ungewollt war Simona Halep in Wimbledon die Rolle der Spielverderberin zuteilgeworden. Im Achtelfinale beendete sie den umjubelten Erfolgslauf von Publikumsliebling Cori Gauff. „In ihrem Alter habe ich bei den Junioren gespielt. Ich glaube, für sie wird es weitergehen, sie wird bald in den Top Ten stehen“, streute die Rumänin dem 15-jährigen US-Shootingstar nach der Partie Rosen.
Auf Halep wartete am Tag danach die Chinesin Shuai Zhang, gegen die sie mit 7:6 (4), 6:1 ihren zweiten Halbfinaleinzug in Wimbledon nach 2014 besiegelte. Nach anfänglichen Problemen und einem 1:4-Rückstand im ersten Satz verwertete die 27-Jährige nach 1:26 Stunden den ersten Matchball. Für Zhang, die heuer erstmals überhaupt Partien auf dem Londoner Rasen gewonnen hatte, endete damit der Traum vom ersten chinesischen Grand-Slam-Sieg seit Li Na (Paris 2011, Melbourne 2014).
Halep, derzeit Nummer sieben der Welt, rangiert schon seit 2014 konstant in den Top Ten, zeitweilig sogar an der Spitze. Allein der ersehnte Major-Sieg wollte ihr lang nicht gelingen, dreimal stand sie im Finale – und verlor. „Ich wollte einen Topsieg irgendwie erzwingen, aber das geht meistens nicht gut aus“, erinnerte sich der Profi aus der Küstenstadt Konstanza. Erst im Vorjahr gelang ihr bei den French Open schließlich der Coup: Als zweite Rumänin nach Virginia Ruzici (1978 ebenfalls in Paris) triumphierte sie bei einem der vier Grand-Slam-Turniere.
Im Herbst darauf folgte überraschend die Trennung von Erfolgscoach Darren Cahill, der mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wollte. Zwischenzeitlich ging Halep gar ohne Trainer auf Tour, erst im Februar heuerte sie den Belgier Thierry van Cleemput an, doch die Zusammenarbeit dauerte gerade einmal eine Woche. „Die Chemie stimmte nicht.“ Seit vier Monaten gibt nun wieder Landsmann Daniel Dobre die Kommandos, der sie bereits von 2015 bis 2017 betreut hat. „Er kennt mich gut, und ich vertraue ihm. Das Wichtigste ist, dass ich mich gut fühle“, erklärte Halep. Mit ihm hat sie in Madrid das Finale erreicht, in dem sie Kiki Bertens unterlegen ist, und strebt jetzt in London nach mehr. „Ich habe Energie, fühle mich frisch und selbstbewusst. Und vielleicht spiele ich gerade mein bestes Tennis auf Rasen.“ (swi)
Wimbledon Viertelfinale
Damen: Halep (ROU-7) – Zhang (CHN) 7:6(4), 6:1, S. Williams (USA-11) – Riske (USA) 6:4, 4:6, 6:3.
Herren, Mittwoch: Djoković (SRB-1) – Goffin (BEL-21), Pella (ARG-26) – Bautista Agut (ESP-23, Querrey (USA) – Nadal (ESP-3), Nishikori (JPN-8) – Federer (SUI-2).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2019)