Eishockey: „Wir können uns diese Liga nicht mehr leisten“

(c) GEPA (Wolfgang Jannach)
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Innsbrucks Rückzug ist ein erstes Alarmsignal, auch andere Klubs haben „hausgemachte“ Geldsorgen.

INNSBRUCK/Wien (dat). Als in der Schulz-Halle die Schlusssirene ertönt und die Vienna Capitals nach dem 5:1 gegen Graz den Einzug ins Eishockey-Halbfinale feiern, dröhnt es plötzlich aus den Lautsprechern. „Innsbruck zieht sich aus der Liga zurück!“ Den Jubel der Fans stoppt es nicht, auch den Spielern scheint es auf den ersten Blick egal zu sein, sie freuen sich auf Salzburg (heute, 19.15 Uhr). An die Zukunft denkt in diesem Augenblick niemand. Wie geht es mit der Liga weiter? Spielen nur noch neun Vereine, steigt Zagreb ein? Was aber ist in Innsbruck passiert, dass der Klub freiwillig in die schwächere Nationalliga absteigt?

Es ist mehr als nur ein Paukenschlag, denn mit Innsbrucks Rückzug wird Österreichs Eishockey von der Vergangenheit eingeholt und Erinnerungen an Konkurse (VEU, WEV) werden wach. Und tatsächlich: Neun Jahre nach dem Crash – KAC und VSV bildeten mit Klubs aus der zweiten und dritten Liga eine Zehnerliga – steht der Pucksport wieder vor einem ungewissen Neubeginn.

Intern ist die Liga zerstrittener denn je. Diskussionen um Gagen, Verbandsabgaben und Legionärsbeschränkungen trüben seit Langem das Bild. Mit einer umstrittenen Punkteregelung sollte der Preistreiberei, die Spieler, Manager und blind nach Erfolg strebende Klubchefs betrieben haben, Einhalt geboten werden. Das Gegenteil aber trat ein: Österreicher sind ungeachtet ihrer Spielstärke teurer denn je und Toplegionäre machen weiterhin einen großen Bogen um die Alpenrepublik.

2,5 Millionen Euro reichen nicht

Am Freitag wollen sich alle Klub-chefs an einen Tisch setzen. Dabei soll die Kosten-Nutzen-Frage gestellt werden, ob aber ein „salary cap“ installiert wird, wie ihn selbst die weltweit populäre NHL angesichts großer Geldprobleme eingeführt hat, ist mehr als fraglich. Mit diesem „Limit für Spielereinkäufe“ wären Transfers und Budgets kontrollierbarer. Vorausgesetzt, kolportierte Schwarzzahlungen sind in Österreich tatsächlich nur böse Unterstellungen...

Innsbruck hat nach acht Jahren im Oberhaus die Reißleine gezogen. Das Liga-Management versucht, den Rückzug zwar noch zu verhindern, doch sprechen die nackten Zahlen dagegen. Für die Saison hatte Innsbruck 2,5 Mio. Euro budgetiert, die teure Mannschaft aber spielte schwach und Zuschauer blieben aus. Der Klub blieb in dieser Saison auf 30.000 Karten sitzen, in der Kassa fehlen mehrere hunderttausend Euro. „Der Rückzug war eine Entscheidung der Vernunft. Wir müssen sparen“, sagt Innsbruck-Obmann Günther Hanschitz. „Wir können uns diese Liga nicht mehr leisten.“

Die Nationalliga ist Profi-Cracks „zu schwach“, auch wird viel weniger bezahlt – hier bekommt der Nachwuchs seine Chance. Innsbruck will das nützen und vielleicht in drei Jahren das Comeback in die oberste Spielklasse wagen. Bis dahin dürfte Zagreb einspringen, seit zwei Jahren bemühen sich die Kroaten ja bereits um eine Aufnahme in der Erste-Bank-Liga.

Damit scheint der Fortbestand der Zehnerliga vorerst gesichert. Doch am Mittwoch meldeten auch Laibach und Jesenice große Finanzprobleme. Jeder Boom hat seinen Preis, von Eishockeyklubs wurde er zuletzt zu teuer bezahlt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2009)

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