Leichtathletik-Weltverband sperrt drei Funktionäre lebenslang

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Die Ehtikkommission strafte den russischen Verbandschef, den früheren russischen Cheftrainer und den Sohn von Ex-Präsident Lamine Diack.

Im Doping-Skandal um den Leichtathletik-Weltverband hat die Ethikkommission der IAAF erste Sperren verhängt. Das Gremium zog am Donnerstag zwei russische Spitzenfunktionäre und den Sohn von Ex-IAAF-Präsident Lamine Diack lebenslang aus dem Verkehr.

Die Sanktionen betreffen Ex-IAAF-Schatzmeister Valentin Balachnitschew, der zugleich Präsident des russischen Verbandes war, Russlands früheren Cheftrainer Alexej Melnikow und Papa Massata Diack. Der Senegalese war als Marketing-Beauftragter für den Weltverband tätig. Der ehemalige Anti-Doping-Chef der IAAF, Gabriel Dolle aus Frankreich, wurde für fünf Jahre gesperrt. Das Quartett habe mehrfach gegen die Regeln des Ethik-Codes verstoßen.

Balachnitschew kritisierte die Entscheidung als "politischen und radikalen Schritt. Ich bin bloß ein Vorwand - das Hauptziel ist, den ganzen russischen Sport zu diskreditieren", sagte er der Agentur Tass zufolge.

Sanktionen als abschreckende Botschaft

Die IAAF verkaufte die Sanktionen als Neuanfang in ihrem Bemühen, ihr inzwischen völlig ruiniertes Image wieder aufzubauen. "Die heute verkündeten lebenslangen Sperren könnten keine stärkere Botschaft sein, um zu zeigen, dass jene, die versuchen, die Leichtathletik zu korrumpieren oder zu untergraben, vor Gericht gebracht werden", sagte der neue Präsident Sebastian Coe. Der Brite, seit vielen Jahren in der IAAF tätig, ist selbst längst in die Kritik geraten. Zuletzt hatte sein Büroleiter Nick Davies sein Amt niedergelegt.

Die Sperren stehen im Zusammenhang mit dem vertuschten Dopingfall der russischen Marathonläuferin Lilija Schobuchowa. Sie soll sich den Start bei den Olympischen Spielen 2012 in London mit 450.000 Dollar erkauft haben, um eine drohende Doping-Sperre zu vermeiden. Der langjährige IAAF-Präsident Lamine Diack, der im August nach 16 Jahren als Verbandschef für seinen Nachfolger Coe Platz gemacht hatte, wird verdächtigt, für die Vertuschung von positiven Blutdoping-Fällen 200.000 Euro aus Russland erhalten zu haben.

System der Bestechung und Erpressung

Die IAAF sei aufgebracht, heißt es in einer Mitteilung des Weltverbandes, "dass sich Einzelpersonen zusammengetan haben, um substanzielle Bestechungsgeldern von Athleten in Erpresserbriefen zu erpressen". Die Ethikkommission hat zudem Geldstrafen verhängt: 25.000 US-Dollar (rund 23.250 Euro) für Balachnitschew und den Diack-Sohn, 15.000 für Melnikow.

Eine E-Mail von Davies an Papa Massata Diack legt nahe, dass vor den Weltmeisterschaften 2013 in Moskau die Veröffentlichung der Namen russischer Dopingsünder verzögert werden sollte. Die brisanten Details aus den französischen Ermittlungsakten hatten die französische Zeitung "Le Monde" und der britische Sender BBC veröffentlicht.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) wirft Russland systematisches Doping vor. Das IAAF-Council hatte die Gesamtrussische Leichtathletik-Föderation (WFLA) am 26. November offiziell aus dem Weltverband ausgeschlossen. Moskau darf bis auf Weiteres keine Sportler zu internationalen Veranstaltungen schicken.

Dunkler Schatten über Ex-Präsident Diack

Der frühere Verbandschef Diack soll nach einem Bericht von "Le Monde" französischen Ermittlern gegenüber zugegeben haben, bei russischen Dopingfällen beide Augen "zugedrückt" und dafür finanzielle Gegenleistungen bekommen zu haben. Er behauptete dem Bericht nach sogar, das Schmiergeld sei direkt von der russischen Regierung gekommen - über Balachnitschew als Mittelsmann.

Diack wird Bestechlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen. Die französische Justiz hat Anklage gegen den 82-Jährigen erhoben. Er soll in seiner fast 16-jährigen Amtszeit mehr als eine Million Euro für die Vertuschung positiver Doping-Proben kassiert haben. Dies hatte Staatsanwältin Eliane Houlette erklärt. Dolle hatte im Dezember 2014 sein Amt niederlegt. Der Franzose ist nur für fünf Jahre gesperrt worden, weil er bei den Erpressungen "nur" Mitwisser gewesen sein soll.

Neue Enthüllungen im IAAF-Skandal sind am 14. Jänner zu erwarten, wenn die Unabhängigen Untersuchungskommission der WADA den zweiten Teil ihres Berichtes über Doping, Bestechung und Vertuschung in der internationalen Leichtathletik veröffentlicht.

(APA)

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