Das Bauchgefühl der Schützenkönigin

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Lisa Theresa Hauser, 23, ist Österreichs einzige Weltklasse-Biathletin bei der Heim-WM. Sie erklärt ihren eigenen Weg, das Training mit Männern – und wieso ihr eine große Zukunft blüht.

Die Presse: Erst mit 17 Jahren sind Sie vom Langlauf zum Biathlon gewechselt, mit 23 haben Sie nun eine der besten Trefferquoten im Weltcup (89 Prozent) und kommen mit sechs Top-Ten-Plätzen zur Heim-WM.

Lisa Hauser: Mein großer Vorteil war, dass ich das Schießen von Anfang an richtig perfekt gelernt habe. Meine Trainer Alfred Eder (Vater von Simon Eder, Anm.) und Sandra Flunger (Simon Eders Cousine) haben schon so viel Erfahrung gesammelt und schon so viele Sachen ausprobiert - mir ist mir einfach immer das Beste beigebracht worden. Natürlich ist beim Schießen viel Talent dabei. Aber man kann das nicht jeden Tag abrufen. Manchmal fallen alle Scheiben und manchmal versuchst du noch so genau zu zielen aber es funktioniert gar nichts.

Wie wird man jetzt eine noch schnellere Langläuferin?

Der Langläufer wird im Sommer geschmiedet. Im Winter wird nur noch am Formaufbau gearbeitet. Die meisten Athletinnen werden erst mit 27, 28 richtig gut. Ich bin 23 und auf dem richtigen Weg.

Ihre Teamkolleginnen aber laufen hinterher. Sie sind alleiniges Aushängeschild im Damenteam.

Natürlich wird von mir mehr erwartet als von den anderen. Ich glaube, ich bin ein lockerer Typ und kann den Druck sehr gut wegstecken. Schlussendlich muss ich mit meinen eigenen Gedanken klarkommen, vor allem bei einer Heim-WM besteht ja die Gefahr, dass man zu verkopft herangeht. An einem normalen Tag glaube ich, dass das schon hinhaut.

„Hinhauen“ heißt was genau? Ihr erster Podestplatz scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Aufs Stockerl zu laufen ist wirklich nicht meine Ausgangsposition. Das habe ich noch nicht geschafft. Wieso soll es dann genau bei der WM passieren? Ich habe Außenseiterchancen, aber das haben sehr viele. Mein Ziel ist wirklich wieder ein Platz in den Top Ten.

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Ihre Trainerin Sandra Flunger wurde im ÖSV durch den Norweger Vegard Bitnes ersetzt. Sie haben die "Biathlonschmiede" ins Leben gerufen, trainieren seit dieser Saison abseits des Verbandes. eSteht in Hochfilzen nicht auch Ihr eigener Weg auf dem Prüfstand?

Ich habe schon im Dezember bewiesen, dass es der richtige Weg für mich war. Ich bin stolz darauf, auf mein Bauchgefühl gehört zu haben. Der ganze Druck, den ich am Saisonbeginn hatte, ist längst abgefallen. Gott sei Dank.

Kann die Biathlonschmiede eine Dauerlösung sein?

Es war der letzte Ausweg. Der Mittelweg, den ich vorgeschlagen habe, wurde abgewiesen. Ob es eine langfristige Lösung sein kann, ist schwer zu sagen. Aber wenn sich nichts ändert, bin ich nicht abgeneigt, es wieder so zu machen.

Mit den Biathlon-Preisgeldern alleine lässt sich so eine Trainingsgruppe aber nicht finanzieren.

Ich bin sehr froh, dass ich beim Bundesheer bin, anders würde es es einfach nicht gehen. Das ist die Basis. Und dann habe ich Sponsoren die mir unter die Arme greifen, natürlich auch meine Familie, die mich in der Organisation unterstützt hat.

Die Trainingsgruppe besteht aus vier Damen – und Simon Eder.

Wir profitieren alle von Simon. Man muss sich von den Besten etwas abschauen und die Männer sind beim Läuferischen sehr viel weiter. Am Schießstand ist er wirklich ein Vorbild, das war er auch schon als ich angefangen habe. Er gibt mir viele Tipps und hilft mir. Und natürlich ist auch Spaß dabei, vor allem beim Schießen, weil ich ihn da ein bisserl herausfordern kann, in der Loipe funktioniert das eh nicht. Es bringt mehr Lockerheit, mehr Abwechslung, als wenn es eine reine Damenmannschaft wäre.

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Wegen des russischen Dopingskandals findet am WM-Eröffnungstag ein IBU-Kongress statt. Was halten Sie vom Timing?

Ich glaube nicht, dass die Erfolge überschattet werden. Das gehört jetzt aufgeklärt, auch wenn das zeitgleich zur WM passiert.

Sie haben viel Lob erhalten, weil Sie in Oberhof mitten im Rennen Ihrer Konkurrentin vanessa Hinz einen Stock überlassen haben. Hand aufs Herz: Würden Sie auch bei der WM so handeln?

Das war eine spontane, situationsbedingte Handlung. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das solche Wellen schlägt, das war auch nicht meine Absicht. Es passiert oft, dass man einen Stock abtritt. Aber wenn es darauf ankommt, glaube ich nicht, dass ich wieder einen Stecken hergebe. (lacht)

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