Vierschanzentournee: Sturz entscheidet die Weitenjagd

VIERSCHANZENTOURNEE 2018 INNSBRUCK: FREITAG (GER)
VIERSCHANZENTOURNEE 2018 INNSBRUCK: FREITAG (GER)APA/GEORG HOCHMUTH
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Tournee-Analyse. Kamil Stoch triumphierte nach Richard Freitags Sturz auf dem Bergisel, der Pole steht vor der Titelverteidigung – landet er auch den Grand Slam? Österreicher enttäuschten erneut.

Innsbruck/Wien. Dass Kamil Stoch die 66. Vierschanzentournee gewinnen wird, ist mit dem Bergisel-Springen so gut wie in Stein gemeißelt. Der Pole triumphierte mit Sprüngen auf 130 und 128,5 Meter, es ist sein dritter Sieg auf der dritten Tournee-Station. Stoch gewann in Innsbruck als zweiter Pole nach Adam Malysz (2001) vor Daniel Andre Tande (NOR) und Andreas Wellinger (GER).

In Bischofshofen bleibt am Dreikönigstag nur noch eine Frage zu beantworten: egalisiert Kamil Stoch nun auch noch Sven Hannawalds Rekord aus dem Jahr 2002, knackt auch er den Grand-Slam?
Es ist bitter und beklemmend für Deutschlands Skisprungszene. Da gab es mit dem Sachsen Richard Freitag erstmals seit 2002 tatsächlich einen ernsthaften Anwärter auf den Tourneesieg. Drei Saisonsiege, Weltcupführender – und dann klappt es wieder nicht. Aber nicht, weil Stoch allein zu gut war, sondern auch Pech mitspielte. Freitag, 26, kam in Innsbruck zu Sturz, er zog sich Verletzungen an Hüfte und Knie zu. Auf den zweiten Durchgang musste er verzichten. Sein Trainer Werner Schuster war empört und grollte der Jury, weil der Anlauf nicht verkürzt worden ist. Das Malheur passierte aber bei der Landung, weil sich Freitags Skier hinten überkreuzten. Es kostete viele wertvolle Punkte – öffnete dem Polen das Tor zur Titelverteidigung und dem erneuten Gewinn des „Goldenen Adlers“.

Nächstes Kapitel der Tournee-Historie

Doppelolympiasieger Stoch wird sich in Bischofshofen auch nicht mehr aufhalten lassen. Seine Sprünge wirken souverän, lassen keinerlei Makel erkennen und allein das Wissen, wie man große Events gewinnt, verleihen Skispringern, an sich ja filigrane Wesen, zusätzlichen Auftrieb. Steht mit Stefan Horngacher noch ein gewiefter Coach auf dem Turm – er verkürzte nach Freitags Sturz den Anlauf umgehend um eine Luke – kann kaum noch etwas schief gehen.

Mit einem Sieg in Innsbruck ist Stoch jedenfalls bereits der zehnte Athlet in der Tournee-Historie, der in den ersten drei Orten ganz oben auf dem Podest stand. Zuvor schafften das nur: Olav Björnstad (NOR, 1953/54), Helmuth Recknagel (GDR, 1958/59), Max Bolkart (FRG, 1959/60), Toralf Engan (NOR, 1962/63), Björn Wirkola (NOR, 1968/69), Yukio Kasaya (JPN, 1971/72), Kazuyoshi Funaki (JPN, 1997/98), Sven Hannawald (GER, 2001/02) und Janne Ahonen (FIN, 2004/05). Acht dieser Überflieger wurden im vierten Bewerb Tourneesieger. Nur Kasaya, damals unschlagbar, wurde dieser Titel vom eigenen Verband verwehrt. Er musste nach Innsbruck – auf Weisung – abreisen, sich gezielt in Sapporo auf die Winterspiele vorbereiten. Er gewann immerhin (als Trost) auf der Normalschanze später Gold.

Was noch für Stoch, der aus der Springer-Hochburg Zakopane stammt, spricht? In den vergangenen 18 Jahren gewann mit einer Ausnahme immer der Führende nach drei Springen die Gesamtwertung. Nur im Vorjahr vergab der Norweger Daniel Andrea Tande diese Chance – gegen Stoch. Der Triumph auf dem Bergisel war sein 25. Weltcupsieg, in der ewigen Bestenliste zog er damit auf Platz 7 mit Andreas Felder gleich.

Immerhin: Hayböck als Einziger in den Top 10

Elf Österreicher waren in Innsbruck am Start gewesen, mit Hayböck (10.), Kraft (24., „Zu meiner Verunsicherung brauche ich nichts mehr sagen“) und Leitner (29.) schafften es nur drei ins Finale. Der Sturzflug hält an, das Rätselraten geht weiter.

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