In der Skination purzeln die Rekorde

Torlaufkönig Marcel Hirscher.
Torlaufkönig Marcel Hirscher.(c) REUTERS (DOMINIC EBENBICHLER)
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Marcel Hirscher ist nach seinem Garmisch-Sieg alleinige Nummer eins der ÖSV-Bestenliste, Manuel Feller feiert sein Stockerldebüt - und Ted Ligety meldet sich rechtzeitig vor Olympia zurück.

Garmisch-Partenkirchen. Der 55. Weltcupsieg, mit dem Marcel Hirscher endgültig an Hermann Maier (54) vorbeigezogen ist, verdient selbst nach seinen Maßstäben das Prädikat überlegen. Zweimal Laufbestzeit knallte der Salzburger in den Riesentorlaufhang von Garmisch-Partenkirchen, Manuel Feller landete mit gehörigem Respektabstand (+1,57Sekunden) auf Platz zwei, freute sich über sein erstes Weltcup-Podest überhaupt und erklärte: „Marcel kann sich derzeit nur selbst schlagen.“

Mit Saisonsieg Nummer zehn übertraf Hirscher darüber hinaus auch seine eigene Bestmarke, die er 2011/12 gesetzt hatte. Zum alleinigen Platz eins in der ÖSV-Siegerliste meinte er: „Das ist schon ein bisschen mehr als ein Pokal. Speziell in Österreich, das sehr skifanatisch ist, ist das ein unglaublicher Rekord, der schon Bedeutung und Gewicht hat.“

Die Liga der Verfolger

Erstmals seit März 2012 beim Weltcupfinale in Schladming standen wieder zwei Österreicher ganz oben auf einem Riesentorlaufpodest. Damals feierte der ÖSV dank Hirscher, Hannes Reichelt und Marcel Mathis sogar einen Dreifachsieg. In Garmisch gab nun der 25-jährige Feller, bisher nur WM-Zweiter 2017 im Slalom, seine überfällige Stockerlpremiere im Weltcup. „Es war jetzt nicht so überraschend, dass es im Riesentorlauf vor dem Slalom funktioniert. Die Riesentorlaufsaison war heuer schon sehr gut. Ich bin mit jedem Rennen stärker geworden. Der große Unterschied zum Slalom war einfach, dass kein Ausfall dabei war. Dadurch war es einfach psychisch viel leichter“, meinte der Tiroler. Im Slalom hat er in acht Saisonrennen bisher vier Ausfälle und vier Top-Ten-Plätze zu verzeichnen, im Riesentorlauf war er vor Garmisch ebenfalls viermal unter den schnellsten zehn.

Was den Abstand von über eineinhalb Sekunden auf Hirscher anging, hatte Feller die passende Anekdote parat. „Der Wahnsinn war, er hat mir nach dem Lauf gesagt: ,Ich habe gesehen, dass du führst, da bin ich einfach ein bisserl lockerer runtergefahren.‘ Also gleich noch eine auf den Deckel.“

Zu den Verfolgern des derzeit besten Riesentorläufers im Weltcup (vier Siege in zehn Saisonrennen, saisonübergreifend sieben der jüngsten acht Rennen gewonnen) gehört neben Henrik Kristoffersen (Vierter in Garmisch) und Alexis Pinturault (der Franzose fiel von Platz drei nach dem ersten Lauf auf Rang neun zurück) seit Garmisch auch wieder Ted Ligety. Der US-Amerikaner, mit 24 Riesentorlaufsiegen hinter Ingemar Stenmark (46) und Hirscher (26) die ewige Nummer drei in dieser Disziplin, wurde Dritter (+1,69 Sek.) und stand damit erstmals seit dem 5. Dezember 2015 wieder auf dem Podest. Damals hatte er sich im Super-G von Beaver Creek nur Hirscher geschlagen geben müssen.

Olympische Riesentorläufer

Der mittlerweile 33-jährige Familienvater hatte wegen Rückenbeschwerden die vergangene Saison im Jänner vorzeitig beendet und sich zu einer Operation entschlossen. In seinem Comebackwinter war er bisher Siebenter in Beaver Creek und Fünfter in Alta Badia gewesen, rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in Pyeongchang (9.–25. Februar, Riesentorlauf am 18. Februar) ist er zwar wieder in Form, erklärte aber: „Es gibt keine Möglichkeit, wie ich diese 1,6 Sekunden schneller hätte fahren können.“

Der nächste Riesentorlauf wird im Yongpyong Ski Resort in Südkorea gefahren, dann geht es um Olympiamedaillen. Der ÖSV schickt Hirscher, Feller, Stefan Brennsteiner (in Garmisch in Lauf eins ausgeschieden) und Philipp Schörghofer (noch kein Saisonrennen) an den Start. (joe)

RIESENTORLAUF GARMISCH-PARTENKIRCHEN

1. Marcel Hirscher (AUT) 2:40,18 Min.
2. Manuel Feller (AUT) +1,57 Sek.
3. Ted Ligety (USA) +1,69

Weiters: 4. Henrik Kristoffersen (NOR) +1,83 5. Matts Olsson (SWE) +1,97 6. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) +2,13 7. Florian Eisath (ITA) +2,20 8. Mathieu Faivre (FRA) +2,30 9. Alexis Pinturault (FRA) +2,32 10. Loic Meillard (SUI) +2,55 28. Christian Hirschbühl (AUT) +4,22 30. Johannes Strolz (AUT) +4,84.

Riesentorlauf-Weltcup (nach 6 Rennen): 1. Hirscher 520 2. Kristoffersen 415 3. Pinturault 269.

Gesamtweltcup (nach 28 Rennen): 1. Hirscher 1254 2. Kristoffersen 1030 3. Aksel Lund Svindal (NOR) 716.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2018)

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