Ski alpin: Rückschlag bei Vonns Rekordjagd

Skifans müssen sich gedulden, bis sie Lindsey Vonn wieder die Pisten hinunterfahren sehen.
Skifans müssen sich gedulden, bis sie Lindsey Vonn wieder die Pisten hinunterfahren sehen.Action Images / Reuters
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Lindsey Vonn, 34, muss ihren Saisonstart wegen einer Knieverletzung verschieben. Ausgerechnet im „Wohnzimmer“ Lake Louise wird sie auf ihrer Abschiedstournee nicht starten.

Copper Mountain/Wien. Die Hiobsbotschaft erreichte den Skizirkus am späten Dienstagabend europäischer Zeit: Eine Knieverletzung zwingt Lindsey Vonn, ihren Saisonstart zu verschieben. „Die gute Nachricht: Ich brauche keine OP. Die schlechte: Ich werde nicht in Lake Louise fahren können“, schrieb der US-Superstar auf Twitter. Der folgenschwere Sturz im Super-G-Training in Copper Mountain ist für die 34-Jährige, die ihren Abschied nach dieser Weltcupsaison angekündigt hat, ein doppelter Nackenschlag bei der angepeilten Jagd auf Ingemar Stenmarks Allzeitrekord von 86 Weltcupsiegen.

Vier Erfolge fehlen Vonn auf die Bestmarke, und in Lake Louise – da war man sich einig – hätte sie nächste Woche beim Speed-Auftakt der Damen angeschrieben. 18 Siege (13 Abfahrten, fünf Super-G) hat sie in den kanadischen Rocky Mountains gefeiert, nicht umsonst wird der Skiort auch „Lake Lindsey“ genannt. „Lake Louise war immer eine meiner Lieblingsstrecken. Ich bin am Boden zerstört, dass ich dieses Jahr nicht dort sein werde“, hieß es im Tweet.

Wieder einmal ist es der Körper, der Vonn Grenzen aufzeigt. Auf dem Weg zu vier großen und 16 kleinen Kristallkugeln sowie drei Olympia- (einmal Gold) und sieben WM-Medaillen (zweimal Gold) hat sie sich nie geschont, wie die Krankenakte beweist: Kreuzbandriss 2013 und 2014, Knöchel- und später Schienbeinkopfbruch 2015, Oberarmbruch mit Nervenschädigungen 2016. Zudem hatte sie 2012 ihren Kampf mit Depressionen öffentlich gemacht. „Physisch bin ich an dem Punkt, an dem es nicht mehr sinnvoll ist“, hatte Vonn im Oktober festgestellt und ihren Rücktritt mit Saisonende bekannt gemacht.

Mentale Herausforderung

Ohne Stenmarks Rekord vor Augen hätte Vonn womöglich schon früher den Schlussstrich gezogen, nun aber beginnt der Kampf gegen die Zeit. Denn die ersten drei der 17 angesetzten Speedrennen in diesem Winter wird sie verpassen, ihre Rückkehr in den Weltcup ließ sie vorerst offen. Zudem scheint sie die Rekordjagd mehr zu hemmen denn zu beflügeln. Mit „nur“ fünf Siegen war die letzte Saison die am wenigsten erfolgreiche komplett gefahrene seit 2007, erstmals überhaupt ging sie in Lake Louise gänzlich leer aus.

Umso härter dürfte Vonn nun der Ausfall für ihre Lieblingsrennen treffen. Denn die Beziehung zu Lake Louise ist eine innige. 2001 erreichte sie auf der vergleichsweise wenig anspruchsvollen Strecke als 17-Jährige erstmals das Ziel in einem Weltcupbewerb (Platz 43), vier Jahre später stand sie zum ersten Mal überhaupt ganz oben auf dem Stockerl – der erste von insgesamt 43 Triumphen in der Abfahrt –, dreimal gelang ihr das Triple (2012, 2013, 2016). „Ich bin glücklich, wenn ich aus dem Hotelzimmer schaue und den See sehe. Es ist ein Ort, an den ich wirklich gern komme, und das sieht man in meinem Skifahren“, lautete einmal ihre Liebeserklärung. Wenig überraschend wollte sie hier auch ihr Vorhaben umsetzen, gegen Männer anzutreten.

Ein feierlicher Abschied von Lake Louise bleibt Vonn nun also verwehrt, doch der US-Superstar betont: „I am down, but not out.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2018)

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