Marco Odermatt, Hoffnungsträger der Schweizer Skination

Marco Odermatt.
Marco Odermatt.(c) GEPA pictures
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Dem Schweizer Marco Odermatt gehört die Zukunft, vor den Rennen in Saalbach-Hinterglemm mischt der erst 21-jährige Schweizer bereits den Weltcup auf. Auch Marcel Hirscher ist angetan.

Wien. Für den Fall, dass Marcel Hirscher nach diesem Winter tatsächlich die Rennski an den Nagel hängen wird, hat Red Bull schon vorgesorgt. Die Fuschler haben im Sommer den 21-jährigen Marco Odermatt unter Vertrag genommen, als ersten Schweizer Rennläufer überhaupt. Wie Hirscher, Aksel Lund Svindal oder Lindsey Vonn geht Odermatt nun im Salzburger Leistungszentrum ein und aus. Denn dass ihm die Zukunft im Skiweltcup gehört, ist keine sonderlich gewagte Prognose.

Seine fünf (!) Goldmedaillen bei der Junioren-WM im Februar in Davos katapultierten den Mann aus dem Zentralschweizer Kanton Nidwalden erstmals in die Schlagzeilen. Doch der beste U21-Skifahrer der Welt zu sein, bedeutet im Weltcup für gewöhnlich noch nichts. Odermatt aber treibt die Weltspitze bereits in seiner ersten Saison auf Toplevel vor sich her, schon jetzt ist er der Aufsteiger des Winters.

Den Riesentorlauf von Val d'Isère beendete der vergleichsweise zierliche 1,84-m-Mann auf Platz sieben, damit hat er auch die Schweizer Kriterien für die WM-Teilnahme im Februar in Are erreicht. Die jüngste Talentprobe: Im ersten Riesentorlauf-Durchgang in Alta Badia, einem der schwierigsten Rennen des Weltcupkalenders, fuhr er mit hoher Startnummer 27 auf Platz drei (im zweiten Lauf riskierte er zu viel und fiel aus). Die Erwartungen schnellten einmal mehr in die Höhe, längst ist Odermatt die größte Zukunftshoffnung der Schweizer Skination. „Das höre ich häufig. Es kommt aber nicht nah an mich heran. Ich spüre keinen Druck“, meinte das Aushängeschild der Skifirma Stöckli.

Bemerkenswert beim Eidgenossen: Odermatt ist ein Allrounder. Beim Weltcupfinale in ?re zeigte er mit Platz elf im Super-G und Rang zwölf in der Abfahrt auf, vor einer Woche gewann er den Europacup-Super-G in St. Moritz. Am schnellsten ist er aber im Riesentorlauf, also jener Disziplin, in der die Schweizer Männer seit mittlerweile siebeneinhalb Jahren auf einen Weltcupsieg warten.

Rückschlag für das Schlitzohr

Es heißt, Odermatt sei abseits der Piste ein Lausbub, sein Selbstvertrauen aber ist zu spüren, seine Souveränität für sein Alter erstaunlich. Doch der Mann aus Buochs, vom Südufer des Vierwaldstättersees, kennt auch die dunklen Seiten des Skisports. Gerade hatte er bei seinem ersten Weltcuprennen in St. Moritz als 22. auf Anhieb gepunktet, ehe er sich Anfang 2017 eine Meniskusverletzung zuzog. „Man lernt, auf den eigenen Körper zu hören und Geduld zu haben“, erzählt Odermatt, der so immerhin mehr Zeit für seine Matura hatte. Die Comebacksaison 2017/18 krönte er mit den fünf Goldenen bei der Junioren-WM.

Nun mischt er den Weltcup auf. Stets an seiner Seite: der nicht minder ehrgeizige Loïc Meillard. Der Walliser ist 22 Jahre alt und hat im Riesentorlauf schon drei Top-Fünf-Resultate eingefahren. „Bei uns im Team ist alles ein Wettkampf. Egal ob auf der Piste, im Kraftraum oder sonst irgendwo“, berichtet Odermatt. Neben dem 21-jährigen Franzosen Clément Noël sind die beiden Schweizer die ersten Anwärter, um in Hirschers Fußstapfen zu treten.

Heute, beim Riesentorlauf in Saalbach-Hinterglemm, ist Hirscher aber noch haushoher Favorit. Zu Odermatt meinte der Salzburger: „Technisch ist dieser Kerl schon extrem weit.“

Weltcup Saalbach-Hinterglemm, Mittwoch: Riesentorlauf Herren, 10/13 Uhr, live, ORF eins. Donnerstag: Slalom Herren, 10/13 Uhr, live, ORF eins.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2018)

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