Lindsey Vonns tränenreicher Abschied

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Mikaela Shiffrin feierte mit dem Super-G von Cortina ihren elften Saisonsieg, Tamara Tippler ergatterte als Dritte das WM-Ticket. Lindsey Vonn weinte bitterlich und schloss ihr sofortiges Karriereende ob der Knieschmerzen nicht aus.

Cortina d'Ampezzo. Lindsey Vonn weinte bitterlich, die 34-jährige Amerikanerin rang um Worte. Sie hatte sich für ihr Comeback nach langer Knieverletzung so viel vorgenommen für die drei Rennen in Cortina, einem ihrer liebsten Weltcuporte. Hier gewann sie zwölfmal, so oft wie keine andere Skifahrerin. Doch weder in zwei Abfahrten noch im Super-G wollten Siege gelingen; im Gegenteil. Am Sonntag schied sie aus und klagte über massive Knieschmerzen.

„Ich wollte nicht aufhören, aber ich kann nicht weiter“, stammelte Vonn im ORF-Interview. „Die Schmerzen sind zu viel“, meinte die 34-Jährige und wollte ihr Karriereende nicht ausschließen. Viele halten Vonn längst nur noch für eine Drama-Queen, weil Erfolgswünsche im Streben nach dem Stenmark-Rekord (86, sie hält bei 82 Weltcupsiegen) bzw. im Duell mit ihrer Landsfrau Mikaela Shiffrin (sie gewann den Super-G, es ist ihr 54. Weltcupsieg) mit der Realität nicht mehr übereinstimmen. Riskanter Fahrstil, zu schwache Abfahrtshocke, zu weit weg – es sind überraschend klare Ansagen ihrer Konkurrentinnen, die dieses Bild schnell skizzieren. Auch ihren endgültigen Abschied wollte vor der WM im schwedischen Åre (ab 5. Februar) und dem Saisonfinale keiner so recht glauben. Hört sie also sofort auf, macht sie bis Saisonende weiter? Lindsey Vonn weinte. „Ich muss jetzt wirklich alles überlegen und schauen.“

Ihre Nachfolgerin als Seriensiegerin, Mikaela Shiffrin, verfolgte das Geschehen mit gewisser Distanz. Sie sagte zu Vonns Absichten nichts, ihre Vorreiterrolle hat die 23-Jährige mit dem elften Saisonsieg jedoch untermauert. „Ich habe das Gefühl auf meinen Skiern wiedergefunden, habe Vertrauen in meine Ausrüstung im Moment.“ Die Abfahrten am Freitag und Samstag hatte sie ausgelassen, vor der WM wolle sie mit Kräften haushalten – an der Erfolgskurve ändert das jedoch nichts.

Abfahrt-Double-Siegerin Ramona Siebenhofer schied wie Vonn und 20 weiteren Fahrerinnen aus. Dafür schlug Tamara Tippler die Stunde, fuhr nach einem Top-10-Platz in der Abfahrt als Dritte auf das Podest. Ihr erstes seit dem Super-G in Lenzerheide (März 2016) gab Auftrieb, warum auch nicht, er sicherte ihr endgültig das Ticket zur Ski-WM. „Das taugt mir voll. Ich habe mir vorgenommen, schnell, aber auch ein bisschen mit Hirn zu fahren. Ich habe gesehen, dass viele ausgefallen sind. Ich wollte es besser machen“, sagt die 27-Jährige. „Wenn eine WM ist, will man immer, dass man dabei ist. Aber es ist natürlich kein Wunschkonzert.“

Damen, Super-G Cortina

1. Mikaela Shiffrin (USA) 1:22,48 Min.
2. Tina Weirather (LIE) +0,16 Sek.
3. Tamara Tippler (AUT) +0,18
9. Venier 0,74 12. Hütter 0,91 13. Schmidhofer 1,04 18. Puchner 1,44 20. Ager 1,47 30. Ortlieb 2,07.

Gesamtweltcup: Shiffrin (1494) vor Vlhova (SVK) 898. Super-G: Shiffrin (300), Weirather (236).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2019)

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