Winter-Bilanz: Wer Schanze, Loipe und Schießstand dominiert

Der Überflieger der Saison im wortwörtlichen Sinn: Skispringer Ryoyu Kobayashi aus Japan.
Der Überflieger der Saison im wortwörtlichen Sinn: Skispringer Ryoyu Kobayashi aus Japan.(c) APA/AFP/JURE MAKOVEC
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Skispringer Ryoyu Kobayashi, Langläuferin Therese Johaug und Biathlet JohannesThingnes Bø prägten diese Weltcupsaison. Die Bilanz hinterlässt Österreich Highlights bei der Heim-WM, aber kein Gold und den Dopingskandal.

Wien. In Österreich hält der Frühling Einzug und läutet passenderweise das Ende der Wintersportsaison ein. Das Alpinteam um den nun achtfachen Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher und die Nordischen Kombinierer, die mit fünf Saisonsiegen und bei der WM in Seefeld mit neun Medaillen in allen vier Bewerben die Erwartungen klar übertroffen haben, genießen bereits die Sommerpause, am vergangenen Wochenende folgten ihnen Skispringer, Langläufer und Biathleten. Neben den rot-weiß-roten Highlights und Enttäuschungen prägten allen voran Ausnahmekönner das Geschehen auf Schanze, Loipe und Schießstand in diesem Winter.

Skispringen

Ryoyu Kobayashi hat seinem Höhenflug in dieser Weltcupsaison den standesgemäßen Schlusspunkt gesetzt: Fünf Monate nach seinem Premierentriumph feierte der Japaner beim letzten Bewerb beim Skifliegen in Planica seinen 13. Saisonsieg und kratzte mit 252m im ersten Durchgang am Weltrekord von Stefan Kraft (203,5m in Vikersund). Der 22-Jährige sicherte sich damit nach Gesamtweltcup, Vierschanzentournee und Raw-Air-Serie auch die Skiflug-Kugel. Nur bei der WM in Seefeld blieb Kobayashi unter den Erwartungen, musste sich mit Team-Bronze begnügen. Ein kleiner Trost: Mit 251.733 Schweizer Franken (223.901,98 Euro) Preisgeld war er auch die Nummer eins im Preisgeldranking.

Für Stefan Kraft endete trotz Platz 17 in Planica ein Winter mit Höhen und Tiefen auf dem zweiten Gesamtrang. Highlight für den Salzburger war die Heim-WM mit Team-Silber und Einzel-Bronze von der Normalschanze. „So etwas hast du nur einmal in der Karriere“, betonte der 25-Jährige, der nach durchwachsenem Auftakt im Jahr 2019 noch zu vier Siegen sprang. „Ich hätte nie gedacht, dass es so eine Saison wird.“

Hinter Kraft präsentierte sich das ÖSV-Adlerteam allerdings flügellahm, einzig Daniel Huber schaffte es einmal auf das Podest. Gregor Schlierenzauer, der seit Jahren nach alter Stärke sucht und in Tirol fehlte, denkt wie Routinier Manuel Fettner, 33, über das Karriereende nach.

Bei den Damen hieß die Gesamtweltcupsiegerin Maren Lundby, die zum Abschluss in Tschaikowsky ebenfalls noch einmal ganz oben auf dem Podest stand. Beste Österreicherin in der Gesamtwertung war Eva Pinkelnig, die als Tageselfte auf Rang elf landete. Daniela Iraschko-Stolz krönte ihren vielleicht letzten Weltcup-Winter nach Verletzung zum Auftakt noch mit drei Saisonsiegen, WM-Silber im Mixed und Team sowie Einzel-Bronze.

Langlaufen

Überragende Athletin dieses Winters war unbestritten die Norwegerin Therese Johaug, die ihr Comeback nach Dopingsperre mit acht Saisonsiegen und dreimal Gold in Seefeld krönte. Erst beim Finale in Quebec wurde die 30-Jährige erstmals in dieser Saison in Distanzrennen geschlagen – zweimal setzte sich die Schwedin Stina Nilsson durch. Der Gesamtweltcup ging allerdings an Johaugs Landsfrau Ingvild Flugstad Østberg.

Die rot-weiß-rote Fahne im Langlauf-Weltcup hielt wieder einmal Teresa Stadlober hoch. Sieben Top-Ten-Resultate stehen für die 26-Jährige zu Buche, auch bei der Heim-WM in Seefeld lief sie über 10 km klassisch auf Rang acht. Die erhoffte Medaille blieb damals auch wegen einer hartnäckigen Verkühlung außer Reichweite, deren Nachwehen sie noch in Kanada spürte. „Die zweite Saisonhälfte war von Krankheit und Trainingspausen geprägt und die Kraft ist mir zum Schluss einfach abgegangen“, sagte Stadlober nach den Rängen 27 und 29 beim Finale.

Bei den Herren werden aus österreichischer Sicht die Dopingfestnahmen von Max Hauke und Dominik Baldauf im Rahmen der Heim-WM in dunkler Erinnerung bleiben. Das Duell um den Gesamtweltcup entschied Titelverteidiger Johannes Høsflot Klæbo aus Norwegen mit dem abschließenden Sieg in der Verfolgung in Quebec gegen den Russen Alexander Bolschunow für sich.

Biathlon

Auch bei den Skijägern dominierte mit Johannes Thingnes Bø ein Mann den Weltcup. Der Norweger feierte am Sonntag in Oslo seinen 16. Sieg im 25. Bewerb und verbesserte den Rekord des Franzosen Martin Fourcade (14). „Biathlon hatte viele Legenden vor mir. Jetzt eine davon zu sein ist besonders. Ich habe Geschichte geschrieben, das ist etwas Großes“, sagte der Gesamtweltcupsieger. Mit viermal Gold und einmal Silber von der WM in Östersund hält der Jüngere der Bø-Brüder bei 14 Stück Edelmetall und wandelt auf den Spuren von Ole Einar Bjørndalen. Vergleiche mit dem berühmten Landsmann möchte der 25-Jährige noch nicht hören: „Ole ist noch ein anderes Level, da sehe ich mich noch nicht.“

Die Österreicher blieben mit je einem Podestplatz von Simon Eder, Julian Eberhard und dem Team unter dem neuen Cheftrainer Ricco Groß unter den Erwartungen. Eder lief mit Lisa Hauser im Mixed-Single in beiden Weltcupbewerben zu Rang zwei, ausgerechnet bei der WM aber ließ das Duo aus. Eberhard rettete mit Bronze im Massenstart die Bilanz.

Hauser stellte als Fünfte am Sonntag ihr bestes Weltcupresultat ein, die Südtirolerin Dorothea Wierer sicherte sich den Gesamtweltcup. Neun Top-Ten-Ergebnissen belegen eine starke Saison der Tirolerin, und hätte sie beim WM- Sprint nicht auf die falsche Scheibe geschossen, hätte sie sie vielleicht sogar mit einer Medaille gekrönt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2019)

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