Hirscher: "Ein Trottel, der das nicht genießt"

Hirscher Trottel nicht geniesst
Hirscher Trottel nicht geniesst(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Hans Simonlehner)
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Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher fädelte im finalen Slalom ein und vergab die Chance auf die kleine Kugel. Ivica Kostelić als großer Pechvogel, André Myhrer als lachender Dritte.

Schladming. Tausende Skifans sind noch einmal am Schlusstag zu den Schladminger Festspielen gekommen. Wer nicht früh genug auf den Beinen war, konnte den neuen Gewinner des Gesamtweltcups nicht mehr bei der Ausübung seines Sports bewundern. Die Chance auf den Kristall-Hattrick hat Marcel Hirscher aber bereits im ersten Durchgang vergeben. Der 23-jährige Salzburger fädelte ein und schwang ab. Sein Arbeitstag war rasch beendet. „Aber ich habe das noch nie so leicht verkraften können wie diesmal“, meinte Hirscher. „Ich hätte den Fans gern mehr gezeigt, eine Show geboten, aber es wollte halt nicht sein. Am liebsten hätte ich voll attackiert, um eine größere Rolle zu spielen.“

Marcel Hirscher hat in Schladming eine große Rolle gespielt, er war der Hauptdarsteller, der umjubelte Star. „Ich wäre ein Trottel, würde ich das alles nicht genießen“, meinte er. „Und es gibt schon wieder neue Ziele.“ Die kleine Kugel für den Slalomweltcup, die bleibt aber ein Wunsch. „Nicht mehr einfädeln, das ist auch einer“, scherzte er. „Das muss ich noch üben.“

Das Duell um die Slalom-Kugel war lange Zeit ein Zweikampf zwischen Hirscher und Ivica Kostelic gewesen. Zum lachenden Dritten wurde dadurch ein Schwede. Andre Myhrer schwang sich auf der Planai zu einer Höchstleistung auf, holte sich den Tagessieg – und bremste damit im letzten Moment Kostelić noch aus. Myhrer, der heuer bereits in Zagreb und in Kranjska Gora gewonnen hat, gilt als Schladming-Spezialist. Er war hier schon einmal Zweiter, einmal Dritter, einmal Vierter. „Ein Wahnsinn“, meinte der Schwede, der damit das Erbe von Thomas Fogdoe aus dem Jahr 1993 antritt.

Andre Myhrer, der als Gitarrist in einer Band spielt und in Monaco wohnt, rockte. Nur wenige Meter weiter hockte Ivica Kostelić, der Kroate wirkte wie ein Häuflein Elend. Er hatte im ersten Durchgang einen so schweren Fehler, dass er in den Kampf um Weltcuppunkte nicht mehr eingreifen konnte. Kostelic stieg mehrere Tore zurück, aber es blieb bei unbelohnter Liebesmüh.

Ohne Kostelić kein Hirscher

Der Kroate wurde damit zum großen Pechvogel der Saison. Die Knieverletzung, erlitten in Sotschi, ließ ihm keine Chance mehr. Kostelić verpasste neun Rennen und setzte den Kampf um die große Kugel aus. Die Slalom-Kugel aber, die wollte er unbedingt. Das war sein letztes Saisonziel, dem ordnete er in den vergangenen Wochen alles unter. Vergeblich. Weil der 29-jährige Andre Myhrer, der bei Olympia in Vancouver Bronze gewonnen hat, gnadenlos zum Sieg wedelte.

„Ich musste besonders viel riskieren, weil mein Körper in keinem guten Zustand ist und ich selbst bei Risiko nicht so schnell bin wie sonst“, erklärte Kostelić den bitteren „Nuller“, seinen ersten im Slalom seit rund einem Jahr. Ob er gegen einen Hirscher oder Myhrer bestehen hätte können, blieb unbeantwortet.

Für Marcel Hirscher beginnt nun ein neuer Abschnitt in seinem Leben. „Nach der Riesenbelastung und dem langen Kampf gegen Beat Feuz war es nicht einfach, die Spannung zu erhalten. Ich musste mich so lange fokussieren, es war kaum noch auszuhalten“, erklärte Hirscher. „Es war ein bissl der Druck heraußen, aber ich bin auch froh, dass ich nun wieder Luft bekomme und die Schultern um 50 bis 100 Kilo leichter sind.“ Der Salzburger freut sich jetzt auf den Sommer. „Ich wäre ein Trottel, würde ich es nicht genießen!“

Auf einen Blick

Österreich gewann in diesem Winter bei den Herren erstmals seit der Saison 2006 den Gesamtweltcup durch Marcel Hirscher, den Abfahrtsweltcup (Klaus Kröll) und die kleine Kugel für den Riesentorlauf (Marcel Hirscher).

Bei den Damen triumphierte Marlies Schild im Slalom.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2012)

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