Daniel Danklmaier: Sprünge einer Karriere im Zeitraffer

Daniel Danklmaier wuchsen in Kitzbühel fürwahr Flügel, auf der Streif buchte er sein WM-Ticket.
Daniel Danklmaier wuchsen in Kitzbühel fürwahr Flügel, auf der Streif buchte er sein WM-Ticket.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Filmreifes WM-Debüt für Daniel Danklmaier: Schwere Verletzungen, Europacup – und jetzt in Åre auf Medaillenjagd. Konkret: beim heutigen Super-G.

Åre. Mit Applaus von den ÖSV-Teamkollegen wurde Daniel Danklmaier auf der WM-Bühne empfangen. Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr und Hannes Reichelt gratulierten dem Shootingstar zur erfolgreichen Qualifikation für den Super-G am Mittwoch (12.30 Uhr, live auf ORF eins). Der Steirer setzte sich im internen Duell gegen Christian Walder durch und fügte seinem Skimärchen das nächste Kapitel hinzu. „Vor zwei Wochen hätte ich nicht gedacht, dass ich hier sein werde“, sagt der 25-Jährige zum rekordverdächtigen Aufstieg. „Die Ziele werden von Woche zu Woche anders.“

Vor zwei Wochen ging Danklmaier in Kitzbühel an den Start – zunächst im Europacup. Im drittklassigen B-Kader in die Saison gestartet, wollte sich der Absolvent der Skihandelsschule Schladming vorrangig für den Weltcup empfehlen. In Nordamerika raubte ihm das Wetter die Qualifikationsmöglichkeiten, „es hat nicht gut angefangen“. In Bormio erhielt er im Super-G eine Chance, wurde 19. Wichtiger war jedoch das Fahrerlebnis auf der eisigen Stelvio, denn das brachte das Selbstvertrauen, auch bei widrigen Bedingungen volles Risiko gehen zu können, zurück. „Das ist wie ein Schalter, dann ist dir das komplett egal“, erzählt der Atomic-Profi.

Glück kehrt immer zurück

Dennoch musste sich Danklmaier danach wieder im Europacup beweisen und gab mit dem Sieg auf der Streif die bestmögliche Antwort. „Das war schon ein Wahnsinn. Danach habe ich gedacht, dass ich das Weltcuptraining locker fahren kann.“ Ausgerechnet auf der schwierigsten Abfahrt im Skizirkus zeigte er mit Topzeiten auf und wurde mit Starts in den beiden Weltcuprennen belohnt. „Dass es so gelaufen ist, war wie in einem Film.“ Die Verletzung von Max Franz in Kitzbühel öffnete schließlich die Tür zur WM. „Natürlich bin ich auch mit Glück reingerutscht“, weiß Danklmaier. „Aber es ist durch meine Leistungen sicher berechtigt.“

Ein Happy End baut zumeist auf Rückschlägen auf – und davon hat der Steirer in seiner noch jungen Karriere bereits einige erlebt. Zwei Kreuzbandrisse und ein Patellasehnenausriss bremsten ihn, zwischenzeitlich kam er ins Grübeln. „Nach der dritten Verletzung denkt man sich: Warum? Aber irgendwie hat alles einen Sinn“, ist er überzeugt, dass das Leben vieles zurückgibt. Dank der Zusammenarbeit mit Fitness-Coach Peter Meliessnig, der auch Anna Veith betreut hat, fühlt er sich nun „besser beinander als je zuvor“.

Bei den Titelkämpfen zählt nur das Podest, das ist dem WM-Neuling klar: „Eine Medaille ist auch für mich Ziel. Ich werde als Außenseiter Vollgas geben.“ Mit bald 26 hat er als Speedfahrer seine besten Jahre vor sich, nicht umsonst haben alle Super-G-Sieger dieses Winters ihren 30. Geburtstag schon hinter oder heuer vor sich.

Eine große Skifamilie

Die Verletzungen haben Danklmaier wichtige Lernjahre gekostet, weshalb er mit neun Weltcupeinsätzen die mit Abstand wenigsten aller ÖSV-Herren im WM-Aufgebot hat. Routinier Hannes Reichelt, 38, kann allein elf WM-Starts vorweisen, neben 281 Weltcuprennen. Vom Erfahrungsschatz der Kollegen profitiert auch der Newcomer, wenn er wie in Åre erstmals auf schwedischem Schnee steht und sie nach Pistenverhältnissen oder Beschaffenheit der Sprünge ausfragt. „Sie sind sehr hilfsbereit. Der Teamspirit passt“, sagt der 25-Jährige, der starke Teamkonkurrenz schätzt. „Es pusht dich, wenn du mit den Besten trainierst.“

Die Skibegeisterung wurde Danklmaier in die Wiege gelegt. Schon Großvater Wilhelm Kraml bestritt Rennen, Mutter Elisabeth fuhr im Weltcup. Obwohl selbst in den schnellen Disziplinen beheimatet gewesen, würde sie den Sohn lieber im Slalom sehen, wie dieser einmal verriet: „Den Mut hat sie mir mitgegeben. Jetzt beim Zuschauen hat sie keinen.“ Seine Familie wird ihn zu Hause vor dem Fernseher anfeuern, für die Reise nach Schweden kam die Nominierung zu kurzfristig. In Zukunft soll das kein Thema mehr sein, möchte Danklmaier der WM-Premiere doch viele weitere Auftritte auf großer Bühne folgen lassen.

Auf einen Blick

Daniel Danklmaier, Hannes Reichelt, Vincent Kriechmayer und Matthias Mayer starten am Mittwoch im Super-G (12.30 Uhr, live, ORF eins). Erik Guay (CAN) wäre Titelverteidiger, er hat im November 2018 seine Karriere beendet. Favoriten sind Aksel Lund Svindal (NOR), Dominik Paris (ITA) oder Kitz-Sieger Josef Ferstl. Allerdings: der letzte deutsche Sieger bei einem Großereignis? Markus Wasmeier, in Lillehammer 1994.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2019)

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