Huawei: Zu chinesisch für den Rest der Welt

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In China gilt der chinesische Hersteller Huawei als zu westlich, außerhalb des Landes wird ihm der Stempel "Made in China" aufgedrückt.

Über 2,427 Milliarden Menschen verwenden Technologie des chinesischen Unternehmens Huawei, wobei dem größten Teil diese Tatsache nicht einmal bewusst sein wird. So liegt die eigentliche Hauptarbeit des Unternehmens in der Telekommunikationsausrüstung. Smartphones kamen erst später. Viel später.

Huaweis Geschichte geht ins Jahr 1987 zurück. Gegründet wurde das Unternehmen von Ren Zhengfei. Um die Entstehung der Firma und dessen Gründer ranken sich zahlreiche Geschichten. Besonders in Indien, Taiwan und auch in den USA sieht man sich aufgrund des Werdegangs von Zhenfei oft Kritik ausgesetzt. Der medienscheue Gründer war in seinen jungen Jahren Rüstsungsingenieur bei der chinesischen Volksbefreiungsarmee und 1978 trat er der Kommunisitischen Partei bei.

Bei Wikipedia findet sich wenig über den 1944 geborenen Zhengfei. Das von ihm geschaffene Unternehmen soll für sich und ihn sprechen. Die medienscheue Art Huaweis wird im Nachhinein von einigen Mitarbeitern als Fehler eingeschätzt. Zu sehr hätten sich Gerüchte und Unwahrheiten verbreitet.

Headquarter nach dem Vorbild Googles

"Die Presse" konnte einen Blick hinter die Kulissen werfen. Und es scheint, als wäre Huawei eines von jenen chinesischen Unternehmen, das sich scheinbar mühelos zwischen eigenen Traditionen und westlichen Anschauungen bewegt. Die Rundfahrt über das Gelände des Hauptquartiers in Shenzhen lässt an eine Niederlassung Facebooks glauben. Wohnkomplexe, eine  Außen-Schwimmanlage, Fitness-Studios für Frauen und Männer. Ein riesiger Campus, der zum Verweilen und Bleiben einlädt. Statt Kantinen gehen die Mitarbeiter in Restaurants, die sich eingemietet haben.

Erst bei genauerem Hinsehen offenbaren sich hie und da Huawei-Logos. Außerhalb der Arbeit will man offenbar nicht ständig an den Arbeitgeber erinnern. Auch der künstlich angelegte Park mit den 15 schwarzen Schwänen lässt beinahe vergessen, dass man sich auf dem Gelände eines multinationalen Unternehmens bewegt, das über 170.000 Mitarbeiter beschäftigt. Sogar Apple beschäftigt weniger.

Joe Kelly, einer der wenigen Nicht-Chinesen im Hauptquartier in Shenzhen ist es sichtlich gewohnt in erster Linie Fragen über seinen Arbeitgeber und die Beziehung Huaweis zur chinesischen Regierung zu beantworten. Und die Antwort fällt simpel aus: "Wir sind ein chinesisches Unternehmen. Natürlich haben wir auch mit der chinesischen Regierung zu tun. Wie auch in jedem anderen Land in dem wir tätig sind". Die Vorwürfe, dass Huawei mit seiner Technologie nicht nur US-Provider ausgestattet haben soll, sondern auch für die Regierung spioniert, konnte nie bewiesen werden. Die Vorwürfe, dass Huawei "eine Gefahr für die nationale Sicherheit" darstelle, konnte nie bewiesen werden. Seit Edward Snowden sind die Anschuldigungen über versteckte Spähsoftware in Huawei- und ZTE-Produkten verstummt.

"Bei Huawei wollen alle arbeiten"

Ganz aus der eigenen chinesischen Haut kann Huawei aber doch nicht. Produktivität ist die oberste Maxime. Bei einem Rundgang durch die Produktionsstätte am Songshan Lake in Shenzhen wird das deutlich. Dort, wo noch vor dreißig Jahren Fischer ihren Tätigkeiten nachgingen, werden täglich Serverschränke für Mobilfunkanbieter gefertigt. Die einzelnen Platinen werden überprüft und geröngt und unters Mikroskop gelegt. Erst nach bestandenem Sicherheits-Check dürfen sie verbaut werden.

Die Arbeitsschritte werden akribisch überwacht. Wie auch auch die Laune der Mitarbeiter. Mittels Smileys. Traurige und gleichgültige soll es auch geben. Zu sehen sind davon keine. Alle sind glücklich. Sollte es einmal anders sein, besagt das Protokoll, dass der Vorgesetzte mit dem nicht so glücklichen Arbeiter bespricht, wie die Situation geändert werden kann.

Über 20.000 Mitarbeiter und alle sind glücklich. Beinahe unrealistisch. Direktor der Huawei-Cyber-Security-Abteilung sieht das natürlich anders. Im Unternehmen sei man immer darum bemüht, Probleme gar nicht aufkommen zu lassen. Denn nur "glückliche Arbeiter" seien in der Lage die "besten Produkte" liefern zu können.

Foxconn täglich vor Augen

Dass die Huawei-Angestellten es auch schlechter treffen könnten, haben sie täglich mehrmals vor Augen. Denn nur einen Steinschlag entfernt befindet sich das Fabrikgelände von Foxconn. Abgeschirmt durch meterhohe Wände, aufgetürmten Erdwällen und Stacheldraht. Wie es innen aussieht, kann man nur erahnen. Und auch wenn Foxconn beteuert, nachgebessert zu haben, die Selbstmorde, Kinderarbeiter, Arbeitsunfälle, verfallen Unterkünfte und die miserable Bezahlung sind längst nicht vergessen.

Dennoch, auch Huawei hat die Produktion teilweise ausgelagert. Zu Foxconn. "Zu unseren Bedingungen", heißt es hier seitens Huawei. Weiter äußert man sich nicht dazu. Außer, dass sie im Unternehmen verpackt werden. Zur abschließenden Kontrolle. Aber geht es nach dem Direktor der Huawei-Cyber-Security-Abteilung, der die Führung durch das Werk zur Chefsache erklärte, werde man schon in naher Zukunft auf Menschen verzichten können. Dann werden Maschinen die Arbeit übernehmen können.

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