Telegram muss in Russland Nachrichten entschlüsseln

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Der Nachrichtendienst Telegram ist mit seiner Berufung gegen die Vorgabe der Offenlegung der Entschlüsselung von Nachrichten abgeblitzt. Künftig darf der russische Inlandsgeheimdienst FSB Nachrichten mitlesen.

Der oberste russische Gerichtshof hat am Dienstag den beliebten Messenger-Dienst Telegram dazu verurteilt, die von ihm verschickten verschlüsselten Nachrichten für den Inlandsgeheimdienst FSB zu entschlüsseln. Roskomnadsor, die Aufsichtsbehörde für Massenmedien, Telekommunikation und Datenschutz, wies Telegram unterdessen an, dem Inlandsgeheimdienst binnen 15 Tagen die für die Entschlüsselung erforderlichen Informationen zu übermitteln.

Telegram hatte gegen ein früheres Urteil Berufung eingelegt, das ihm die Unterrichtung des FSB auferlegte. Die Revision wurde am Dienstag abgelehnt. Sollte das Unternehmen dem Urteil des obersten Gerichts nicht folgen, könnte Telegram in Russland blockiert werden. Davon lässt sich Telegram-Gründer Pavel Durov offensichtlich nicht beeindrucken. Auf Twitter ließ er die Nutzer wissen: "Drohungen, Telegram zu blockieren, wenn es keine Nutzerdaten preisgebe, werden nicht erfolgreich sein. Telegram steht für Freiheit und Privatsphäre."

Es ist nicht das einzige Herzensprojekt von Durov. In den letzten Wochen sammelte das Unternehmen mehr als 850 Millionen Dollar an Kapital, um damit eine eigene Kryptowährung zu entwickeln.

Die kostenlose Telegram-App ist in Russland besonders beliebt, weil Nachrichten verschlüsselt vom Absender zum Empfänger gelangen. Knapp zehn Prozent der Telegram-Nutzer sind in Russland zuhause. Weltweit nutzen mehr als 100 Millionen Menschen die App, davon zehn Millionen in Russland. Telegram wird in mehreren Ländern wegen seiner Verschlüsselungstechnologie vorgeworfen, Jihadisten als attraktives Kommunikationsmittel zu dienen.

Stärkere Verschlüsselung für alle Nachrichten

Telegram setzt auf eine eigene Verschlüsselungstechnologie, die MTProto heißt. Dabei war das verwendete Protokoll unter Experten umstritten, da man auf die veraltete Hash-Funktion SHA-1 (SHA steht für Secure Hash Algorithm) gesetzt hat. Mittlerweile setzt Telegram in der Version 2.0 der eigenen Verschlüsselungstechnologie auf eine komplexere Hash-Funktion; SHA-256. Das bedeutet für Telegram-User, dass es nicht mehr notwendig ist in "Geheimen Chats" mit Freunden zu kommunizieren, da grundlegend alle Nachrichten in dem Messenger verschlüsselt verschickt werden.

In den vergangenen Jahren hatte die russische Regierung die staatliche Kontrolle über das Internet verschärft. Der Kreml rechtfertigt sein Vorgehen als Maßnahme zum Schutz vor islamistischen Anschlägen.

(Red.)

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